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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie
Autoren: Jason Dark
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Totenhaus. Außerdem lag es an mir, wann und wie ich den Fahrtweg fortsetzte. Nur konnte ich mich nicht dazu entschließen, den Rover zu wenden. Ich wollte so lange warten, bis der Sarg im Wagen verschwunden war. Die beiden Türhälften an der Heckklappe waren noch geschlossen, und aus dem Haus hörte ich noch nichts, was auf ein Kommen der Sargträger hinwies.
    Durch die geöffnete Seitenscheibe drang noch immer die frühlingshafte Nachtluft und mit ihr dann die ersten Geräusche.
    Eine Stimme, die einer Frau gehörte. Was sie sagte, war nicht zu verstehen und ebenfalls nicht die Antwort eines Mannes.
    Aber es ging weiter, und das allein war für mich wichtig. In das Licht der Außenleuchte gerieten die ersten Schatten. Ich hörte auch Schritte, und dann erlebte ich eine normale, aber trotzdem gespenstische Szene, denn zwei Männer erschienen in der Haustür, die einen Sarg trugen. Sie gingen etwas schwankend über den schmalen Weg vom Haus, traten dabei auch kleine Blumen nieder, die über den Weg hinwegwuchsen und näherten sich dem Heck ihres Autos.
    Meinen Rover konnten sie nicht übersehen, denn ich parkte einfach zu auffallend, doch sie hatten keinen Blick dafür. Ihr Ziel war der Leichenwagen. Sie wollten die Arbeit so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Die Leiche lag nicht in einem prunkvollen Sarg, sondern in einem flachen Grauen, einem Provisorium. Ich hörte das Echo der Schritte auf den Steinen, die die Träger bald hinter sich gelassen hatten. Sie stellten die Totenkiste vor der Rückseite des Fahrzeugs ab und öffneten dann die Hecktür.
    Beide Türflügel schwangen auf. Im Innern schimmerte Licht.
    Ich stand günstig und konnte in den Wagen hineinschauen, in den der Sarg geschoben wurde. Ob dort eine Schiene angebracht worden war oder der Sarg anders befestigt wurde, war aus meiner Position nicht zu erkennen. Es brauchte mich auch nicht zu interessieren. Ich hätte das alles locker und entspannt aufnehmen können, was ich jedoch nicht tat, und das wiederum ärgerte mich schon.
    War es wieder mein Bauch, der sich meldete? Mein verdammt ungutes Gefühl. War ich wieder der Mittelpunkt, der die Dämonen und unheimlichen Fälle anzog?
    Ich wusste es nicht. Es gab auch keinen Grund, um auszusteigen und den beiden Männern Fragen zu stellen. Aber eine gewisse Spannung ließ mich nicht los.
    Ich rechnete damit, dass der Sarg von den Trägern in den Wagen geschoben wurde, aber das passierte noch nicht, denn einer der beiden drehte seinen Kopf und schaute zu meinem Rover hin.
    Zunächst benahm er sich ganz locker, als wollte er das Fahrzeug übersehen, dann aber nahm seine Haltung etwas Steifes an. Er konzentrierte sich auf den Rover und machte dabei den Eindruck, dass er auf mich zukommen und mir Fragen stellen wollte.
    Mich konnte er nicht sehen, denn ich saß im Dunkel, hinter der Frontscheibe verborgen. Außerdem brannte nur das Standlicht, das die Scheinwerfer wie müde Augen aussehen ließ.
    Der dunkel gekleidete Sargträger sprach mit seinem Kollegen und machte auch ihn auf den Rover aufmerksam. Bevor beide reagieren konnten, passierte etwas anderes.
    Eine Frau verließ das Haus!
    Die Sargträger hatten ihre Schritte ebenso gehört wie ich. Ich war plötzlich nicht mehr interessant für sie. Die Frau durchquerte das Licht. Ich sah, dass sie nicht mehr die Jüngste war, und sie musste einfach aufgeregt sein. Sie bewegte hektisch die Arme, ich hörte sogar ihr lautes Keuchen, und plötzlich konnte sie auch reden, während sie auf die Männer mit dem Sarg zulief.
    »Nein, nein, das dürfen Sie nicht! Das wissen Sie ganz genau. Ich will nicht, dass Sie so etwas tun. Ich habe Ihnen gesagt, dass sie hier bei mir bleiben muss…«
    Das letzte Wort verließ ihren Mund, als sie die beiden Männer erreicht hatte.
    »Hören Sie auf! Wir tun nur unsere Pflicht!«
    »Nein, das ist falsch!«
    »Überlassen Sie das uns!«
    »Bitte!«
    »Gehen Sie jetzt!«
    Der Streit war nicht unbedingt mit lauten Stimmen geführt worden, er hörte sich nur in der Stille des späten Abends so laut an, sodass auch ich jedes Wort mitbekam.
    Das gefiel mir nicht! Es hörte sich beinahe so an, als wäre hier eine falsche Person aus dem Haus geholt worden.
    Ich wartete weiter. Die beiden Männer tauschten Blicke. Sie sagten nichts. Für mich sahen sie aus wie Schatten mit bleichen Gesichtern. Aber in sie kam plötzlich Bewegung. Zumindest einer von ihnen trat einen langen Schritt auf die ältere Frau zu, die erschreckt
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