Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
rühren, deren Einsturz nichts und niemand würde aufhalten können, erschien Kazzenkatt enorm hoch.
    Trotzdem wagte er es - um der Mächte des Chaos und um seiner selbst willen.
    Sein Geist schlüpfte in die unergründlichen Temporalströme des Schwarms. Er splitterte auf, zerfaserte in Raum und Zeit und tauchte hinab in die Schluchten fremder Dimensionen. Währenddessen erfaßte er Abläufe und Gegebenheiten, prüfte, verglich, sondierte.
    Rando Iin einer Vergangenheit, die weit genug vom Jetzt entfernt war, daß die Bomben das Plasma noch nicht zerstört hatten - und nahe genug, daß es bereits von dem bevorstehenden Ende wußte...
    Es war keine leichte Arbeit für das Lenkungselement. Der richtige Zeitpunkt wollte genauestens definiert sein, und der Aktionsimpuls an die Chronimale bedurfte der exakten Justierung, um den Planeten in dem gewünschten Zustand aus seiner Existenzebene zu reißen.
    Später wußte Kazzenkatt nicht mehr, wie lange er brauchte, bevor er fündig wurde. Irgendwann tastete der temporale Fühler eines Chronimals in jene Sekunde hinein, die er suchte. Er spürte und erlebte diesen Moment - ja, er sah ihn förmlich.
    Jetzt!
    Wie ein triumphaler Aufschrei hallte Kazzenkatts Kommando durch das Element der Zeit. Der Ruf stieg empor in die Gegenwart, verzweigte sich in den unsichtbaren Ganglien des psionischen Rasters, wurde lauter und stärker, bis er alle Mitglieder des Schwarms erreichte und sie mit unwiderstehlicher Macht zu synchronem Handeln zwang.
    Die angestaute Kraft der Chronimale entlud sich in einer gewaltigen Eruption durch die Zeit. Kazzenkatt wurde aus dem Verbund hinausgeschleudert. Er prallte zurück in die reale Gegenwart und verfolgte das Geschehen mit wachsender Spannung.
    Der Ring aus Planetentrümmern verschwand.
    Und in jenem Bereich, den der Schwarm mit seinem Psi-Netz abdeckte, entstand ein kugelförmiger Körper...
    Rando Iwar aufgetaucht.
    Kazzenkatt bemerkte den Strom mentaler Impulse, die suchend durch den Raum irrten. Das Plasma sandte sie aus. Es war aus dem Angesicht des sicheren Untergangs in eine fremde, äußerlich ruhige Welt gerissen worden. Es schien verwirrt, aber auch mißtrauisch.
    Den Chronimalen gab Kazzenkatt den Befehl, den Zeittausch in dieser Form zunächst stabil zu halten. Dann näherte er sich dem Planeten und bemühte sich, einen geistigen Kontakt mit der Urzelle zu knüpfen.
    Es gelang überraschend unproblematisch. Innerhalb kürzester Zeit kam die Verbindung zustande.
    Dennoch blieb Kazzenkatt wachsam. Er durfte das Plasma nicht unterschätzen. Die Urzelle war intelligent, und die planetenumspannende Zellmasse besaß die Fähigkeit der Suggestion.
    Jetzt, da sie sich ungehindert vermehren und ausdehnen konnte, wuchs diese Fähigkeit mit jeder Minute. Zwar glaubte Kazzenkatt nicht daran, daß er davon beeinflußt werden konnte. Er selbst war psionisch begabt wie kaum ein anderes Lebewesen und daher weitgehend immun. Aber er mußte zumindest auf der Hut sein.
    Das Plasma machte jedoch zunächst keine Anstalten, seine Kräfte gegen ihn einzusetzen. Es war gerade dem Tod entronnen und schwamm auf einer Welle der Erleichterung, gepaart mit eklatanter Unkenntnis der wahren Verhältnisse. Es wartete erst einmal ab.
    Kazzenkatt eröffnete das psychologische Duell mit der ihm eigenen Kaltschnäuzigkeit.
     
    *
     
    „Ich bin Kazzenkatt. Ich könnte dich retten."
    Die Urzelle wußte nicht, was sie von dem Angebot halten sollte.
    Sie fühlte sich von Ereignissen überfahren, deren Ursache sie ebenso wenig durchschaute wie die Wirkung. Die Terraner waren verschwunden. Keine Bombe fiel. Ein fremder Geist sprach zu ihr und stellte die Rettung in Aussicht...
    Sie zögerte.
    Eben noch, vor wenigen Minuten, hatte sie mit zwei Wesen kommuniziert, die sich Gucky und John Marshall nannten. Deren Mentalimpulse waren anders gewesen als die, die sie jetzt empfing: sympathisch, ehrlich und in beeindruckender Weise offen. Zuletzt, unter dem Eindruck der bevorstehenden Vernichtung des Plasmas, hatte die Urzelle Mitgefühl verspürt, Selbstvorwürfe und das ernstgemeinte Flehen um Vergebung.
    Kazzenkatts Gedanken dagegen haftete etwas Düsteres an. Dieser Geist offenbarte sich ihr nicht rückhaltlos, er war verschlossen und dabei berechnend. Er lockte, aber er überzeugte nicht.
    „Du könntest mich retten?" sandte sie zurück. „Warum tust du es nicht?"
    Sie hatte gehofft, mit diesem Einwand den Fremden in Verlegenheit zu bringen und mehr über seine wahren Absichten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher