Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1207 - Im Bann des Kraken

Titel: 1207 - Im Bann des Kraken
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Er war froh, daß er die Schwarzzeit nicht allein hinter sich bringen mußte. Aber mit jedem Schritt, den er in die Halle hinein machte, wurde er unsicherer.
    Was war das? Wo war er hier? Woran arbeitete Gradunoch?
     
    5. Frater Torkun
     
    Wie alle Fratres gehörte auch Torkun zum Volk der Ni Val. Seine suggestive Begabung ermöglichte es ihm, bis zu zwei Dutzend Triaden gleichzeitig zu kontrollieren und zu lenken. Er tat es auch jetzt, aber er war unkonzentriert. Torkun war froh, als er die tastenden Impulse eines anderen Fraters spürte, der sich in sein Gedankennetz drängte und ihm signalisierte, daß er ihn ablösen wollte, Torkun wartete, bis der andere seine Triaden vollständig mit einem eigenen Gedankengespinst umfangen hatte, dann zog er sich vehement zurück. Die Starre löste sich, und er fand sich in einem der Vorbereitungsräume auf die Schwarzzeit wieder.
    Torkun produzierte etwas, das bei einem hominiden Wesen ein Lächeln war. Der strohige Haarschopf knisterte leicht, und die knochigen Beine setzten sich in Bewegung und brachten ihn zur Tür hinüber, die sich auf das Kennwort „Goldspender" hin öffnete. Der Frater trat hinaus auf den Korridor und sammelte sich endgültig. Eines einzigen Gedankens bedurfte es, um festzustellen, daß die beiden Agenten des Stahlherrn sicher eingesperrt waren.
    Er öffnete die acht Schlitzmünder unter jedem seiner Augen und ließ ein Säuseln und Schmatzen hören.
    Die Mundschlitze flatterten und erzeugten klatschende Geräusche.
    Torkun freute sich. Seit Jahrtausenden war es nicht mehr vorgekommen, daß jemand aus dem Hochland herabgekommen war. Der Tiefenfahrstuhl über der Alten Tiefenschule war beinähe zu einem Mythos geworden, und die Status-Eins-Bürger, die sich dort heimlich herumtrieben, kümmerten sich nicht darum, ob er noch einsatzbereit war oder nicht.
    Am besten wäre es gewesen, wenn man die Alte Tiefenschule abgerissen und die Mündung des Fahrstuhls zerstört hätte. Dann hätte endlich Gewißheit bestanden, daß niemand mehr in die Tiefe gelangte.
    Bei der Schwarzzeit. Es war undenkbar, welche Langeweile sich auf Dauer „ausbreiten konnte, wenn es keine Besucher mehr gab. Torkun wünschte sich, sie würden öfter kommen und die Leistungsfähigkeit der Fraternität endlich einmal auf eine sinnvolle Probe stellen.
    Der Frater schmalzte ergeben. Nicht seine persönlichen Wünsche waren ausschlaggebend, sondern die Anordnungen des Fratervorstehers. Ihm war er auch Rechenschaft schuldig über das, was er erreicht hatte.
    Mehr hatte er nicht tun können.
    Der Korridor, den er entlang eilte, mündete in einer hohen Halle, in der mehrere hundert Fratres in wellenförmigen Reihen rundherum saßen. Die Reihen stiegen nach hinten zu an, so daß Torkun alle sehen konnte, wenn er sich in die Mitte der Halle begab, wo die rote Bodenplattform ruhte. Er tat es und sah sich um.
    Die Ni Val meditierten. Ihre Augen waren stumpf und wirkten leblos. Und doch lebten sie. In ihrem Rot spiegelte sich das Erleben der Triaden, die sie suggestiv steuerten. Torkun fiel es nicht schwer, den Frater herauszufinden, der sich seiner Triaden angenommen hatte. Bewegungslos blieb er in der Mitte der Plattform stehen und genoß die Rundumsicht.
    „Das Grauleben war vollkommen", dachte er. Aber was war Grauleben?
    Wie viel von dem, was der Fratervorsteher ab und zu von sich gab, konnte ein Ni Val wirklich verarbeiten?
    Torkun ließ die Eindrücke seiner acht Augen auf sich einwirken. In seinem Innern zerrte etwas, und er gab der Verlockung nach und schaltete seine Rundumgedanken in alle. Suggestivimpulse gleichzeitig ein. Die acht optischen Eindrücke, die sich in seinem Gehirn überlagerten, wurden abgelöst von den vielen hundert Befehlen, die die Fratres in ständiger Kommunikation mit den Triaden von sich gaben.
    Wir haben sie, signalisierte er, indem er sich behutsam in die Gedankenwogen einschaltete. Die Agenten sind gefangen. Damit, steht uns nichts mehr im Weg. Die Triaden brauchen keine besondere Rücksicht nehmen!
    Er erkannte, daß sie ihn verstanden hatten, und zog sich aus ihren Impulswogen zurück. Torkun setzte seinen Weg in das Innere des Zentrums fort, das die Mitte des Krakenrumpfs bildete. Im Rumpf lebten und arbeiteten die Fratres, während in den Armen die Triaden untergebracht waren.
    Wieder lächelte Torkun froh. Für die bevorstehende Schwarzzeit war alles vorbereitet. Die Zahl der Triaden war wesentlich erhöht worden.
    Und wie nützlich war es doch, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher