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1194 - Hundertsonnendämmerung

Titel: 1194 - Hundertsonnendämmerung
Autoren: Unbekannt
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Willys wollten nach links ausweichen, aber der Posbi wandte sich in dieselbe Richtung.
    „Seid ihr das wahre Leben?" fragte er plötzlich mit knarrender Stimme.
    Erewan und Exer erstarrten vor Schreck. Das war ihnen noch nicht passiert, sie wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Bisher waren Willys völlig unbeachtet geblieben.
    Nur Russelwussel bewahrte die Ruhe.
    „Was für ein Glück!" rief er euphorisch. „Und das mich! Das mich!
    Endlich findet er Beachtung. Können wir dienen? Gibt es für mir und Freunde etwas zu tun?"
    „Seid ihr das wahre Leben?" wiederholte der Posbi. Dabei fuhr er das Zielrohr eines schweren Strahlers aus. „Seid ihr das wahre Leben?"
    Dove spürte, wie Exer zitterte. Er war darauf gefaßt, daß der Willy ihn einfach ausladen und sich in Rotation versetzen würde. Er packte seine Waffe fester, bereit, den Kampf gegen das Posbi-Ungetüm aufzunehmen.
    „Prinzipiell wäre diese Frage mit einem Ja zu beantworten, da wir Lebewesen sind", erklärte Erewan ausweichend, „aber gemessen am Grad der Aufmerksamkeit, die man uns angedeihen läßt, gibt es uns eigentlich gar nicht."
    „Er möchte dienen", sagte Russelwussel, „und seine Freunde auch. Wir..."
    „Ihr seid das wahre Leben", stellte der Posbi fest und glitt auf seinem Antigravpolster zur Seite. Der Weg war frei.
    Das überraschte die Willys noch mehr als die Tatsache, daß sie von dem Posbi gestellt worden waren. Aber noch größer als ihre Verblüffung war die Erleichterung darüber, daß sie passieren durften. Schneller als zuvor setzten sie ihren Weg fort.
    „Ich kann nicht mehr", sagte Exer. „Noch einmal stehe ich das nicht durch."
    „Brechen wir das Experiment ab", entschied Stalion Dove. „Bringt mich nach unten. Ich finde, daß sich der Posbi reichlich seltsam verhalten hat. Was mag der Grund dafür sein?"
    „Sollen wir es herausfinden?" bot Russelwussel an.
    Bevor Dove eine Antwort geben konnte, hatte ihn Exer wieder völlig eingehüllt und nur das Atemrohr offengelassen. So schnell er konnte, begab sich der Willy zum nächsten Einstieg in die subplanetaren Anlagen. Dort lud er den Oxtorner einfach aus und machte sich wortlos davon.
    „Oje", sagte Erewan betrübt. „Ob wir Exer jemals wiedersehen?
    Hoffentlich macht er nicht die anderen Willys kopfscheu."
    „Das glaubt er nicht", sagte Russelwussel. „Wenn Exer sich die Sache überlegt, muß er zu dem Schluß kommen, daß von dem Posbi keine Gefahr drohte."
    „Wieso bist du da so sicher?" fragte Dove und streckte sich.
    „Das Verhalten des Posbis läßt nur den Schluß zu, daß er fehlgeschaltet ist", sagte Russelwussel. „Die andere Möglichkeit wäre, daß seine biologische Komponente nicht aus Haßplasma besteht. Nachdem er uns, wenn ich so sagen darf, die Gretchenfrage gestellt hat, hätte er uns angreifen müssen. Da er es nicht getan hat, vermute ich, daß er uns etwas zu verstehen geben wollte."
    Stalion Dove nickte nachdenklich.
    „Es hat tatsächlich den Anschein, als sei dieser Posbi nicht den Zwängen des Haßplasmas unterworfen. Aber wie ist das zu erklären?
    Es ist unmöglich, daß man vergessen hat, bei diesem einen Posbi die Bio-Komponente durch Haßplasma zu ersetzen."
    „Da gibt er dir recht", sagte Russelwussel. „Aber du kennst meine Theorie, daß man über die hypertoyktische Verzahnung der Posbis den Plasmazusatz ausschalten könnte, so daß sie zu einfachen Robotern würden. Das wurde in der Vergangenheit bereits praktiziert. Und es würde wieder funktionieren."
    „Ich kenne den Präzedenzfall", sagte Dove schnell, um sich die Wiederholung der Geschichte zu ersparen, die ihm Russelwussel erzählt hatte.
    Demnach war es während der Schwarmkrise im Jahre 3442 einigen abtrünnigen USO-Spezialisten gelungen, das Zentralplasma der Hundertsonnenwelt lahmzulegen. Sie hatten den Bioponblock zwischen dem organischen Plasma und dem rein mechanischen Riesengehirn, die Hyperinpotronik, unterbrochen. Nachdem das Zentralplasma ausgeschaltet war, brauchten sie nur die Hyperinpotronik in ihrem Sinn umzuprogrammieren.
    Das war natürlich ein verlockender Gedanke, der jedoch angesichts der wachsamen Anin An undurchführbar war.
    „Hier liegt die Sache anders", sagte Dove. „Der Posbi, der die Gretchenfrage stellte, war ganz sicher nicht auf seine robotischen Funktionen reduziert. Als Roboter hätte er mechanisch gehandelt. Er wäre also gar nicht in der Lage gewesen, auch ein Zeichen zu geben."
    „Das ist wahr, daran hat er nicht
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