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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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musste entweder links oder rechts vorbei. Auch das würde schwer werden, denn sie glaubte nicht, dass es die Köpfe zulassen würden. Wie auch immer sie reagieren mochten, sie waren einfach anders als normale Skelettschädel, die in der Luft schwebten.
    Grace irrte sich.
    In ihrer Panik hatte sie nicht so genau hingesehen. Erst jetzt, als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel ihr auf, dass nicht nur zwei Köpfe in der Luft schwebten. Zu ihnen gehörten auch Gestalten, von Körpern wollte sie dabei nicht sprechen. Aber sie waren nicht zu sehen, denn die sicherlich auch bleichen Knochen wurden von nachtschwarzen Kleidungsstücken verborgen.
    Es waren Mäntel, Kutten oder Umhänge, die sich im leichten Wind bewegten. Grace sah es, wenn sie genau hinschaute. Beide hatten sich mit der Finsternis vereinigt.
    Sie schwieg. Sie hörte nur den eigenen schweren Atem.
    Nach vorn kam sie nicht. Das würden die beiden unheimlichen Wächter nicht zulassen. Nach hinten, also wieder zurück, wollte sie auch nicht laufen. Was kam da noch als eine dritte Möglichkeit in Betracht?
    Grace konnte es nicht sagen. Ihre eigene Gedankenwelt war zerstört und aufgerissen. Eines nur empfand Grace Turner als ungewöhnlich.
    Sie verspürte nicht die tiefe, nagende Angst, die eigentlich bei einem derartigen Vorgang natürlich gewesen wäre. Da war seltsamerweise nichts vorhanden. Zwar blickte sie nach dem ersten heißen Schreck den beiden Gestalten nicht eben gelassen entgegen, aber sie stand auch nicht davor, durchzudrehen.
    Zwischen ihnen hatte sich eine ungewöhnliche Stille ausgebreitet. Selbst das leise Klatschen der Wellen, die in die Uferregion hineinglitten, war verstummt. Es gab nur die beiden Skelette und die Frau.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Skelette zugleich bewegten. Wahrscheinlich war es jetzt genau Mitternacht. Grace wagte nicht, daran zu denken und auf die Uhr zu schauen, aber das musste der Fall sein.
    Aus den Löchern der Ärmel erschienen die bleichen Hände, als der Stoff zurücksank.
    Nein, um alles in der Welt, das waren keine Hände. Die beiden besaßen fleisch- und hautlose Knochen. Es war nur das blanke Gebein zu sehen. In der Farbe wie ausgebleichtes Holz, und diese vier Klauen nahmen ihr gesamtes Blickfeld ein.
    Es kam ihr vor wie ein tanzendes Schattenspiel in einem makabren Kaspertheater. Sie wich zurück.
    Nur einen winzigen Schritt, kaum der Rede wert, aber die Skelette hatten genau aufgepasst.
    Synchron griffen sie zu!
    Grace bekam mit, dass sich ihre Knochenfinger spreizten. Sie wäre auch gern zurückgelaufen, doch das war ihr einfach nicht möglich. Die anderen waren zu schnell.
    Hart packten sie zu. Grace spürte sie wie harte Holzringe an ihren Handgelenken. Knochen auf Knochen, und das, obwohl ihre eigene Haut noch vorhanden war.
    Wie eine Puppe wurde sie auf die beiden Knöchernen zugezogen. Dabei geriet sie zwangsläufig in ihre Nähe und nahm auch deren Geruch auf. Ob es die Skelette selbst waren, die so modrig stanken oder die Kleidung, das wusste sie nicht.
    Sie fiel gegen die Kleidung und dann auch gegen die verdammten Körper. Unter dem Stoff der Kutte spürte sie kein Fleisch, keine Muskeln. Es gab einfach nur die verfluchten Knochen, die so hart gegen sie stießen. Grässliche Gesichter sah sie jetzt dicht vor sich. Fratzen wie aus Albträumen entstanden. Bleiches Gebein mit leeren Augen- und leeren Mundhöhlen. Es gab auch keine Nasen mehr, und das Knochenmaterial war sehr rissig.
    Der alte Gestank wehte ihr entgegen und raubte ihr den Atem. Er musste aus den Löchern im Schädel stammen.
    Sie hörte keine Stimmen, aber sie sah, wie sich ein Skelett bewegte und ihren Arm in die Höhe bog.
    Dabei drehte es sich herum, und Grace musste die Bewegung mitmachen.
    Der Schmerz huschte nicht ganz hoch bis zur Schulter, denn sie hatte ihm durch die Bewegung einen großen Teil genommen. Sie musste sich bücken, hörte ihr eigenes Jammern und ärgerte sich darüber.
    Krallenfinger fuhren über ihr brombeerfarbenes Kleid hinweg. Am Nacken fingen sie an und wanderten bis zum Saum. Jemand zerrte am Stoff, der nicht riss.
    Es war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, denn plötzlich wurde auch ihre andere Hand gepackt, und Sekunden später hatte man auch ihren linken Arm auf den Rücken gedreht.
    Sie musste sich weiterhin nach vorn beugen, um den Druck zu durchgehen. Die Augen hielt sie nach wie vor weit offen, auch wenn der Blick zu Boden gerichtet war. Zwischen ihren Augen und dem dunklen
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