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1215 - Der Ruf des Stahlherrn

Titel: 1215 - Der Ruf des Stahlherrn
Autoren: Unbekannt
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erwiderte Ar'Gentov leidenschaftlich. „Das seid ihr doch alle: Nullen. Ihr bekommt nicht einmal einen gelegentlichen Vitalenergiestoß ab, weil euer feiner Stahlherr alles für sich beansprucht, um seinen Fünfer-Status zu behalten. So sieht die Realität aus!"
    „Nur für einen Status-Fanatiker wie dich", sagte Ghaatin. „Wir befinden uns in einer Phase der Erneuerung; da muß man schon Einbußen hinnehmen. Aber wenn wir erst den Status abgeschafft haben, dann wird es allen Starsenern besser gehen. Und so mancher Dreier, der sich jetzt kooperativ zeigt, wird das später nicht bereuen. Denn es wird auch im neuen System Führungskräfte geben müssen, die über den anderen stehen. Eine totale Anarchie kann sich auch der Stahlherr nicht leisten. Es wird uns Missionare geben und die Lippeninterpreten - und sicherlich auch diese oder jene anderen Gruppierungen, die die Masse der Starsener im Zaum halten müssen."
    „Sieh an, sieh an", sagte Ar'Gentov wissend. „Wir sind uns eigentlich sehr ähnlich. Ich könnte mir vorstellen, daß wir uns gut verstehen. Aber nur müßtest du eben auf meiner Seite sein, für Statuserhaltung kämpfen, statt sie zu morden zu versuchen."
    „Ich sagte schon, daß du ein ewig Gestriger bist", meinte Ghaatin. „Aber vielleicht lernst du noch, dich den neuen Gegebenheiten anzupassen."
    Als der Kyrlier ging, da hatte Ar'Gentov den Eindruck, daß er mit seihen Worten mehr erreicht hatte, als der andere bei ihm.
     
    *
     
    Danach kam eine lange Zeit der geistlosen Gespräche mit dem Melukken, der Zwerg wurde es nicht müde, ihm immer wieder die alten Phrasen vorzudreschen, und Ar'Gentov blieb, mangels eines anderen Gesprächspartners, nichts anderes übrig, als diese nervtötenden Dialoge zu führen.
    Immerhin erfuhr er dabei einiges über die Verhältnisse in der Peripherie. Das Verblüffende daran war, daß die Dungfresser über den Stahlherrn auch nicht mehr wußten, als tue Zentrumsbewohner. Er ließ sich nie in Gestalt blicken, ließ sich nur von den Stahlsöldnern in lächerlicher Totenmaske darstellen - und wenn es hochkam, erschien seine Maske ein Dutzend mal im Jahr als überlebensgroßes Relief in der Starsenmauer.
    Aber er ließ nicht einmal mehr seine. „Stimme" ertönen, wie damals vor nahezu sechs Jahren bei seinem Erscheinen.
    „Wir Interpreten sind sein Sprachrohr", erklärte Illor. „Wir verbreiten seine Lehren. Die Missionare sind die ausführenden Organe. Die Stahlsöldner wachen darüber."
    So einfach stellte der Melukke das System des Stahlherrn dar. Aber so einfach wie es klang, so schlecht funktionierte es. In der Peripherie herrschten Desorientierung, Chaos, Anarchie und natürlich Versorgungsnot. Denn warum sonst mußte in der Peripherie der Abfall wiederaufbereitet werden.
    „Du kannst mir das Dungfressen nicht als Fortschritt einreden", sagte Ar'Gentov. „Mist bleibt Mist, auch wenn man ihn in Kuchenform bäckt."
    Diese prägnante Formulierung konnte Illor nicht ebenso bündig widerlegen, und seine umständlichen Erklärungen zeigten, wie schwachbrüstig seine Dialektik war.
    „Der Stahlherr soll dich holen!" Mit diesem Fluch verabschiedete er den Interpreten bei seinem letzten Besuch.
    Und dann schickten sie ihm jemanden, der ihn schier vom Liegestuhl warf. Auf einmal stand Zoke vor ihm.
    „Haben sie dich umgedreht, Zoke?" fragte Ar'Gentov. „Sag, daß das nicht wahr ist. Du bist gekommen, um mich herauszuhauen, nicht wahr?"
    „Ich bin hier, um ein vernünftiges Wort mit dir zu reden", sagte sein Treumann.
    „Also hat die Gehirnwäsche bei dir funktioniert." Das war ein Tiefschlag, Ar'Gentov steckte auch ihn weg.
    „Aber verrate mir wenigstens, wieso du und Bakko mir damals nicht beigestanden habt. Ihr wart doch damals noch nicht..."
    Ar'Gentov sprach nicht zu Ende, denn der plötzlich aufkeimende Verdächt wurde durch Zokes Haltung bestätigt. Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf seinen ehemaligen Treumann, der ihn damals offenbar in eine Falle gelockt und an die Stahlsöldner ausgeliefert hatte.
    Aber er erreichte Zoke nicht. Er hatte den Stahlsöldner gar nicht gesehen, der sich hinter Zoke versteckt hielt und ihn nun zwischen dessen Beinen hindurch ansprang. Der Elektroschock warf ihn auf den Liegestuhl zurück.
    „Zoke, du verdammter Verräter!" schimpfte Ar'Gentov in hilfloser Wut.
    „Mein voller Name lautet TeDe-Fe Zoke", sagte Zoke. „Ich bitte dich, dies fortan zu würdigen. Wir stehen jetzt auf gleicher Stufe, Ar'Gentov Gentov!"
    Der
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