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1199 - Der Prinz und der Bucklige

Titel: 1199 - Der Prinz und der Bucklige
Autoren: Unbekannt
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er nicht zu ihm?
    Auf der Oberfläche der zu Tal gegangenen Lawine fand Perry prekären Halt. Die geringe Schwerkraft brachte ihm in Erinnerung zurück, was er in den Minuten der Todesangst vergessen hatte: Die Automatik funktionierte nicht mehr. Er konnte Nachor nicht hören, weil der Helmfunk außer Betrieb war.
    Der Prinz tippte sich mit der Hand gegen die Schläfe - dorthin, wo unter der schweren, unzerreißbaren Hülle der Montur die akustischen Sensoren saßen. Perry begriff zunächst nicht, aber dann machte Nachor, indem er Daumen und vier Finger der rechten Hand rhythmisch gegeneinander klappte, die uralte Geste des Redens.
    „Alle Geräte - volle Aktivität", sagte Perry.
    Ein paar Kontrolllichter blinkten auf der Sichtfläche. Es gab einen Ruck, als die normale Gravitation wieder einsetzte.
    „Nachor?" fragte Perry vorsichtig.
    „Sieh dich nicht um", antwortete der Armadaprinz.
    Unter normalen Umständen wäre Perry darauf eingegangen. Aber er hatte seine Beherrschung erst zum Teil wiedergewonnen. In einer derartigen Verfassung mußte die Aufforderung des Prinzen wie ein Signal auf ihn wirken. Er fuhr herum...
    Der Anblick war zuviel für sein zutiefst erschüttertes Selbstvertrauen. Er gab einen unartikulierten Laut von sich, als er die Spitze der Felsnadel abknicken und im Zeitlupentempo in die Tiefe stürzen sah. Hat es noch kein Ende? schrie sein gepeinigter Verstand auf.
    Das Felsstück, ein Brocken mit einer Masse von mehreren hundert Tonnen, gewann an Geschwindigkeit. Perrys Gehirn raste. Er schätzte die Höhe der Felsnadel auf wenigstens 500 Meter. Etwa dreißig Sekunden würde es dauern, bis die abgebrochene Spitze zu Boden schlug. Bis dahin hatte sie eine Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h erreicht.
    Noch blieb ihnen Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Warum blieb Nachor stehen, als sei er im Boden verwurzelt? Das mörderische Geschoß hielt genau auf sie zu. Sie brauchten nur den Gravo-Pak zu vektorieren und...
    Er spürte eine schwere Hand auf der Schulter.
    „Dieses eine Mal", sagte der Prinz, „verlaß dich ganz auf mich. Laß die Logik beiseite und hab Vertrauen zu mir."
    „Ich kann nicht...", ächzte Perry.
    Der Druck der Hand verstärkte sich.
    „Du kannst. In wenigen Sekunden ist alles vorüber."
    „Gravo ...", röchelte der Terraner.
    „Gravo hier", meldete sich der Sensor.
    Perry sank in die Knie. Ein schwarzer Schatten fiel über die Szene und hüllte sie in Dunkelheit. Perry hatte keine Kraft mehr zu sprechen. Der Sensor wartete vergebens auf einen Befehl.
     
    *
     
    „Abstand vierzig Lichtsekunden", meldete die Hamiller-Tube. „Sämtliche Schutzschirme voll stabilisiert."
    Waylon Javiers Blick hatte sich am Orterbild festgesaugt. Die unübersehbare Flut der Reflexe beeindruckte ihn nicht mehr. Er sah sie schon seit Stunden. Seine Fähigkeit, Furcht zu empfinden, war abgestumpft.
    Anhand der Orteranzeige ließ sich demonstrieren, wie die seltsamen Eigenschaften des Lichtmeer-Kontinuums das Wirken herkömmlicher Geräte und Instrumente beeinflußte.
    Die Reflexe der vordersten Torkroten-Schiffe - jener also, die bis auf vierzig Lichtsekunden herangekommen waren, besaßen die übliche Stabilität und bewegten sich kontinuierlich auf das Zentrum des Bildes zu. Je weiter aber die gegnerischen Fahrzeuge vom Standort der BASIS entfernt waren, desto unruhiger waren die Signale, die sie erzeugten. In einer Entfernung von achtzig Lichtsekunden oszillierten sie deutlich, und noch weiter draußen sprangen sie wahllos hin und her, verschwanden zeitweise und leuchteten kurze Zeit später wieder auf.
    Über Distanzen von mehr als einer Lichtminute war auf den Orter kein Verlaß. Dasselbe galt für den Hyperfunk und für die überlichtschnelle Bewegung von Raumschiffen. Wir können ausreißen, dachte Waylon niedergeschlagen, aber wohin es uns verschlägt, weiß niemand. Und wenn es später ans Sammeln ging, falls es da überhaupt noch etwas zu sammeln gab, würde die Lage noch verworrener sein.
    Es waren mehr als vier Stunden seit seiner Unterhaltung mit Gesil verstrichen. Waylon brannten die Augen trotz der Medikamente, mit denen Herth ten Var ihn traktierte, um die Müdigkeit zu vertreiben. Die Armadabarbaren nahmen sich Zeit. Die Umsicht, mit der der gegnerische Kommandant zu Werke ging, hätte Waylon mit Stolz erfüllen sollen. Die riesige Flotte formierte sich, als hätte sie es mit einem an Stärke gleichen Gegner zu tun.
    Die Torkroten hatten Respekt vor den
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