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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch
Autoren: Jason Dark
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extremen Situationen immer wieder zurechtfanden. Das hatte er noch zu früheren DDR- Zeiten gelernt und erst recht auf seinem weiteren Weg, der verdammt nicht immer eben gewesen war.
    Zurück durch das Wasser gehen, das wollte er nicht. Er musste sehen, dass er hier weiterkam, und war sicher, auch eine entsprechende Möglichkeit zu finden.
    Er stellte sich mit dem Rücken zum Ufer hin. Dann ließ er seinen Blick durch die Umgebung gleiten, weil er sich alle Einzelheiten so gut wie möglich einprägen wollte.
    Da gab es den Wald.
    Okay, den kannte er auch vom anderen Ufer aus. Er schaute hoch und versuchte, einen Teilausschnitt des Himmels zu erkennen, was nicht mehr möglich war, denn die Dämmerung hatte schon zu stark zugenommen. Allerdings sah er die fast runde Scheibe eines blassen Mondes am Himmel. Trost gab ihm das auch nicht.
    Aber es fiel ihm etwas auf.
    War das denn überhaupt noch die Umgebung, die er vom anderen Ufer aus gesehen hatte?
    Ja, hier standen Bäume.
    Aber sie standen anders.
    Dichter. Manche auch nicht so hoch. Andere wiederum höher und mit einem noch breiteren Geäst.
    Irgendetwas stimmte nicht. Auch die Farne wuchsen viel höher und breiter. Das Unterholz lag dichter. Weiter im Hintergrund fielen schräge Schatten durch den Wald. Sie sahen aus wie quer liegende Barrieren. Das mussten Bäume sein, die der Sturm geknickt hatte.
    Klar, in den letzten Jahren hatte es in Deutschland immer wieder starke Stürme gegeben, besonders auch im Schwarzwald, aber die Umrisse der quer liegenden Bäume hatte er vom anderen Ufer aus nicht gesehen. Sie mussten erst in den letzten Minuten gefallen sein. Aber das hätte ich sehen müssen, dachte er und schüttelte bei diesem Gedanken den Kopf.
    Was war hier falsch? Was ließ sich mit dem normalen Denken nicht erklären?
    Er hatte keine Erklärung - noch nicht. Aber es musste eine geben. Da war er sicher.
    Harry strengte sich an. Sein Denkapparat arbeitete auf Hochtouren. Dass sein Job nicht normal war, musste ihm keiner erst sagen. Er hatte verdammt viel erlebt, allerdings längst nicht so viel wie sein englischer Freund John Sinclair. Sie hatten wohl mal über gewisse Phänomene gesprochen, und dabei war es auch um Begriffe wie Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gegangen.
    Da war die Sprache dann auf das Thema Zeitverschiebung gekommen. Er wusste, dass sein Freund auch schon Zeitreisen hinter sich hatte. Dass es Orte gab, wo sich Zeitzonen überlappten, und das genau musste hier der Fall sein.
    Der Bach war die Grenze.
    Am anderen Ufer lag die Gegenwart. Und ich, dachte Harry, stehe in der Vergangenheit.
    Für ihn gab es überhaupt keine andere Lösung. Er hatte mit der Überquerung des Bachbetts einfach die Zeiten gewechselt.
    Er war zurück in die Vergangenheit gegangen, und deshalb sah der Wald auch anders aus. Eine simple Lösung, wenn man sie akzeptierte.
    Und das tat Harry. Er fand sich damit ab, nur wusste er nicht, ob es so einfach war, von der Vergangenheit wieder zurück in die Gegenwart zu kommen. Schließlich hatte sich der Junge geweigert, diesen Weg zu gehen.
    Er war verschwunden. Nur glaubte Stahl nicht daran, dass er sich für immer zurückgezogen hatte. Er war auf seine Art und Weise gegangen und würde sich im Wald versteckt halten.
    Als Harry daran dachte, kräuselte ein Lächeln seine Lippen.
    Er hatte nicht vor, aufzugeben, und wenn er innerhalb des Hexenwaldes das Innere nach außen drehen musste.
    Irgendein Weg würde ihn zu dieser seltsamen Frau mit dem Namen Elvira führen. Und wenn er sich auf die Raben verließ, die noch immer in seiner Nähe hockten.
    Sie hatten um ihn herum einen Halbkreis gebildet. Und es waren wieder sechs dieser schwarzen Vögel, die ihn nicht aus den Augen ließen. Jetzt, wo die Dunkelheit dichter geworden war und sich die Tiere auch in seiner unmittelbaren Nähe befanden, da erkannte er, dass die Augen eine gelbe kalte Farbe besaßen und wie Glas aussahen.
    Konnten Hexen Menschen nicht in Tiere verwandeln?
    Daran wollte Harry erst gar nicht denken. Er machte sich trotzdem auf den Weg, um die Familie und die Hexe Elvira zu finden…
    ***
    Harry Stahl hatte in seiner Laufbahn genügend Erfahrungen mit Wäldern gesammelt, und es waren bestimmt nicht immer positive gewesen, wenn er an die gefährlichen Feinde dachte, die ihm da begegnet waren, aber dieser Wald war einmalig in seiner Art. Er war zugleich ein Stück Vergangenheit, die den einsamen Mann geschluckt hatte. Wenn Harry daran dachte, rann es kalt wie
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