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1207 - Im Bann des Kraken

Titel: 1207 - Im Bann des Kraken
Autoren: Unbekannt
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verloren, Der Tod seines Herrn hatte ihm die Besinnung geraubt.
    Jetzt kehrten Schmerz und Trauer in den Treumann zurück, und sein einziger Gedanke war, möglichst rasch in den Turm zurückzukehren, in den er gehörte. Nach dem Tod Gag Gag Gours gehörten seine Dienste dem ältesten seiner Söhne, Er starrte auf den Boden und sah eine kleine, durchsichtige Folie, Er beugte seine Schultern ein wenig nach vorn und streckte einen seiner langen Arme aus. Die achtfingrige Hand ergriff die Folie und zog sie empor vor die Augen.
    Die Schrift war normal. Nichts Geheimnisvolles haftete ihr an. Wort für Wort las er, und bei jeder Silbe wurde er ein wenig trauriger.
    „Chulch", stand darauf. „Ich bedarf deiner Dienste nicht, Deshalb habe ich dich wegbringen lassen. Du bist frei, Gag Fling Mag."
    Der Arm sank herab, und die Folie glitt aus seinen Fingern.
    Das also war es. Darum wußte er nicht, wo er war. Gag Gag Gours ältester Sohn hatte ihn in ein anderes Viertel bringen lassen. Er hatte ihm den Laufpaß gegeben.
    Die Enttäuschung ließ alles andere in Chulch vorübergehend vergessen bleiben. Er fühlte sich so schwach, daß er sich setzte und alle drei Beinpaare wie gelähmt einknickte.
    War es sein Schicksal? Ein Treumann ohne Herr? Ein Status-Eins-Bürger ohne Herkunft und ohne Zukunft?
    Jetzt wäre er am liebsten aufgesprungen und zu seinen Pflegeeltern zurückgelaufen, obwohl er genau wußte, daß sie ihn nicht aufnehmen würden. Er war erwachsen und auf sich selbst gestellt.
    Chulch konnte nicht sagen, wie lange er in dem düsteren Hinterhof lag und sich den trüben Gedanken hingab. Alles, was er gelernt hatte, die Weisheiten über den Sinn des Status, mit einem mal schien es für ihn keine Bedeutung mehr zu haben, und er sehnte sich um so intensiver nach seinem Volk und hoffte, daß es dieses Volk tatsächlich irgendwo in Starsen gab. Er wollte kein Findling bleiben, keiner, den man auf einer Reise verloren hatte.
    Wie nahe er doch der Wahrheit kam, und wie weit sein Geist doch von der Größe und dem Wissen entfernt war, das ihn zu einer tiefgehenden Erkenntnis befähigt hätte...
    Tief in Chulch setzte sich der Gedanke fest, daß er eines Tages jemanden suchen mußte, der einen Körper besaß, der wie der seinige gestaltet war.
    Viel später erst stand er auf. Er suchte den Ausgang aus dem Hinterhof und fand ihn in Form eines schmalen Spalts zwischen der Wand des Turmes und der Schräge der Pyramide. Er war viel zu eng, um ihn durchzulassen, aber Chulch sperrte sich mit zwei Beinpaaren gegen die Wand, stützte sich mit den langen Armen an der Schräge ab und schob seinen Körper mit dem mittleren Beinpaar vorwärts. Langsam kam er voran, und nach etwa zwanzig Metern erkannte er die Helligkeit einer Straße vor sich. Sein Tun erregte jetzt Aufmerksamkeit, und als er den Engpaß hinter sich gelassen hatte, war er von einer Schar neugieriger Status-Eins- und Status-Zwei-Bürger umringt Sie bedrängten ihn und fragten ihn, was er da hinten zu suchen gehabt hatte.
    „Ich bin aus dem Fenster gestürzt", log er und machte, daß er zum Hauseingang kam. Er durchschritt ihn und suchte das Treppenhaus auf, um sich zu verstecken, bis sich die Neugierigen verlaufen hatten. Zum guten Glück befand sich unter den Zuschauern niemand, der selbst im Turm wohnte und ihm folgte. Die letzten Gesichter draußen verschwanden aus seinem Gesichtskreis.
    Der Raum unter der Treppe war viel zu klein für seinen mächtigen Körper, und Chulch nutzte die Anzeichen der hereinbrechenden Schwarzzeit. Ganz in seiner Nähe stand ein Starsenspender, der sich kurzzeitig verdunkelte. Auch draußen im Freien gab es die goldenen Würfel, und ihr Signal bewirkte, daß sich die Menge der Neugierigen rasch zerstreute. Jeder wollte zu Beginn der Schwarzzeit dort sein, wo er hingehörte.
    „Wo gehe ich hin?" fragte sich der Status-Eins-Bürger. Er war jetzt ohne Wohnung, Und um eine Unterkunft zu erhalten, würde er schwer arbeiten müssen. Eigentlich blieb ihm nur die Wahl, sieh erneut als Treumann zu bewerben.
    Die Luft war rein, als Chulch sich aus der Nische löste und hastig die Treppe in den Keller hinabstieg. Er lauschte, ob er das Rauschen hörte. Es war still in der obersten Kelleretage, und der Treumann stieg weiter in die Tiefe. Wenn die Schwarzzeit kam, mußte er ein sicheres Versteck gefunden haben. Zwar hatte er noch nie erlebt, wie jemand verschwunden war, aber immer wieder gab es Meldungen über Bürger, die während dieser Stunden
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