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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst
Autoren: Greg Iles
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etwas, nicht ganz eine Miss Tennessee, aber doch viele Stufen höher als eine Sojabohnen-Königin. Doch bei aller Attraktivität verrieten ihre harten, bitteren Augen, dass sie im Leben bereits eine wichtige Lektion gelernt hatte: Siege bei Schönheitswettbewerben halfen einem Mädchen nur ein kurzes Stück auf der Straße des Lebens. Die eigentliche Ironie lag darin, dass in Starlettes Augen Laurel diejenige war, die in der Hochzeitslotterie das große Los gezogen hatte. Schließlich hatte sie einen Arzt geheiratet – sei dankbar für das, was dir geschenkt wurde, Honey, halt die Klappe und mach die Beine breit, wenn du weißt, was gut ist für dich.
    Danny und Starlette hatten vor sieben Jahren geheiratet – ein Jahr, bevor Danny sich vom Dienst bei der Air Force in den Ruhestand verabschieden wollte. Es war für beide die erste Ehe. Danny hatte lange gewartet, um diesen Fehler zu begehen, dochdas Warten hatte ihn nicht klüger gemacht, wie er Laurel verraten hatte. Nach neunzehn Jahren beim Militär war er nach Nashville geflogen, um ein Haus zu kaufen in der Erwartung, seinen Ruhestand als Songwriter zu verbringen, wovon er immer geträumt hatte. Schon bei der Air Force hatte er sich in Zeiten des Leerlaufs die Langeweile mit dem Schreiben von Songs vertrieben. Um seine Ersparnisse zu schonen, hatte er nach seinem Rückzug aus dem Militärdienst einen Job bei einem örtlichen Flugunternehmen angenommen, dessen Besitzer ein großer Bewunderer von Dannys Heldentaten war. Einer der Höhepunkte in Dannys Job bestand darin, Stars der Country Music kreuz und quer durch den Staat zu fliegen. Er hatte Starlette kennen gelernt, als sie für eine Maklerfirma gearbeitet und ihm ein paar Häuser in Franklin gezeigt hatte. Es waren nicht Dannys Songwriter-Ambitionen gewesen, die Starlette beeindruckt hatten – tatsächlich hatte sie bezweifelt, dass er sich in dieser Gegend überhaupt ein Haus leisten konnte. Doch sein Job als Pilot berühmter Countrystars besaß den Glamour, den zu finden Starlette in diese Stadt gekommen war. Danny hatte noch ein Jahr auf der Eglin Air Force Base in Florida zu absolvieren, um seine zwanzig Dienstjahre vollzumachen, doch schon bald pendelte er an jedem freien Wochenende nach Nashville, um seine Songs zu vermarkten und die Zeit mit Starlette zu verbringen. Als sie schwanger wurde, beschlossen sie zu heiraten, und sechs Monate später wurde ihre Tochter Jenny geboren, ein süßes, gesundes Mädchen.
    Danny stand zwei Wochen vor dem Ruhestand, als das World Trade Center angegriffen wurde. Danach hatte er sich geweigert, in Rente zu gehen, trotz heftiger Proteste Starlettes. Doch sie musste nicht lange auf seine Heimkehr warten: Danny meldete sich für den Einsatz in Afghanistan, wurde aber schon drei Monate später abgeschossen. Es war reines Glück, dass er überlebte. Er nahm sich diesen Wink des Schicksals zu Herzen und kehrte mit seinen Entlassungspapieren nach Nashville zurück. Bald darauf verbrachte er seine Zeit damit, Stars der Country Music durch die Gegend zu fliegen, Songs zu verkaufen, mitseiner neuen Frau zu schlafen und seine Tochter großzuziehen. Das einzige Problem im Paradies bestand darin, dass er es bald leid wurde, fliegender Chauffeur zu sein. Die Jetset-Hillbillies gingen ihm immer mehr auf die Nerven. Einige waren nett; die meisten waren Arschlöcher. Waren Fans in der Nähe, gaben sie sich fröhlich und warmherzig, doch sobald sie in den Helikopter stiegen, schimpften sie lauthals auf die lästige Meute.
    Nachdem Danny sechs Monate lang keinen Song verkauft hatte, war er so weit, alles hinzuwerfen. Er war nicht mehr in Mississippi gewesen außer zu Beerdigungen und einem Ehemaligentreffen der Highschool, doch seit er fünfundvierzig geworden war, verspürte er das unerklärliche Verlangen, in den Süden zurückzukehren. Als das nächste Mal einer der singenden Cowboymillionäre ein falsches Wort von sich gab, fuhr Danny ihm übers Maul – und das war’s dann. Es kostete ihn viel Überzeugungskraft, doch schließlich gelang es ihm, Starlette so weit zu bringen, dass sie seiner Heimatstadt eine Chance gab, unter der Bedingung, dass sie nach Tennessee zurückkehrten, falls es nicht klappte.
    Laurel legte Michael McDavitts Akte zur Seite und zwang sich, nicht länger an Michaels Vater zu denken. Sie zog ihre Akte über Carl Mayer hervor, ihren schwierigsten Fall von ADHS, und versuchte sich auf die Worte und Zahlen auf den Seiten zu konzentrieren. Durchschnitt,
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