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1222 - Die Jenseits-Sekte

1222 - Die Jenseits-Sekte

Titel: 1222 - Die Jenseits-Sekte
Autoren: Jason Dark
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bekommen.
    Die andere Kraft war stärker. Und es war die Kraft einer Frau, obwohl ich sie als Geist sah. Ihr flaches Gesicht, ihre langen Haare, die ebenfalls langen Arme, die nur deshalb so lang wirkten, weil sie nach unten durchhingen, um Johnny fassen zu können.
    Vor meinen Augen bewegte sich das blasse, durchscheinende und trotzdem von Hass gezeichnete Gesicht auf uns nieder, als wollte sie mir etwas bestätigen.
    Das aber übernahm die junge Frau.
    »Sie ist meine Mutter!«, brüllte sie. »Dieses verdammte Wesen ist meine Mutter!«
    Ich kannte die Zusammenhänge nicht. Aber ich wusste, dass die Mutter von der Tochter gehasst wurde. Es brachte nichts ein, wenn ich das Wesen aufforderte, Johnny loszulassen. Bei so etwas musste ich schon zu einer Radikalkur greifen.
    Ich umklammerte Johnny mit dem linken Arm wie ein Ringer seinen Gegner und war jetzt so nahe bei ihm, dass ich auch die durchscheinende Frau berührte.
    Und so kam es auch zu einem Kontakt mit dem Kreuz. Plötzlich war alles anders. Ich hörte die schrecklichsten Schreie in meinem Kopf. Es war nicht nur eine Stimme, die schrie, sondern gleich mehrere tönten durcheinander.
    Ich hatte das Gefühl, eine fremde Welt zu erleben, die dabei war, zusammenzubrechen. Die Stimmen kannte ich schon, denn es waren die gleichen, die Suko und ich vor der Haustür gehört hatten. Das Kreischen, das Schreien, diese Musik aus dem Jenseits hatte jetzt jedoch einen anderen Unterton erha lten. Ich glaubte, in diesen Schreien mehr die Schmerzen zu hören, von denen die Gestalten auf der anderen Seite gepeinigt wurden. Es war grauenhaft, aber ich ließ Johnny nicht los und hatte den Kopf angehoben, um das Frauengesicht zu sehen, das vor mir hin und her wehte und dabei immer durchscheinender wurde.
    Es lag am Licht, in das die Gestalt eingetaucht war. Ich hatte mich auf die Kräfte des Kreuzes verlassen und wurde nicht verlassen, denn plötzlich riss die Wand vor mir auf.
    Ob ich einen Blick ins Jenseits warf oder in eine andere Welt, das war mir nicht klar. Ich sah nur die Wand nicht mehr und stattdessen eine unendliche Weite, die wie ein dunkel werdender Sommerhimmel wirkte, wobei dünne Wolken wie lange Federstriche zu sehen waren, in die hinein Schatten glitten, in die sich all die Geister der Toten verwandelt hatten, die wir noch vor der Tür schreien gehört ha tten.
    Noch jemand schrie! Es war Johnny, aber sein Schrei klang erleichtert und mischte sich zusammen mit meinem, den ich nicht mehr unterdrücken konnte. Etwas stieß uns zurück, vielleicht zerrte man uns auch nach hinten, jedenfalls kamen wir frei, und ich verlor das Gleichgewicht, fiel auf den Rücken und stieß mir an der gegenüberliegenden Wand noch den Hinterkopf, bevor Johnny auf mich prallte und mit einer Schulter gegen mein Kinn stieß.
    Es war nicht schlimm. Ich freute mich sogar darüber, denn das bewies mir, dass ich noch lebte, und mein Patenkind Johnny Conolly ebenfalls…
    ***
    Es war nichts mehr zu sehen. Es gab weder einen Geist, noch die Stimmen. Nur ein lebloser Körper lag im Wohnzimmer, in das der Wind hineindrang und ein wenig Kühle brachte.
    Jason Abbot war von mehreren Silberkugeln getroffen worden, die seinem Dasein ein Ende gesetzt hatten. Er war also in seiner menschlichen Gestalt verletzbar gewesen.
    Johnny war inzwischen wieder soweit auf dem Damm, dass er uns in groben Zügen von seinen Erlebnissen berichtet hatte.
    Fassen konnte er es noch immer nicht, aber dafür, dass er nicht gelogen hatte, existierte ein Beweis, und der hieß Suzy Abbot.
    Sie hatte sich so hingesetzt, dass sie die Leiche ihres Vaters nicht anzuschauen brauchte, und sie war auch soweit fit, unsere Fragen beantworten zu können. So erfuhren wir, dass der Absturz des Flugzeugs nichts anderes als ein Massenselbstmord gewesen war, weil die Sekte in eine bessere Welt hatte fliehen wollen.
    »Ins Jenseits also«, sagte ich.
    »Ja, Mr. Sinclair.«
    »Aber das Jenseits hat sie nicht angenommen. Warum nicht? Und wie war es möglich, dass sie zurückkehren konnten?«
    Suzy senkte den Blick. »Die eine Frage kann ich Ihnen beantworten. Meine Eltern wollten mich nachholen. Ich hätte ja auch mitfliegen sollen, aber ich wollte plötzlich nicht mehr. Dabei waren wir schon auf dem Flughafen. Ich bin zur Toilette gegangen und von dort einfach nur weggerannt. Ich weiß auch nicht, warum, aber da ist in mir eine Stimme gewesen, die mich gewarnt hat. Dann hörte ich von dem Absturz, und wenig später wusste ich, dass meine
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