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1219 - Der blockierte Mutant

Titel: 1219 - Der blockierte Mutant
Autoren: Unbekannt
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seine Stimme so scheußlich wie möglich klingen zu lassen. Er öffnete kurz das rechte Auge, sah, daß Lethos gepeinigt das Gesicht verzog, und schmetterte sein Liedchen nun aus voller Kehle heraus, bis ihm die Stimme versagte. Mittlerweile waren die schimmernden Zelte bis auf etwa zweihundert Meter herangekommen. Verwundert stellte Lethos fest, daß sie auf Luftkissen schwebten, also über eine wahrhaft altertümliche Technik verfügten.
    „Hast du eine Ahnung, was das ist?" fragte er.
    „Dreggas", antwortete Bonsin gleichmütig. „Echsenwesen."
    Er ließ die Schlappohren hängen und blickte melancholisch zu den Zelten hinüber.
    Das mußte ja kommen, dachte Lethos-Terakdschan. Eben noch himmelhoch jauchzend, jetzt zu Tode betrübt. Wahrscheinlich ist ihm gerade eingefallen, was er bei Meister Dovhan angerichtet hat.
    Das vorderste der Zelte öffnete sich, und ein echsenähnliches Wesen kam heraus. Es lief auf vier stämmigen Beinen, die von schlaffen Hautlappen überdeckt wurden. Von dein gedrungenen Rumpf aus wölbte sich der Oberkörper wie ein Schwanenhals nach oben.
    Darüber schwebte ein kleiner Kopf, der eher an den einer Ente, als an den eines Reptils erinnerte. Er wurde fast vollständig eingefaßt von dem Gitterwerk eines mächtigen Drahtgestells, das an seiner Vorderseite zwei dicke Gläser hielt. An den beiden Seiten des etwa zwei Meter langen Halses flatterten jeweils im Abstand von ungefähr dreißig Zentimetern - vier gelbe Hautflügel. Die beiden kurzen Ärmchen kreuzte das Wesen vor der vorgewölbten Brust, die mit farbig schillernden Schuppen bedeckt war.
    Das reptilähnliche Wesen, das an seinen vier Füßen blaue Schaftstiefel trug, trabte auf Lethos-Terakdschan und Twirl-Bonsin zu. Als es noch etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt war, stieß es mit einem Fuß gegen einen Stein, stolperte, streckte erschreckt die Arme aus, senkte den Kopf bis fast zum Boden herab und stürzte dicht vor dem Mann mit der smaragdgrünen Haut und den bernsteingelben Augen auf den Boden. Es rappelte sich rasch wieder auf, rückte mit einer Hand das leicht verrutschte Drahtgestell auf dem Kopf zurecht, wandte sich einem meterhohen Stein zu und verneigte sich.
    „Guten Tag", sagte es mit näselnder Stimme zu dem Stein, wobei es Bonsin und Lethos-Terakdschan den Rücken zudrehte. „Es freut mich, endlich jemanden zu treffen, mit dem man reden kann. Mein Name ist Deggla. Ich bin der Hochimperator des edlen Volkes der Dreggas."
    Dabei streckte es seine Hand zum Gruß aus.
    Lethos-Terakdschan räusperte sich.
    „Ich nehme an, du wolltest mit uns sprechen", sagte er.
    „Wie? Was? Wer redet da?" fragte Deggla und drehte sich erstaunt herum. Er rückte das Drahtgestell auf seinem Kopf erneut zurecht und nickte einem Mauerrest neben Lethos zu. „Natürlich. Entschuldige, Fremder. Mit dir werde ich auch noch reden - wenn du an der Reihe bist. Solange mußt du noch Geduld haben."
    „Außer Bonsin und mir ist niemand hier, Deggla."
    „Ach so? Ja? Wirklich: Nun, ja, ich bin etwas kurzsichtig."
    „Das merkt man", lachte Bonsin-Twirl. Er warf der Echse einen kleinen Stein gegen die Nase. „Hier bin ich."
    Deggla streckte ihm den Kopf entgegen, bis er fast die Nase des Abakers berührte.
    Seine hornigen Lippen verzogen sich zu einem säuerlichen Lächeln.
    „Ach so. Ja. Jetzt sehe ich dich. Du bist... Aber du kommst mir doch bekannt vor."
    „Ich bin Bonsin, werde aber auch Sir Twirl genannt", erwiderte der Junge. „Du bist aber verdammt kurzsichtig. Fast blind."
    „Es geht, Sir Twirl", seufzte die Echse. „Natürlich könnte es besser mit meinen Augen sein, aber ich kann durchaus noch sehen, wenn jemand einen Stein nach mir wirft."
    „Was führt euch hierher?" fragte Lethos-Terakdschan rasch, um dem Gespräch die aufkommende Schärfe zu nehmen.
    Deggla zuckte zusammen und reckte den Kopf in die Höhe. Er drehte und wendete ihn hin und her, entdeckte Lethos aber erst, als dieser ihn anstieß.
    „Hier bin ich."
    „Warum versteckst du dich vor mir, Fremder?" fragte Deggla indigniert.
    „Oh, das hatte ich nicht vor", beteuerte Lethos. „Ganz im Gegenteil."
    Deggla räusperte sich. Er neigte den Kopf weit nach unten, bis er auf der gleichen Höhe mit dem Terakdschans war, und musterte ihn eingehend.
    „Ich möchte euch gern zum Essen einladen", verkündete er dann. „Ihr seht so aus, als könntet ihr eine gute Mahlzeit vertragen."
    „Genau das", rief Twirl begeistert. „Mir hängt der Magen schon zwischen den
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