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1219 - Der blockierte Mutant

Titel: 1219 - Der blockierte Mutant
Autoren: Unbekannt
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geknabbert hatte, verschluckte sich und hustete danach so heftig, daß sie dabei beinahe den Tisch umgestoßen hätte.
    „Nein, die Jugend von heute", säuselte sie, als sie sich wieder einigermaßen erholt hatte.
    Deggla beugte sich weit vor. Das Brillengestell auf seinem Kopf war so sehr verrutscht, daß er Minuten brauchte, bis es wieder richtig saß, und er etwas erkennen konnte.
    Während einige junge Dreggas sich bemühten, den Tisch zu säubern, schob er seine Nase bis an die leere Suppenschüssel heran, schüttelte verwundert den Kopf, als er erfaßte, daß sie leer war, und murmelte: „Ich hoffe, sie hat euch allen geschmeckt."
    „Chaotische Zustände", sagte Twirl.
    Deggla zuckte zusammen und flatterte nervös mit seinen acht Flügeln. „Nun ja", murmelte er. „Es sind schwere Zeiten."
    Er befahl einem Roboter, den nächsten Gang aufzutragen. Die Maschine, ein tonnenförmiges Gebilde mit acht Armen, das sich auf Rollen bewegte, eilte mit sechzehn Schüsseln heran. Vorsichtig stellte er sie auf dem Tisch ab. Während sich die anderen Dreggas bedienten, wimmerte die Frau neben Twirl plötzlich gequält auf. Sie erhob sich und rieb sich eines ihrer Beine.
    „Oh, ist das unangenehm", stöhnte sie. „Mein Bein ist eingeschlafen."
    „Eingeschlafen?" fragte Bonsin freundlich.
    Sie war sichtlich froh, jemanden gefunden zu haben, dem sie ihr Leid klagen konnte.
    Umständlich erklärte sie, wie sie gesessen und dabei wahrscheinlich den Blutstrom zu ihrem Bein beeinträchtigt hatte.
    „Und dabei ist das Bein eingeschlafen?" fragte Twirl erneut.
    „Aber ja doch. Das sagte ich doch."
    „Es riecht aber, als ob es schon vierzehn Tage tot war", erwiderte der Abaker mit todernstem Gesicht.
    Die Dregga-Frau schrie empört auf, wandte sich ab und eilte schimpfend davon.
    „Endlich", sagte Twirl erleichtert. „Hier war sowieso zu wenig Platz für zwei."
    Lethos-Terakdschan hatte Mühe, ernst zu bleiben. Bonsin wirkte so ausgelassen und übermütig wie selten zuvor. Doch der Eindruck verstärkte sich, daß er sich mit diesen Clownerien von dem Schock befreien wollte, den er erlitten hatte, als er die Forschungsstation des Tiziden Dovhan zerstört hatte.
    Lethos-Terakdschan beobachtete Bonsin unauffällig, und er ließ ihn gewähren.
    Mittlerweile vermutete er, daß Twirl ein Psinerget war - also psionische Energien ganz nach seinem Willen handhaben und manipulieren konnte. Diese Möglichkeit nutzte Twirl jedoch nur unbewußt. Lethos war sich dessen sicher, daß es sinnlos gewesen wäre, ihn zu bitten, als Psinerget tätig zu werden.
    Er vermutete, daß Bonsin in seinem Schock als Ausdruck seines Schuldgefühls ein Psimissing entwickelt hatte, also eine selbstauferlegte Sperre, da mit Psimissing nicht das Fehlen einer paranormalen Begabung beschrieben wurde, sondern eine Psi-Kraft, die vorhandene Para-Fähigkeiten unterdrückt.
    Die anderen Dreggas schienen ebenfalls froh zu sein, daß die Tischnachbarin Bonsins abgezogen war. Sie blinzelten ihm zu, boten ihm die Speisen an und ermunterten ihn, kräftig zuzulangen.
    Twirl kam ihren Aufforderungen allzu gern nach. Er aß für vier und stieß Lethos immer wieder eine Faust in die Rippen, um auch seinen Appetit anzuregen. Doch Terakdschan nahm nichts zu sich, da er nichts benötigte.
    „Ich habe nicht gewußt, daß es in der Tiefe das Volk der Dreggas gibt", sagte er zu seinem Gegenüber, einem ältlichen Mann mit trüben, grauen Augen und einem zahnlosen Mund. „Ihr wandert herum, und niemand hindert euch daran?"
    „Niemand würde es wagen, uns aufzuhalten", erwiderte der Alte. „Früher ist es in der Tiefe häufig zu gewaltigen Völkerwanderungen gekommen. Eigentlich war alles in Bewegung. Die verschiedenen Völker blieben stets nur wenige Jahre an einem Platz, dann zogen sie weiter."
    Lethos-Terakdschan fragte sich, ob diese Völkerwanderungen von den Raum-Zeit-Ingenieuren gesteuert worden waren, um die Bevölkerung der Tiefe möglichst oft umzuschichten.
    „Es wird bald wieder zu Völkerwanderungen kommen", prophezeite der Alte, während er lüstern zum Dessert griff.
    „Warum?" fragte Lethos. „Ich habe eher den Eindruck, daß alles zur Bewegungslosigkeit erstarrt."
    „Das ist ein Irrtum", murmelte der Dregga, während ihm der Saft einer süßen Frucht über die Lippen rann. „Die Völker müssen ihre angestammten Plätze verlassen und weiterziehen. Der Grund dafür ist die versiegende und aus verschiedenen Teilen abfließende Energie."
    „Dann seid ihr
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