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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst
Autoren: Greg Iles
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vollgemalt hatte, riss sie es ab und fing mit dem nächsten an. Diesmal kritzelte sie nichts; sie schrieb nur ein einzelnes Wort in dicken fetten Großbuchstaben. SCHWANGER. Dann schrieb sie ICH BIN darüber. Sobald sie das zweite Wort geschrieben hatte, wurde ihr bewusst, dass sie vorhatte, Danny den Zettel auf dem Weg nach draußen zu geben. Sie würde es nicht laut aussprechen, nicht hier. Es gab keine Möglichkeit, eine Diskussion zu vermeiden, vielleicht sogar einen Streit. Die Notiz würde ihren Zweck erfüllen. Danny konnte sie auf dem Heimweg entsorgen, so, wie sie die hastig gekritzelten Botschaften entsorgt hatte, die er ihr an der Tür zum Klassenzimmer zugesteckt hatte. Oder wie die e.p.t. -Schachtel, die sie selbst am Nachmittag entsorgen würde. Wie all den Abfall, der sich bei einer außerehelichen Affäre nun mal anhäuft. Wie das Baby, das du in dir trägst, sagte eine böse Stimme in ihrem Kopf.
    Das Dumme war, sie konnte nicht sicher sein, dass es Dannys Baby war. Sie wollte, dass es seins war, so absurd dieser Gedanke angesichts ihrer Situation auch sein mochte, doch sie wusste es nicht. Und ungeachtet dessen, was Kelly Rowland damals im College getan hatte – Laurel musste herausfinden, wer der Vater war. Nur eine DNA-Analyse konnte diese Frage klären. Sie war ziemlich sicher, dass man die DNA eines ungeborenen Kindes analysieren konnte, doch es würde eine Fruchtwasseruntersuchung erforderlich machen, die sie in dieser Stadt nicht vornehmen lassen konnte, wollte sie es vor Warren geheim halten. Außerdem benötigte sie eine DNA-Probe von Warren, die sie sich beschaffen musste, ohne dass er davon erfuhr. Vielleicht reichte ja schon Haar von seiner Bürste.
    »Und? Was denkst du?«, riss Danny sie aus ihren Gedanken. »Du bist schließlich die Expertin.«
    Zum ersten Mal hatte Laurel nicht zugehört, was Danny über seinen Sohn gesagt hatte. Seit mehr als einem Jahr war Michael der wichtigste Schüler in ihrer Klasse für sie gewesen. Es war unfair gegenüber den anderen, aber so war es nun mal. Sie liebte Danny, und weil Michael seinem Vater alles bedeutete, hatte sie den Jungen sehr nahe an sich herangelassen. Nicht, dass er wichtiger gewesen wäre als die anderen Kinder, doch bis vor fünf Wochen hatte Laurel geglaubt, sie würde eines Tages seine Stiefmutter sein, und das machte ihn zu etwas Besonderem.
    »Du musst jetzt gehen, Danny«, sagte sie mit plötzlicher Entschlossenheit.
    Er zog ein trauriges Gesicht. »Aber wir haben nicht miteinander geredet … nicht richtig.«
    »Ich kann es nicht ändern. Ich kann mich jetzt nicht darum kümmern. Es geht nicht.«
    »Es tut mir leid.«
    »Das hilft mir nicht.«
    Er erhob sich, und es war offensichtlich, dass nur die Kraft seines Willens ihn daran hinderte, zu ihr zu gehen und sie an sich zu ziehen. »Ich kann nicht ohne dich leben«, sagte er. »Ich dachte, ich könnte es, aber es bringt mich um.«
    »Hast du das auch deiner Frau gesagt?«
    »Mehr oder weniger.«
    Nervosität, vermischt mit Hoffnung, erfasste Laurel. »Hast du ihr gesagt, wer ich bin?«
    Danny leckte sich über die Lippen; dann schüttelte er betreten den Kopf.
    »Ich verstehe. Hat sie ihre Meinung geändert, was das Sorgerecht für Michael angeht, falls du dich von ihr scheiden lässt?«
    »Nein.«
    »Dann haben wir keine …«
    »Das musst du mir nicht sagen.«
    Laurel sah ihm an, dass er die Schwäche hasste, die ihnhergeführt hatte, zumal er keine guten Neuigkeiten brachte. Nichts hatte sich geändert. Er schob die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans und ging zur Tür. Wortlos riss Laurel das ICH-BIN-SCHWANGER-Post-it vom Block und faltete es zusammen. Als Danny die Tür fast erreicht hatte, stand sie auf.
    »Schläfst du mit Starlette?«, fragte sie mit einer Stimme, so spröde wie berstendes Eis.
    Danny blieb stehen; dann drehte er sich um. »Nein«, sagte er verwundert. »Hast du das geglaubt?«
    Sie wollte mit den Schultern zucken, doch sie waren verkrampft vor Angst und Wut. Die Vorstellung, wie Danny mit Starlette schlief, hatte in der einsamen Dunkelheit vor dem Schlaf endlose Rollen pornographischen Films vor ihrem inneren Auge ablaufen lassen: Danny, der aus Verzweiflung, dass es Laurel nicht mehr gab, seine ehemalige Schönheitskönigin vögelte, nur um den Druck loszuwerden – und dabei erkannte, dass der Sex mit ihr gar nicht so übel war. Laurel war sicher, dass Starlette sich besonders ins Zeug legen würde, um Danny daran zu erinnern, warum er sie in
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