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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
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schließlich.
    „Gewiß. Wie du weißt, gibt es Ableger, von dir auf der sogenannten Hundertsonnenwelt. Ich habe sie genauestens studiert.
    Ich werde dir die nötigen Veränderungen so exakt übermitteln, daß du sofort mit der Produktion beginnen kannst."
    „Und du bist sicher, die Bomben lassen sich durch modifizierte Impulse aufhalten? Woher nimmst du diese Sicherheit?"
    „Die Konstruktionsdaten wurden gefunden, lange nach dem Zeitpunkt, der deine Gegenwart ist", log Kazzenkatt. „Es besteht kein Zweifel, daß die Genveränderung die gewünschte Wirkung haben wird."
    Abermals hüllte sich die Urzelle in Schweigen. Von ihrem Standpunkt aus war es schwer, eine klare Entscheidung zu treffen.
    Sie fürchtete, hintergangen zu werden - und sie war nicht in der Lage zu überprüfen, ob Kazzenkatts Aussagen der Wahrheit entsprachen; nicht, bevor sie die Produktion des neuen Plasmas aufgenommen hatte. Deshalb zögerte sie.
    Der Zeroträumer ahnte jedoch, daß sie sich in seinem geschickt geknüpften Netz längst verstrickt hatte. Der Köder lag so verlockend vor ihr, daß es nur noch eine Frage der Zeit schien, bis sie ihn gierig verschlang. Allein durch die Beschäftigung mit seinem Vorschlag war sie bereits in die Falle getappt.
    Als die Urzelle von neuem Kontakt mit ihm suchte, bemächtigte sich ein unterschwelliges Gefühl wachsenden Triumphs des Lenkungselements. Wieder stellte das Plasmawesen Fragen, um letzte Zweifel zu zerstreuen - doch dies waren nur noch rhetorische Meilensteine auf dem sicheren Weg in den Hinterhalt.
    An Überraschungen glaubte Kazzenkatt nicht mehr. Er antwortete bereitwillig und ruhig - und, wie er hoffte, schlüssig.
     
    *
     
    „Ich sagte bereits, daß wir zusammenarbeiten müssen. Du brauchst nur etwa 100000 Tonnen genetisch veränderten Plasmas herzustellen. Das reicht schon. Damit allein ist es aber noch nicht getan - du schaffst lediglich die Grundvoraussetzung. Um zum Erfolg zu kommen, ist es notwendig, die Masse zusätzlich zu präparieren. Sie muß bestrahlt werden. Dadurch wecken wir die latent vorhandene Sendefähigkeit endgültig und stimmen die Impulsstruktur exakt auf die Robotbomben ab."
    „Und diese Aufgabe", vermutete die Urzelle, „wirst du übernehmen. „ „So ist es."
    Sie ahnte bereits, worauf alles hinauslaufen würde. Nach den Erfahrungen ihrer bisherigen Existenz und den Überlegungen, die sie inzwischen angestellt hatte, gab es kaum eine andere Möglichkeit.
    Sie fragte trotzdem.
    „Wo?"
    „An Bord meines Schiffes", antwortete Kazzenkatt. „Dort stehen die entsprechenden Apparaturen bereit. Es ist ein kurzer und schmerzloser Prozeß. Nach der Herstellung spaltest du das neue Plasma ab. Meine Mitarbeiter werden es sicher auf das Schiff bringen und die Präparation vornehmen. Sobald wir die Substanz zu dir zurücktransportiert haben, bist du gerettet."
    Nichts anderes hatte sie im Prinzip erwartet. Seit sie bewußt denken und sich erinnern konnte, hatten die Wesenheiten, denen sie begegnete, Teile ihrer Plasmamasse begehrt - die Terraner ausgenommen. Im Grunde gab es kein Argument dafür, Kazzenkatt nicht in diese Reihe einzuordnen. Er wirkte verschlossen und strahlte eine seltsame Monstrosität aus. Er war klug, aber unnahbar. Und in jeder Phase seines Auftretens blieb er berechnend, ohne eine Spur echter Herzlichkeit.
    Der Gedanke, daß er ihre Not dazu benutzte, auf heimtückische Weise in den Besitz plasmatischer Substanz zu kommen - dieser Gedanke lag nahe. Ja, die Urzelle meinte sogar zu erkennen, daß es bei nüchterner Betrachtung gar keine andere Möglichkeit gab.
    Aber konnte sie dessen sicher sein?
    „Ich behaupte", warf sie ihm provozierend vor, „deine Motive sind eigennützig. Wozu hättest du sonst all den Aufwand treiben sollen!"
    Sie wählte diese Formulierung unbewußt, aber sie merkte, daß sie damit insgeheim den Weg zu einer Antwort öffnete, die ihr half, ihre tief im Innern längst gefällte Entscheidung vor sich selbst zu rechtfertigen.
    „Ich will nicht bestreiten, daß die Genveränderung des Plasmas auch für mich einen Nutzen hat", übermittelte der Fremde. „Ich bin ein Geisteswesen. Ich denke, du wirst mir kaum glauben, wenn ich dir sage, daß meine Heimat in einem Raum und in einer Zeit liegt, die erst nach der nächsten Weltenwende für mich wieder erreichbar sind. Trotzdem ist es so. Ich bin in einen Dimensionskegel geraten, der mir die Rückkehr vorläufig verwehrt. Meine Existenz jedoch hängt davon ab, daß mein
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