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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie
Autoren: Jason Dark
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Boden hoch und schleuderte sie im Kreis herum. Beide lachten so laut, dass sie die anderen Frauen übertönten.
    Dann tanzten sie für sich. Sie drehten sich im Kreis, sie schaukelten hin und her, aber sie entfernten sich dabei immer weiter vom Feuer, und das gefiel mir gar nicht.
    »Suko, da stimmt was nicht.«
    »Tolle Erkenntnis.«
    »Okay, bleib du hier. Behalte die Frauen im Auge. Ich schaue mal nach, wohin die beiden verschwunden sind.«
    »Okay. Und denk daran, es fehlt uns noch jemand. Der zweite Typ aus dem Leichenwagen.«
    »Ich kann an nichts anderes mehr denken.« Nach dieser Antwort war ich weg.
    Ich ging einfach zurück und versteckte mich in der Dunkelheit. Zurück in den Wald würde ich nicht laufen, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass sich die beiden dorthin zurückziehen würden, aber da war ich noch unsicher.
    Schon bald war ich hinter einem der Häuser abgetaucht. Das Brausen des Feuers war hier zu einem Säuseln geworden, weil der Bau den meisten Schall abhielt. Hier gab es auch kein Licht mehr. Es war verdammt finster. Zunächst sah ich nichts, bis sich nach wenigen Sekunden meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Da genau erwischten mich auch die Stimmen.
    Ich war etwas irritiert und wollte auch nicht weitergehen. Zu leicht wäre ich den beiden in die Arme gelaufen, und deshalb suchte ich nach einer Deckung.
    Ich fand sie in unmittelbarer Nähe einer Hauswand. Dort blieb ich starr stehen und drehte den Kopf nach links. Von dort hatten mich die Stimmen erreicht.
    Über mir schien an einigen Stellen der Himmel zu brennen.
    Wenn der Wind den Flammenschein zur Seite trieb, sah es aus, als wollten sie noch letzte Löcher in das Dunkel reißen. Aber der Widerschein blieb blass und erreichte auch nicht den Boden.
    »He, Brenda, was hast du mit mir vor?«, fragte die Blonde.
    Ihre Stimme klang gedehnt und schläfrig.
    »Das wirst du gleich sehen.«
    »Bist du scharf auf mich? Willst du mich verführen? Ausgerechnet in der Walpurgisnacht?«
    »Klar, ich bin scharf auf dich. Sogar wahnsinnig scharf, Gitty. Das weißt du doch…«
    »Ich auch, Brenda. Los, küss mich!«
    »Nein, nicht hier.«
    »Wo… wo willst du denn hin?«
    »In die Scheune.«
    »Ha«, sagte sie schwer. »Im Heu, nicht? Du willst es mit mir im Heu treiben.«
    »So ähnlich, Süße.«
    Ich hatte die beiden bisher nur gehört. Doch jetzt, als sie noch einige Schritte weiter und auf mich zugingen, malten sich ihre Gestalten schon ab.
    Sie hielten sich eng umschlungen. Ich machte mich schon für einen Rückzug bereit, als sie beide scharf nach links drehten und die Blonde von der Anführerin mitgeschleift wurde.
    Dann waren sie plötzlich verschwunden. Die offene Tür hatte ich nicht gesehen. Sie war ebenfalls nur ein dunkles Loch in einer dunklen Wand, aber ihre Schritte verklangen, und ich hörte nur noch ein leicht schrilles Lachen.
    Was hatte Brenda vor? Wollte sie wirklich nur die sogenannte Schwester verführen? Oder steckte etwas anderes dahinter?
    Ich holte mir noch mal die Bilder zurück, die ich gesehen hatte. Die Frauen hatten wild um das Feuer getanzt. Ich dachte an ihre Gesichter, aber ich dachte auch an das Gesicht der Brenda Roderick, das irgendwie so ausdruckslos gewesen war.
    Ihr war die Anstrengung des Tanzes überhaupt nicht anzusehen gewesen. Da hätte man auch einen weiblichen Roboter hinstellen können.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit. Auch Vampire zeigten keine Anstrengung. Sie hätten kilometerweit laufen können, ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen und ohne, dass ihnen die Strecke anzumerken gewesen wäre.
    Brenda ein Vampir?
    Sie war es nicht gewesen, als wir zuerst mit ihr gesprochen hatten. Aber das lag einige Stunden zurück, in denen sich viel hatte verändern können. Außerdem gab es da noch den zweiten Mann im Leichenwagen, den wir bisher noch nicht entdeckt hatten.
    Es waren nur ein paar kleine Schritte bis zur offenen Tür der Scheune. Ich beging nicht den Fehler und baute mich vor ihr auf, sondern schaute um die Ecke und lugte hinein.
    Es brannte kein Licht. Es gab auch sicherlich keines. So musste ich mich auf die Geräusche verlassen.
    Gitty kicherte. Sie stöhnte auch. »Verdammt noch mal, Brenda, was ist denn los mit dir? Bist du so verrückt nach mir? Himmel!« Ein scharfer Atemzug war zu hören. »He, was machst du? Wo sind deine Finger plötzlich?« Eine kurze Pause.
    »Ja, ja, das ist gut, sehr gut sogar… mach weiter.«
    Meine Augen hatten sich auch hier auf die
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