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1178 - Lisas Totenruf

1178 - Lisas Totenruf

Titel: 1178 - Lisas Totenruf
Autoren: Jason Dark
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stand sie schweigend neben ihm und starrte ins Leere. Ihm kam plötzlich der Vergleich mit einem Zombie in den Sinn, aber die gab es nicht in der Wirklichkeit. Lisa war ein Mensch und eine Zeugin.
    »Da in der großen Gruft ist es bestimmt wärmer!«, erklärte er mit flüsternder Stimme. »Meinst du nicht auch?«
    »Ich war da noch nie.«
    »Dann wirst du es erleben.«
    Sie schnaufte, aber sie sagte nichts und drehte nur den Kopf zur Seite, weil sie von Curzis Licht geblendet wurde.
    »Komm jetzt, Lisa, wir beide werden gehen. Du wirst sehen, dass alles nicht so schlimm ist.«
    »Ja, ja…«
    »Soll ich mit?«, fragte Curzi.
    Serrano blieb für zwei Sekunden stehen. »Nein, auf keinen Fall. Du bleibst aber auch nicht hier. Pack dir Hilton und schaff ihn zu unserem Wagen. Ich habe es mir überlegt. Wir lassen ihn doch nicht hier liegen.«
    »Wo soll ich…«
    »In den Kofferraum, Mensch! Wir entsorgen ihn woanders. Teufel, bist du ein Idiot.«
    »Ja, ja, man wird mal fragen können.«
    »Wo andere ein Gehirn haben, hat bei dir ein Spatz reingeschissen.« Serrano lachte über seine Bemerkung. Dann nahm er Lisas Arm und führte sie dem Ziel zu.
    Es gab einen schmalen Trampelpfad, den sie benutzen konnten. Er war mit zahlreichen Pflanzen überwuchert und kaum zu erkennen. An der untersten der drei breiten Stufen endete er.
    Lisa wehrte sich nicht. Sie hatte sich voll und ganz in ihr Schicksal ergeben. Wahrscheinlich hatte sie noch immer nicht begriffen, was ihr bevorstand.
    Mit leicht gerunzelter Stirn und skeptischen Blicken schaute sie auf die offen stehende Tür. Der Killer ließ ihr noch Zeit. Er rechnete damit, dass Lisa jetzt ein Licht aufgehen würde, aber sie blieb weiterhin stumm.
    »Kommst du weiter mit mir?«, fragte er.
    Wieder nickte sie.
    Ein leichter Zug reichte aus, und Lisa setzte ein Bein vor das andere. Serrano konnte es nicht begreifen. Das war eigentlich verrückt. So etwas hatte er noch nie gesehen. Sie schritt mit ihm auf das Grab zu wie andere zum Hochzeitsaltar. Wenn er das jemandem erzählte, der würde ihn auslachen.
    Unter ihnen lag jetzt der harte Stein. Sie sahen die Säulen an den Seiten und auch die beiden großen bepflanzten Kübel. Die Namen der Toten waren zu beiden Seiten der Tür in die Wand eingraviert worden. In der Dunkelheit war die Schrift kaum zu lesen.
    »Komm weiter«, sagte Serrano. Er wollte es so bald wie möglich hinter sich bringen. Es drängte ihn jetzt komischerweise. Den Grund dafür kannte er nicht. Er merkte nur seine ungewöhnliche Nervosität.
    Nicht dass er sich vor dem Verhalten der jungen Frau gefürchtet hätte, aber seltsam kam sie ihm schon vor. Wusste sie auch jetzt nicht, was sie erwartete?
    Serrano zog Lisa weiter, die sich nicht wehrte. Aber sie begann zu sprechen, als sie den Eingang fast erreicht hatten. »Angst habe ich keine«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Nein, warum auch?« Serrano lachte. »Warum solltest du auch Angst haben? Die habe ich auch nicht.«
    »Manchmal hat man Glück.«
    »Ja, das meine ich auch.«
    Sie standen jetzt dicht vor dem Türspalt. Er war breit genug, um Lisa aufzunehmen. Serrano legte eine Hand gegen ihren Rücken. »Dort hinein, Lisa.«
    Sie schaute ihn noch einmal an. Ihr Blick traf direkt die Augen des Mannes, und er sah etwas darin, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Er fühlte sich verkrampft, und zugleich drückte sich etwas in ihm hoch, das er seit langem nicht mehr erlebt hatte. Es war eine schleichende Furcht. Das Gefühl der Angst oder das Wissen, etwas falsch gemacht zu haben.
    Nein, Lisas Augen leuchteten nicht. Trotzdem war da etwas in ihren Pupillen, das er als Widerschein der Seele ansah und das ihn erschaudern ließ.
    »Geh schon!«
    »Ja…«
    Lisa löste sich von ihm. Sie drückte sich durch den Spalt. Serrano konnte es kaum erwarten, die schwere Tür zu schließen. Erst jetzt bemerkte er, dass sie nicht aus Stein, sondern aus Metall bestand. Bronze vielleicht.
    Er drückte sie zu.
    Sie hinterließ ein schwappendes Geräusch, als Luft zusammengedrückt wurde. Danach war alles einfach. Serrano brauchte nur den Riegel vorzulegen, was er auch tat. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen die Tür und schloss die Augen.
    Geschafft!
    Die Zeugin würde sie nicht mehr stören.
    Er wartete noch einige Sekunden ab und lauschte nach irgendwelchen Geräuschen.
    Es war nichts zu hören.
    In der großen Gruft blieb es still. Das Totenhaus verschluckte jeden Schrei.
    Er hätte sich freuen und auch
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