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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger
Autoren: Jason Dark
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Durch das Tor, das ihm geöffnet wurde, fuhr er mit einem Affentempo und bremste seinen Wagen in einer Parklücke ab, die für ihn reserviert war. Für die Umgebung hatte er keinen Blick, sondern eilte auf einen Bau zu, der ihm den schnellsten Weg in die Unterwelt garantierte.
    Die elektronischen Sicherheitskontrollen hatte er bald hinter sich gelassen und meldete sich über Lautsprecher bei Professor Elax an. In der Umgebung herrschte tiefe Stille, die sich auch nicht veränderte, als er die Tür zum Büro des Professors öffnete.
    Wer dachte, den nüchternen Raum eines Wissenschaftlers zu betreten, der unterlag einem Irrtum. Elax hatte sich sein Refugium so eingerichtet, wie es ihm gefiel. Es war eine plüschige Bude, die er hier geschaffen hatte. Ein schweres Sofa, schwere Sessel, ein Tisch mit Marmorplatte, ein Schrank aus dunkler Eiche, ein mit Büchern gefülltes Regal und ein Schreibtisch, der schon in seiner Größe an Wahn erinnerte.
    Besonders wenn man die Ausmaße in ein Verhältnis zu dem Professor setzte.
    Elax war nicht nur klein, er war auch verwachsen.
    Um über seinen Schreibtisch hinwegschauen zu können, musste er schon auf einem Kissen sitzen oder den Stuhl hochgestellt haben. Jedenfalls so hoch, dass er seinen Besuchern in die Augen sehen konnte.
    Der Professor war eine Missgestaltung der Natur. Aus dem Rücken des zu kleinen Körpers schaute der Buckel wie ein Stück Felsen hervor. Der Kopf war im Verhältnis zum Körper zu groß und saß auch irgendwie schief auf dem kaum erkennbaren Hals. Eine sehr hohe Stirn, Haare, die er in dunklen, dünnen Strähnen nach hinten gekämmt hatte. Sie wirkten mehr wie Fäden, die auf dem Kopf festgeklebt zu sein schienen.
    Sein Gesicht wirkte kantig, wegen der hochstehenden Wangenknochen. Der Mund endete in einer feuchten Fleischfülle, über der sich eine breite, knochige und leicht schief gewachsene Nase wölbte, bei der besonders die großen Nasenlöcher auffielen, aus denen dunkle Härchen wuchsen.
    Auch wenn ein Mensch beim ersten Hinschauen nur Negatives an sich hatte, irgendwie gibt es bei jedem etwas, was das genaue Gegenteil darstellt.
    Bei Elax waren es die Hände!
    Perfekt gewachsene, wunderbare Hände mit langen Fingern und sorgfältig gepflegten Nägeln. Es waren die Hände eines Künstlers, eines Virtuosen auf dem Flügel. Die Hände eines Arztes, der die perfektesten Operationen durchführte und bei dessen Anblick allein sich die Patienten schon wohl fühlten.
    Elax hatte die Hände auf seinen Schreibtisch gelegt und weit vorgestreckt, als wollte er sie jedem Besucher als Erstes entgegenhalten.
    Wie immer trug der Professor auch an diesem Tag einen blütenweißen gestärkten Kittel.
    Aus seinen dunklen Augen unter den flachen, braunen Brauen schaute er dem Ankömmling entgegen, der den Raum betrat und langsam die Tür schloss.
    Als er sich drehte und einige Schritte auf den Schreibtisch zukam, da zuckten die feuchten Lippen des Professors, denn ihm fielen die Verletzungen im Gesicht des Killers auf. Mitleid verspürte er allerdings nicht.
    Es gab keinen Menschen auf der Welt, bei dem sich Babur so devot verhielt wie bei Elax. Er kroch praktisch auf den Schreibtisch zu und blieb stehen, als der Professor kurz die linke Hand hob. Diese Geste reichte völlig aus.
    Babur fühlte sich unwohl. Er hasste sich dafür, dass er nicht zuvor das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte. Er hasste sich dafür, dass er nichts sagte und seine Kehle wie zugeschnürt war. Und er hasste sich dafür, dass er seinen Auftrag nicht hatte normal durchführen können.
    Elax sagte einige Sekunden lang nichts. Dann spie er Babur die Worte verächtlich entgegen:
    »Du hast zweimal versagt!«
    »Ja!«
    »Warum?«
    Babur hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. Er hatte auf der Fahrt versucht, sich eine Erklärung zurechtzulegen, doch die entsprechenden Worte waren ihm nicht eingefallen. Er war noch zu sehr mit seiner Niederlage beschäftigt gewesen.
    »Ich höre!«
    »Es… es…!«, stammelte der Killer, »es sind die Umstände gewesen.«
    »So…?«
    »Ja, es waren…«
    »Halt deinen Mund, Babur. Die Umstände - wenn ich das schon höre! Es gibt keine Umstände, die dein Versagen rechtfertigen. Ich scheiße auf deine Umstände. Fest steht, dass dir drei Personen entkommen sind. Zwei hätten tot sein sollen, sie sind es aber nicht. Und das passiert mir! Mir, der ich das Perfekte will, der möchte, dass die Natur auf den Kopf gestellt wird. Vielleicht weil ich nicht so
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