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1222 - Die Jenseits-Sekte

1222 - Die Jenseits-Sekte

Titel: 1222 - Die Jenseits-Sekte
Autoren: Jason Dark
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lag es an ihrer Sicherheit, die sie ausstrahlte und sie älter machte, als sie es wirklich war.
    Man sagt ja immer, dass Mädchen oft weiter in der Entwicklung sind als Jungen, wobei sich das in einem gewissen Alter egalisiert, aber in diesem Fall kam es Johnny so vor. Er hätte gern von sich aus die Initiative übernommen, doch da stand wieder die unsichtbare Barriere, die ihn davon abhielt.
    Er trank den Wein. Dabei sah er, dass ihn Suzy über den Rand des Bechers beobachtete. Ihr Blick hatte etwas Verha ngenes, Prüfendes, vielleicht auch Lauerndes, doch so weit wollte Johnny nicht gehen. Um alles in der Welt kein Misstrauen aufkeimen lassen. Nicht an das denken, was ihm in seinem Leben schon alles widerfahren war und was letztendlich auch dahinter steckte.
    »Der Wein ist echt Spitzenklasse«, lobte er, als er den Becher abgesetzt hatte.
    »Ha, das sagt mein Vater auch.«
    »Hat er ihn dir gegeben?«
    »Klar.«
    »Und…?«
    Suzy legte den Kopf schief. »Was und?«
    »Hat er nicht gefragt, wo du hinwillst?«
    »Nein«, erwiderte sie überzeugt. »Warum hätte er das tun sollen? Es ist schon okay. Ich bin alt genug.«
    »Ja, stimmt. Ich auch. Deine Eltern sind sehr tolerant - oder?«
    Suzy Abbot öffnete ihre Augen noch weiter. »Sind das deine denn nicht, Johnny?«
    »Doch schon.« Er war etwas verlegen und überbrückte die Verlegenheit mit einem Schluck Wein. »Das sind sie schon, aber sie möchten auch gern wissen, wo sie mich finden können, wenn mal Not am Mann ist. Verstehst du?«
    »Klar. Bist du auch dafür?«
    »Ich habe kaum Geheimnisse vor ihnen.«
    »Auch nicht, dass wir heute zusammen sind?«
    »Ich sagte ›kaum‹.«
    »Aha.« Suzy lächelte. »Dann wissen deine Eltern also nicht, wo sich ihr Sohn herumtreibt.« Sie tippte mit der rechten Zeigefingerspitze mehrmals gegen Johnnys Brust.
    »Alles brauchen Sie ja nicht zu wissen.«
    »Das ist gut gesagt. Aber sie kennen mich - oder?«
    Johnny wiegte den Kopf. »Das kann man so nicht sagen. Sie wissen, dass ich eine Freundin habe.«
    »Sehr schön. Was wissen sie noch?«
    »Weiß ich nicht, Suzy. Kann ich dir beim besten Willen nicht sagen. Ich habe es vergessen.«
    »Ah ja…«
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Weiß nicht«, sagte sie, stellte den Becher zur Seite und rollte sich wieder auf den Rücken. »Eltern sollten nicht alles wissen, finde ich. Sie müssen sich auch daran gewöhnen, dass ihre Kinder mal erwachsen werden. So denke ich.«
    »Ich habe Vertrauen zu ihnen.«
    »Klar, sollst du auch. Nur muss man auch als Kind sein Privatleben haben.«
    »Das habe ich schon.« Es störte Johnny, dass das Gespräch in eine andere Richtung abglitt, was er gar nicht wollte. Die Stimmung zwischen ihnen war etwas getötet.
    Er suchte nach den richtigen Worten, um sie wieder auf den bestimmten Punkt zu bringen, als sein Blick über den Rest des Ufers hinweg auf den See fiel.
    Und dort sah er etwas!
    Auf dem Wasser, nicht weit von den ersten Schilfrohren der Ufergewächse entfernt. Zuerst hielt Johnny es für eine Einbildung. Es waren Schleiergestalten, die sich aus Nebel zusammensetzten, der vom Wasser in die Höhe gekrochen sein musste.
    Nebel? Jetzt?
    Johnny schüttelte den Kopf. Er spürte den leichten Druck in der Höhe des Herzens, als wäre flüssiger Beton dabei, allmählich zu einer starren Masse zu werden.
    Das war kein Nebel. Das war auch nicht natürlich, sondern das waren zwei Gestalten.
    Menschen!
    Ein Mann und eine Frau!
    ***
    Johnny sagte nichts. Nur das Herz klopfte schneller, und er hatte die Befürchtung, dass die Geräusche von der neben ihm sitzenden Suzy gehört wurden.
    Die inzwischen hart gewordene Betonschicht hatte jetzt auch sein Äußeres erfasst und ihn nicht mehr losgelassen. Er saß starr auf seinem Platz und hatte die Augen so weit wie möglich geöffnet, um nur alles sehen zu können.
    Es war kein Irrtum. Auf dem Wasser malten sich wirklich zwei dicht über ihm und auch mit ihm verbundene Gestalten ab, die den Ausdruck Menschen nicht verdienten, sondern einfach nur Geister waren, die sich in der leicht feuchten Luft gebildet hatten.
    Aber so feucht war die Luft nicht. Wenn sich der Nebel hervortraute, dann nahm er zumindest keine Gestalt an, wie das genau hier auf dem kleinen See der Fall war.
    Etwas stimmte hier nicht. Hier waren die Gesetze auf den Kopf gestellt worden, und bei Johnny schlugen die Alarmsirenen an. Er gab keinen Kommentar ab. Suzy sollte nichts merken. Was er da sah, war einzig und allein seine Sache, und so
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