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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache
Autoren: Jason Dark
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streckte seinen Arm aus und hebelte das Fenster auf.
    Frische Luft drang in die Küche, deren Tür offen stand, sodass Ethan in sein Atelier schauen konnte.
    Die Staffelei war aufgebaut, das fast fertige Bild von Doris hatte dort seinen Platz gefunden, und bevor er aufstand und sich sein Werk anschaute, kippte er noch etwas von der braunen Brühe nach.
    Es war ein große Tasse mit einem kräftigen Henkel an der Seite. Dunn nahm sie mit in seinen Arbeitsraum. Das kleine Podest war leer, wo sich seine Modelle aufhielten. Er stellte schon einen Stuhl hin, auf dem Doris Platz nehmen sollte.
    Die Farben waren bereits gemischt. Dunn rührte sie nur noch durch. Dann zündete er sich eine Zigarette an und schaute aus dem großen dreieckigen Fenster, das bis zum Boden reichte.
    Es war beileibe kein Ausblick, der einen Künstler motivieren konnte. Was Dunn sah, konnte man als tristes Industriegelände ansehen, aber das störte ihn nicht. Er brauchte in dem Sinne keine Inspiration. Seine lebenden Modelle reichten da völlig.
    Er rauchte, trank Kaffee und wollte sich gedanklich mit Doris beschäftigen, was ihm allerdings nicht möglich war, weil er sich gestört fühlte.
    Nicht von außen oder nicht normal von außen, sondern mehr von innen. Da hatte sich etwas verändert. In ihm war die Stimme erklungen, die ihm selbst nicht gehörte.
    Oder waren es nur Gedanken.
    Der Maler drehte sich auf der Stelle. Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt, nicht mehr allein zu sein, doch seine Augen nahmen nichts wahr.
    Das Fremde steckte in seinem Innern und machte ihn - das gab er gern zu - auch nervös. Sofort dachte er wieder an die letzte Nacht, denn da war es ähnlich gewesen. Da war er zwar nach außen hin allein gewesen, doch innerlich hatte er Besuch bekommen.
    Gunhilla Blaisdell!
    Immer wieder musste er an die Erscheinung denken. An die Frau, die er und seine Freunde geschaffen hatten. Rein mit ihrer Vorstellungskraft und nur mit wenigen Hilfsmitteln versehen, war es ihnen gelungen, Grenzen zu überwinden.
    Jetzt war sie da.
    Sie ließ sich auch nicht vertreiben. Dunn stellte die Tasse ab und warf die Kippe in einen mit Wasser gefüllten Eimer, in dem zahlreiche Zigarettenkippen schwammen.
    Eine ungewöhnliche Unruhe hatte ihn erfasst. Schlimmer noch als in der Nacht, wie er meinte. Er hörte nichts, und trotzdem hatte er das Gefühl, von etwas Fremdem und Bedrohlichem umgeben zu sein.
    Der Blick zum Fenster - nichts.
    Der auf die Wände. Ebenfalls nichts.
    Aber es war kälter geworden. Nicht die Kälte, die von draußen hereinwehte. Diesmal war es eine andere, die wie mit Spinnenbeinen über seinen Körper hinwegkroch.
    Zuerst fühlte sich der Maler nur unwohl. Das allerdings änderte sich in bestimmten Intervallen. Das Gefühl verstärkte sich in ihm, und es bildete sich eine starke Angst hervor.
    So wie in der Nacht war es auch hier die Angst vor dem Nichts, denn er sah keine konkrete Bedrohung. Trotzdem wollte er etwas tun. Mit schnellen Schritten lief er in Richtung Schlafzimmer. Die Sohlen der weichen Turnschuhe dämpften seine Schritte.
    Das Zimmer war nicht unbedingt geräumig. Es reichte aus, um ein französisches Bett aufzunehmen, das sicherlich schon einige Geschichten erzählen konnte.
    Er schaute intensiv in jede Ecke, bevor er losging und den schmalen Kleiderschrank öffnete.
    Auch dort hatte sich nichts verändert. Gunhilla Blaisdell war nicht erschienen. Dennoch war sie da.
    Er spürte sie. Er fühlte das andere, diesen kalten Gruß aus einer Welt, die einfach nicht sichtbar war.
    Sie hatte ihn erreicht.
    Ethan Dunn atmete tief durch. Er wollte Ruhe haben. Er musste nachdenken und blieb für einen Augenblick mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt stehen.
    Hinter seiner Stirn spürte er ebenfalls die Veränderung. Das Blut rann schneller durch seine Adern.
    Sicherlich hatte er einen roten Kopf bekommen.
    Eine teuflische Situation. Hätte er jetzt den Pinsel in die Hand nehmen und malen müssen, wäre ihm dies nicht gelungen. Er hoffte, dass dieser Zustand vorbei war, wenn Doris eintraf.
    Im Schlafzimmer wollte er auch nicht bleiben. Seine eigenen Bilder kamen ihm plötzlich fratzenhaft und abstoßend vor. Er hatte sich völlig verändert, und das alles nur, weil seine Psyche nicht mehr stimmte.
    Gern hätte er seine drei Freunde angerufen, um zu erfahren, ob es ihnen ähnlich erging.
    Er wollte sich aber nicht lächerlich machen und ging deshalb zurück in sein Atelier.
    Auch nicht normal. Er schlich durch den
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