Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nachzuempfinden, wie denen zumute war, deren Ordnung er zerschlug. Er ahnte, welche ungeheure Schuld er auf sich lud. Hin und wieder plagten ihn sogar reumütige Gefühle.
    Erst ein Mentalimpuls des Bordcomputers unterbrach die Kette seiner trüben Gedanken. Sofort fand Kazzenkatt in sein gewohntes Bezugssystem zurück. Nicht umsonst nannten sie ihn einen Schizomoralisten: Er war fähig, sein Gewissen nach Belieben förmlich ein- und auszuschalten. Ein Vorteil, der ihn unter anderem davor bewahrte, zum Gehorsam gegenüber dem Herrn der Elemente gezwungen zu werden. Jetzt schaltete er aus und fegte damit jeden noch so kleinen Skrupel hinweg.
    Seltsame Dinge geschahen auf Rando I. Die Ortungsergebnisse, die der Computer in die Holodarstellung einspielte, zeigten deutlich, daß sich der Umfang des Planeten rapide vergrößerte.
    Den Prozeß der Massenverdopplung ihrer Substanz, den die Urzelle kurz nach der Vernichtung der Kontrollstation einleitete, hatte sie während der Verhandlungen mit Kazzenkatt verlangsamt und später, als sie mit der Produktion des neuen Plasmas begann, vorübergehend völlig eingestellt. Jetzt nahm sie ihn mit voller Kraft wieder auf - lange bevor die Zeit verstrichen war, die sie nach eigenen Angaben für die Erzeugung der 100000 Tonnen genetisch veränderten Zellmaterials benötigte.
    Das konnte nur eines bedeuten: Sie hatte den Bluff durchschaut und setzte zum Gegenschlag an!
    Denn jede Vergrößerung ihrer Masse bedeutete zugleich eine Steigerung ihrer Intelligenz und ihrer suggestiven Fähigkeiten.
    Bislang hatte Kazzenkatt noch nichts von dieser Gabe zu spüren bekommen. Jetzt jedoch würde die Urzelle mit allen Mitteln versuchen, ihn zu beeinflussen. Er wußte nicht, wie weit seine Immunität reichte. Es mochte einen Punkt geben, an dem ihre Mentalkraft seine natürlichen Barrieren durchbrach und ihn in ihren Bann zwang.
    Die gesamte Aktion drohte zu scheitern!
    Seine Gedankenbefehle kamen blitzschnell und präzise. Während das Steuergehirn der PRIMAT DER VERNUNFT die vorbereiteten Sonden auf den Weg schickte, setzte es gleichzeitig das Einsatzsignal an die MASCHINE DREI ab. Ebenso verzögerungsfrei wurde die Funkverbindung zu 1-1-Monorg wieder aufgebaut.
    „Die Ernte beginnt", bestimmte Kazzenkatt. „Es sieht so aus, als ob die Urzelle rebelliert. Sie muß aber bereits eine gewisse Menge genmanipulierten Plasmas hergestellt haben. Der Ort, der dafür vereinbart war, ist mir bekannt und wurde euch vom Computer inzwischen übermittelt. Ihr kennt außerdem die Charakteristika der veränderten ÜBSEF-Konstante. Selbst wenn für die Produktion ein Versteck gewählt wurde, läßt es sich also finden. Beeilt euch! Wir brauchen das Zeug! Die kleinste Menge hilft uns schon weiter!"
    „Alles ist in die Wege geleitet", bestätigte der Anin An. „Wir tun, was wir können."
    Weitere Holoprojektionen flammten auf. Kazzenkatt konnte sich vergewissern, daß die Schleusen der MASCHINE DREI längst geöffnet waren. Etliche Beiboote befanden sich bereits im Anflug auf Rando I. Von den ausgeschickten Sonden kamen Bilder herein, die einen realen Eindruck von den Vorgängen auf dem Planeten vermittelten - deutlicher als von hier, aus dem Orbit, wo die Sicht durch die dichte Atmosphäre stark behindert blieb.
    Die gesamte Oberfläche befand sich in ständiger Bewegung. Überall wallte die Plasmamasse auf, an manchen Stellen schien sie regelrecht zu brodeln. Ein ums andere Mal, in stetiger, unaufhörlicher Folge, teilten sich die Zellverbände und erzeugten neue Schichten braunschwarzer Substanz. Eine der Sonden vermittelte einen so günstigen Blickwinkel, daß Kazzenkatt am Horizont beobachten konnte, wie sich eine Welle über die nächste häufte, wie der gesamte Planet dicker wurde.
    Dann sah er die Beiboote der MASCHINE DREI aus dem Himmel fallen. Zielstrebig hielten sie auf jenen Punkt zu, dessen Koordinaten die Urzelle als Produktionsort genannt hatte. Eine der fliegenden Kameras schwebte genau darüber. Kazzenkatt ließ die Übertragung der restlichen Sonden unterbrechen, um sich besser konzentrieren zu können. Er erkannte einen tiefen Einschnitt im Gefüge des Plasmas, eine enge Schlucht, die mehrere tausend Kilometer hinab reichte, bis zur Oberfläche des planetaren Felsenkerns.
    Dort unten - eine kurzfristig geschaltete Vergrößerung zeigte es -lagerte ein separater Klumpen der zähen Substanz.
    „Das Genprogramm war gut durchdacht", ließ sich 1-1-Monorg vernehmen. „Der zusätzlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher