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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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du es glaubst oder nicht. Ich weiß genau, wie es geht. Du wirst abgeholt. Sie kommen. Das ist der Fährmann. Er holt dich ab. Ich kenne ihn, ich war schon da…«
    Ständig wiederholten sich die Beschreibungen ihrer Tochter in Grace Turners Kopf. Es war einfach schlimm.
    Schließlich waren sie so intensiv gewesen, dass sich Grace Turner selbst auf den Weg gemacht hatte, um nach dem Grauen Ausschau zu halten. Sie war ganz allein in die Einsamkeit gefahren - irgendwie auch ein Wahnsinn -, und jetzt war sie hier in der Hütte, die Melody ihr beschrieben hatte.
    So deutlich, als wäre sie selbst schon an diesem Ort gewesen und hätte ihn nicht aus den Träumen gekannt.
    Der Weg in die Hölle!
    Dieser Satz wollte Grace nicht aus dem Kopf. Sie konnte sich vorstellen, dass sie bereits davorstand und nur einen großen Schritt nach vorn machen musste.
    Über die Hölle hatte Grace Turner nie nachgedacht. Jetzt tat sie es, als sie vor der Tür stand und ihre Hand auf das Eisen der Klinke gelegt hatte.
    Die Hölle war einfach zu fremd und abstrakt in den Zeiten des Internets, der Globalisierung und der immer schneller werdenden Kommunikation. Da passte so etwas Archaisches und Altes nicht mehr.
    Sagen und Mythen hatten ihre Gültigkeit verloren. Märchen waren nicht mehr in. Man erzählte sie nicht, man schickte sich stattdessen Emails.
    Alles falsch! Es gab sie, und Melody hatte sie gesehen und auch beschrieben.
    Noch sechs Minuten bis zur Tageswende!
    Himmel, ich muss hier weg!, fuhr es Grace durch den Kopf. Ich muss jetzt an mich und meine Situation denken und nicht an andere Dinge. Das ist alles zu schrecklich. Wahrheit, Geschichten, Märchen - ich darf da nichts durcheinander bringen.
    Sie öffnete die Tür und schaute nach draußen.
    Der Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Die Hütte stand mitten im See. Sie schien auf dem Wasser oder dicht darüber zu schwimmen, was in Wirklichkeit nicht der Fall war, denn sie war durch einen Steg mit dem Land verbunden. Ihn konnte sie erreichen, wenn sie eine zweite Tür öffnete.
    Es ärgerte sie, dass sie nicht darauf geachtet hatte. Jetzt, auf dem schmalen Sims, glitt ihr Blick über die dunkle Wasserfläche hinweg, ohne das andere Ufer sehen zu können. Es lag nicht weit entfernt, aber es war trotzdem nicht zu sehen, denn dort ballte sich die Dunkelheit.
    Es war niemand zu sehen!
    Beinahe hätte sie vor Erleichterung laut gelacht. Im letzten Moment sah sie ein, dass es falsch war.
    Man hätte sie zu leicht hören können. Und dann wären es die Falschen gewesen.
    Aber wer hatte geklopft?
    Es war niemand zu sehen.
    Keiner bewegte sich auf dem flachen Wasser. Keine dieser Gestalten, von denen Melody so intensiv gesprochen hatte und durch die sie diese Angstzustände bekommen hatte.
    War alles nicht wahr? Nur Einbildung? Nur ein Produkt ihrer Phantasie?
    Grace wusste es nicht. Aber sie war auch nicht bereit, aufzugeben.
    Dass ihr Wagen in der Nähe des Stegs am Ufer stand, wusste sie. Es kam ihr trotzdem fremd vor.
    Ein Auto gehörte zur modernen Zeit, doch in diese Umgebung passte es nicht hinein. Hier hatte sie den Eindruck, in der Vergangenheit zu stehen.
    Auf dem See passierte nichts. Es kam niemand, um sie abzuholen. Da hatte sich Melody wohl geirrt.
    Vor Mitternacht noch wollte Grace wieder in ihrem Auto sitzen und so schnell wie möglich die ungastliche Stätte verlassen.
    Um die andere, die Landseite zu erreichen, konnte sie an der dunklen Holzhütte vorbeigehen. Der Steg war breit genug. Grace entschied sich für die rechte Seite. Sie hörte ihre eigenen Schritte dumpf auf den mittlerweile etwas weich gewordenen Bohlen.
    Eine Minute bis zur Tageswende!
    Es kam der Frau mit den blonden Haaren vor wie ein Countdown. So dicht vor dem Ziel schwitzte und fror sie zugleich.
    Die letzten beiden Schritte!
    Mit dem rechten Fuß betrat Grace zuerst den normalen mit Gras bewachsenen Boden.
    Sie wollte weitergehen, als es sie plötzlich wie ein mächtiger Schlag erwischte.
    Vor ihr standen zwei Gestalten!
    Es waren Skelette!
    ***
    Grace Turner wollte es zuerst nicht glauben. Es war zu widersinnig und irreal. Zudem sah sie beim ersten Hinschauen, was mit den Skeletten tatsächlich geschehen war. Es gab bei ihnen keine Körper, sondern einfach nur Köpfe.
    Bleiche, gelblich schimmernde Schädel, die über dem Boden schwebten.
    Die Köpfe versperrten ihr den Weg. Sie standen so dicht beieinander, dass Grace sich nicht durch den Zwischenrum würde zwängen können. Das war unmöglich. Sie
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