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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache
Autoren: Jason Dark
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die Nerven geht«, sagte ich. »Sonst hättest du uns nicht informiert.«
    »Ja, das schon. Ich will auch, dass Gunhilla gefangen wird. Jetzt erst recht, nachdem ich weiß, dass es schon zwei Tote gegeben hat. Aber die anderen beiden gegen Gunhillas Willen zu retten - ich weiß nicht, ob das glatt geht.«
    Lady Sarah hatte noch nicht aufgegeben. »Es wäre einen Versuch wert, wenn man wüsste, wie es die vier Männer geschafft haben. Welchen Weg sie gegangen sind. Es gibt zahlreiche Beschwörungen. Ich habe kurz bevor ihr kamt, auch in einigen Büchern nachgeschaut. Wir könnten da Versuche starten, aber ich weiß nicht, ob es die richtigen Formeln sind, die wir einsetzen.«
    Das war ganz in meinem Sinne. Wir wollten uns nicht noch etwas an den Hals holen. So blieb der schwarze Peter bei Jane Collins, die zwar noch bei uns saß, aber so wirkte, als hätte sie sich gedanklich von uns entfernt.
    Sie saß jetzt sehr gerade und aufrecht in ihrem Sessel, beide Hände flach auf die Oberschenkel gelegt. Die Augen hielt sie offen. Nur schaute sie keinen von uns an, sondern sah praktisch an uns vorbei in eine unbestimmte Ferne.
    Sarah und Suko hatten es auch mitbekommen. Sie saßen da und sagten kein Wort mehr.
    Wir ließen einige Sekunden verstreichen. Janes Zustand änderte sich nicht. Abgesehen davon, dass sie noch blasser wurde und sich ihre Augen langsam schlossen.
    »He, was ist los?«, flüsterte ich. Auf keinen Fall wollte ich sie erschrecken.
    Die Antwort bekam ich Sekunden später. »Ich… ich… glaube… ich habe Kontakt.«
    »Super.«
    Jane bewegte ihren Mund. Die Lippen hielt sie etwas offen. Wir hörten, dass ihr Atem strömte. Sie bewegte den Kopf leicht nach rechts und links, ohne allerdings die Augen zu öffnen.
    Plötzlich sagte sie mit tonloser Stimme: »Jetzt ist sie da. Gunhilla ist da.«
    »Wo, Jane?«, fragte Sarah. »Wieder hier im Haus? Im Spiegel wie heute Morgen?«
    »Nein, nicht bei uns. Woanders.«
    »Kannst du uns das sagen?«
    Jane bemühte sich. Sie stand unter einem vielfachen Druck. Auf der Stirn malte sich zuerst die glatte Schweißschicht ab, bis sie wanderte, die Wangen bedeckte und danach die Oberlippe.
    »Sie hat sich gezeigt. Sie hat einen gefangen. Ich sehe sie, ich sehe auch ihn…«
    »Was siehst du noch?«, fragte ich. »Kannst du etwas von der Umgebung erkennen?«
    »Nur schwach.«
    »Was ist es?«
    »Eine Wohnung. Komisch eingerichtet. Viele Bilder. Der Mann mit den roten Haaren…«
    »Ist es Ethan?«, fragte Suko.
    »Vielleicht ist er es. Es ist…«, Jane stieß einen Schrei aus und rief dann: »Mein Gott…!«
    Einen Moment später riss sie die Augen auf. Als sie uns jetzt anschaute, flackerte die Angst in ihrem Blick.
    »Was hast du gesehen?« rief Sarah.
    »Er wird sterben«, flüsterte sie nur…
    ***
    Ethan Dunn stand auf dem Fleck wie vom berühmten Blitz getroffen. Er war nicht mehr in der Lage, etwas zu tun. Er konnte nicht denken, er konnte nicht handeln, er stand einfach nur da und starrte auf einen Stuhl, der vorhin noch leer gewesen, jetzt aber besetzt worden war. Nur nicht von der Person, für den er gedacht war, denn wer dort Platz genommen hatte, war kein Mensch.
    Die Erscheinung.
    Der Geist.
    Gunhilla Blaisdell.
    Ethan Dunn hörte ein ungewöhnlich jaulendes Geräusch. Er stellte fest, dass nicht seine Besucherin es ausgestoßen hatte, sondern er ganz allein, und wie ein angeschlagenes Tier fühlte er sich auch.
    All die Furcht hatte sich bestätigt. Dieses bedrückende Gefühl. Das nicht mehr Herr über sich selbst sein.
    Jetzt saß sie da.
    Sie war eine Person, die es eigentlich nur in der Fantasie der Männer gegeben hatte. Jeder hatte sein Scherflein dazu beigetragen. Auf den Namen Gunhilla Blaisdell war Don Ambrose gekommen, weil er ihn irgendwo mal gelesen hatte.
    Sie hatten sich einen Spaß machen wollen. An die Grenzen gehen. Herausfinden, ob es tatsächlich ein anderes Reich gab. Und jetzt war sie da. Sie hockte auf dem Stuhl, drehte ihm das Halbprofil zu, als wäre sie ein Modell, das darauf wartet, gemalt zu werden. Es war die Marlene-Pose, die sie eingenommen hatte, aber sie wirkte auf den Maler alles andere als sexy, sondern nur unheimlich.
    Ethan Dunn sagte nichts. Er konnte nicht sprechen. Die Angst klemmte ihm die Kehle zu.
    Gunhilla war nicht nackt. Sie trug ein zu langes Hemd oder ein kurzes Flatterkleid. Ihr Gesicht zeigte ein Lächeln und war doch irgendwie erstarrt.
    Dann hörte er ihre Stimme. »Ich bin bei dir, Ethan. Ich bin gekommen.
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