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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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letzte Erinnerung war ihnen noch das dreckige Grinsen geblieben, das zudem wissend ausgesehen hatte. Beide wussten den Grund, denn Plummer und Stanley trauten ihnen die Befreiung nicht zu und rechneten damit, dass sie sterben würden.
    Suko hatte den Schlag verhältnismäßig gut verkraftet. Er war keiner, der sich schnell in sein Schicksal ergab. Das hatte er eigentlich nie getan, und auch jetzt arbeitete er mit Hochdruck an seinen Fesseln, die er losbekommen musste.
    Jenny Orwell meldete sich. »Die Frage ist zwar nicht originell, ich stelle sie trotzdem.«
    »Bitte.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir werden zusehen, dass wir hier herauskommen.«
    Sie war zunächst so überrascht, dass sie keine Worte für die Antwort fand. »Toll«, sagte sie nach einer Weile, »und wie sollen wir das bewerkstelligen?«
    »Indem wir uns befreien.«
    »Ha, schaffen Sie das denn?«
    »Ich versuche es zumindest. Leider bin ich kein Zauberküns tler und habe so meine Probleme, aber es wird schon klappen, glauben Sie mir.«
    »Optimist.«
    »Bin ich immer.«
    »Kennen Sie sich denn aus?«
    »Kann man sagen.«
    Sie atmete schwer und musste lachen. »Wenn es nicht so ernst wäre, würde ich ja weiterhin lachen, aber ich komme mir manchmal vor wie in einem Film, für den ich gecastet worden bin, um die weibliche Hauptrolle zu spielen. Nur überleben die Protagonisten im Film zumeist, wenn es um die Guten, geht, aber hier sehe ich schwarz.«
    »Wir haben noch Zeit.«
    »Wie lange denn?«
    »Bis man uns holen kommt.«
    Jenny stellte zunächst keine Frage mehr, so konnte Suko mit seinen Befreiungsbemühungen fortfahren. »Und wer wird uns holen?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen, Jenny, aber bestimmt nicht der Nikolaus. Das muss schon ein schreckliches Monster sein. Machen Sie sich auf etwas Schlimmes gefasst.«
    »Verdammt, Sie sagen das so, als wüssten Sie Bescheid.«
    »Nicht direkt, aber ich befinde mich nicht zum ersten Mal in dieser Lage. Seien Sie deshalb nicht überrascht, wenn sie plötzlich ein schleimiges Etwas vor sich sehen. Man sagt auch Ghoul dazu. Das sind Wesen, die sich versteckt halten. Viele von ihnen leben auch auf Friedhöfen, wo sie am wenigsten entdeckt werden.«
    »Ghoul«, flüsterte Jenny Orwell. »Den Begriff habe ich noch nie im Leben gehört.«
    »Seien Sie froh.«
    Auch Suko war froh, dass Jenny nicht nachfragte. Sie lagen beide nebeneinander in der Stille, aber nicht im Stockfinstern.
    Um sie herum verteilte sich eine graue Helligkeit, wenn man es optimistisch sah, denn aus der Öffnung fiel noch das Licht bis hinab in die Tiefe und erreichte dort den Grund.
    Es war feucht auf dem Grund des Schachts. Und es herrschte um sie herum eine Luft, die den Namen nicht verdiente. Sie war zu atmen, aber sie stank widerlich. Nicht nach Wald, nicht nach altem Wasser, sondern einfach nur faulig und mit den dünnen Schwaden der süßlichen Verwesung durchzogen. So jedenfalls kam es Suko vor.
    Er hatte sich zwischenzeitlich auf die andere Seite gedreht und die Gegenstände auf dem Boden entdeckt, die ein helles Schimmern abgaben. Er hatte sich zuerst keinen Reim darauf machen können, bis ihm eingefallen war, dass es sich bei diesen Resten um Knochen handeln konnte, die selbst ein Ghoul verabscheute. Reste einer Mahlzeit, die diesem widerlichen Dämon gemundet hatte.
    War er da?
    Er oder ein ähnliches Wesen, das sich nicht mal in der Nähe versteckt halten musste, sondern sich in diesem unterirdischen Tunnelsystem verkrochen hatte? Suko hatte nämlich gesehen, dass es einen Tunnel oder Stollen gab, der möglicherweise tiefer in den Wald hineinführte und so etwas wie das Rückzugsgebiet dieser widerlichen Kreatur war. Wobei der Stollen nicht unbedingt nur eine Länge haben musste, sondern auch Verzweigungen haben konnte, was durchaus zum Revier eines Ghouls gehörte.
    Suko arbeitete verbissen an seinen Fesseln, was auch Jenny Orwell bemerkte, denn sie lenkte ihn nicht mit weiteren Fragen ab und hielt sich zurück. Die junge Frau war tapfer und nahm ihr Schicksal hin, ohne zu klagen.
    Sie hatte sich zusammengedrückt und es geschafft, trotz der gefesselten Hände eine sitzende Haltung einzunehmen. Zwar nicht bequem, sondern leicht schräg, aber die lehmige Stollenwand gab ihr den nötigen Rückhalt.
    In dieser Position besaß sie auch einen besseren Überblick, wobei sie zwar nicht viel sehen konnte, aber den Kopf so gedreht hatte, dass ihr Blick in die Tiefe des Stollens gerichtet war, als wüsste sie, dass das Unheil
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