Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1215 - Der Ruf des Stahlherrn

Titel: 1215 - Der Ruf des Stahlherrn
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Umständen schlafen konnte.
    Aber das war auch schon der einzige Lichtblick während seiner Gefangenschaft.
     
    *
     
    Bald nach seiner Einlieferung suchte ihn ein zwergenhafter Melukke in Begleitung eines Stahlsöldners auf.
    Melukken waren generell nicht besonders groß gewachsen, aber dieser war extrem klein, er reichte Ar'Gentov gerade bis zur Hüfte. Da die Melukken fast die Hälfte der Bevölkerung seines Bezirks stellten, wußte er natürlich über ihre Sitten und Bräuche bestens Bescheid. Sie waren geschickte Handwerker und darüber hinaus auch noch Züchter von Pflanzen, die ihnen als Nahrung dienten.
    Ar'Gentov war dem Zwerg sofort als Autoritätsperson entgegengetreten, aber der Melukke blieb unbeeindruckt. Als sich Ar'Gentov in seinem gerechten Zorn auf ihn stürzen wollte, hätte der Stahlsöldner nach ihm geschnappt. Die metallene Kreatur jagte ihm einen Kälteschock durch den Gehtentakel, daß er zu Boden ging.
    „Sei vernünftig, Ar'Gentov", redete ihm der Melukke zu, der sich daraufhin als Illor vorstellte und als Lippeninterpret des Stahlherrn bezeichnete. „Du hast überhaupt nichts zu befürchten. Wir wollen dir nur einige Hintergründe erklären und aufzeigen, daß es auch ohne Status und die damit verbundenen Privilegien geht. Ja, daß der Verzicht darauf für Starsen lebensnotwendig ist."
    „Verschwinde, Melukke", erwiderte Ar'Gentov. „Mit deinesgleichen unterhalte ich mich nicht. Ich erwarte zumindest einen Status-Zwei-Bürger als Gesprächspartner."
    „Bei uns gibt es höchstens ehemalige Status-Bürger", erklärte der Zwerg. „Jetzt sind wir alle statuslos.
    Das trifft selbst auf frühere Dreier zu. Wir werden auch dich bekehren, Ar'Gentov."
    „Hau ab, Zwerg, oder ich..."
    Ar'Gentov unterbrach sich, als er sah, wie sich der Stahlsöldner wie zum Angriff anspannte.
    „Du wirst dich an meine Gesellschaft gewöhnen müssen", sagte der Melukke. „Und du wirst mich als gleichberechtigt behandeln müssen. In der Peripherie sind alle gleich. Als Interpret des Stahlherrn genieße ich sogar einige Vorzüge gegenüber anderen."
    Fast gegen seinen Willen erkundigte sich Ar'Gentov: „Und was stellt so ein Interpret dar?"
    Statt eine Antwort zu geben, blickte der Zwerg auf den Stahlsöldner hinunter. Die metallene, tierhafte Kreatur schien sich wieder zu versteifen - und dann schien der Insektenschädel zu zerfließen, sich zu verformen und zu etwas anderem zu werden. Gleich darauf starrte die maskenhafte Fratze des Stahlherrn Ar'Gentov an.
    Dazu erklang die Stimme des Melukken, der salbungsvoll erklärte: „Der Stahlherr sagt: STATUS IST TÖDLICH. Und er sagt: Schafft den Mißbrauch ab, der mit den Starsenspendern, mit dem Citytransport und mit dem Cityabwehrsystem getrieben wird. Und er richtet den dringenden Appell an alle Starsener: Vergeudet nicht länger mehr die kostbare Vitalenergie, denn sonst wird diese Metropole in spätestens drei Tiefenjahren zum Graugebiet."
    „Das ist ja rührend", sagte Ar'Gentov abfällig. „Du hast dein Sprüchlein gut einstudiert. Das mußtest du auch, denn die Maske hat ihre Lippen nicht einmal bewegt."
    „Ich kenne den Willen des Stahlherrn", erklärte der Melukke, während die Maske wieder zerfloß und sich zu dem Insektenschädel des Stahlsöldners zurückformte. Er sah Ar'Gentov fest an. „Findest du nicht, daß du eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stahlherrn hast? Vielleicht habt ihr dieselben Vorfahren."
    Diese Beleidigung konnte sich Ar'Gentov nicht gefallen lassen. Die Maske des Stahlherrn zeigte zwei Augen, eine Nase und einen Mund in der richtigen Anordnung, aber damit hatte es sich. Daraus eine Ähnlichkeit mit einem Troteer zu schließen, das war schon ein starkes Stück.
    Ar'Gentov stürzte sich in kalter Wut auf den Zwerg, erreichte ihn jedoch nicht. Der Stahlsöldner war schneller und warf ihn mit einem Schockimpuls zurück.
    Daraufhin zog sich der Melukke zurück und ließ sich lange nicht blicken. Als er sich wieder einstellte - natürlich in Begleitung eines Stahlsöldners -, brachte er eine große, eisbeschlagene Schüssel mit.
    Ar'Gentov hielt nicht viel von der Pflanzenkost der Melukken, aber er wußte, daß sie mitunter recht schmackhaft sein konnte. Und da er ziemlich ausgehungert war, machte er sich mit Appetit über den Inhalt her. Er konnte der Speise keinen besonderen Geschmack abgewinnen, aber immerhin füllte sie seinen Magen und machte ihn satt.
    Erst als er mit dem Essen fertig war, merkte er den Schalk im Gesicht des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher