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1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc
Autoren: Jason Dark
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begreift. Und für solche Fälle sind wir schließlich zuständig.«
    Suko hatte begriffen. »Du denkst an einen Ghoul, nicht?«
    »Bestimmt nicht an einen Vampir.«
    »Okay, dann tu, was du nicht lassen kannst. Sollte es wirklich ein Ghoul sein, bist du am richtigen Ort.«
    »Das meine ich auch.«
    »Soll ich ebenfalls kommen?«
    »Nein, noch nicht. Nur wenn die Schwierigkeiten zu groß werden, rufe ich dich an.«
    »Ich bleibe in Bereitschaft. Noch eine Frage, John. Was hast du nach unserem Gespräch vor?«
    Ich wechselte den Hörer in die linke Hand. »Ich schaue mich in meinem Reich mal etwas um.«
    »Also eine Leichenbesichtigung?«
    »Genau, wenn du es so meinst.«
    »Dann gib mal Acht, dass dir kein Toter an die Kehle springt.«
    »Ich werde mich hüten.«
    Es hatte gut getan, wieder Sukos Stimme zu hören, doch ab jetzt war ich wieder allein in dieser kalten und zugleich schaurigen Umgebung, in der es tatsächlich nicht nach Leichen roch, sondern eben nach diesem seltsamen Parfüm oder nach einem anderen Duft, der hier permanent in der Luft hing.
    Ich schob den Stuhl zurück und zog langsam die Beine an. Ebenso langsam stand ich auf. Es war ein Job, der mir nicht behagte, aber man konnte sich die Arbeit nicht aussuchen. Ich teilte Sukos Meinung auch nicht zu 100 Prozent. Tief in meinem Innern war ich davon überzeugt, dass man sich für diesen Job die richtige Person ausgesucht hatte. Beweise hatte ich nicht, da musste ich wirklich nach dem sechsten Sinn gehen, den ich im Laufe der Zeit entwickelt habe. Einfach dem Bauchgefühl nachgeben und sich dabei auch auf Dinge einstellen, die außerhalb des normalen Rahmens lagen.
    Drei Türen standen mir zur Auswahl. Nicht hinter allen dreien lagen die Leichen. Hinter welcher ich sie finden würde, wusste ich nicht. Das wollte ich dem Zufall überlassen.
    Die Türen waren abgeschlossen, was allerdings kein Problem für mich war, denn neben den Türen hingen die entsprechenden Schlüssel an der Wand.
    Ich nahm den ersten, steckte ihn in das Schloss, öffnete die Tür und drückte sie nach innen. Ein dunkler Raum lag vor mir. Der Geruch von Holz wehte mir entgegen, aber auch der leichte Geruch nach Farbe und Lack.
    Hier wurden bestimmt keine Leichen gewaschen und für die Beerdigung präpariert. Trotzdem wollte ich sehen, für was dieser Raum geeignet war. Ich schaltete das Licht ein und schaute bis zu seinem Ende hindurch. Der Raum war mehr ein breiter Flur, ziemlich lang, und er war zugleich eine Werkstatt. Eine Schreinerei und Malerei. Hier wurde manchen Särgen der letzte Schliff gegeben.
    Man konnte sie mit den Werkzeugen überarbeiten und später auch anmalen oder lackieren. Bei einigen Leuten war es Mode geworden, den Särgen etwas Farbe zu geben. Manche zeigten Motive, die der Verstorbene zu Lebzeiten geliebt hatte. Andere waren einfach nur mit einem Anstrich versehen.
    Es waren nur meine Schritte zu hören, als ich durch diese Werkstatt ging, mich dabei immer wieder umschaute und auch manchmal den Kopf schüttelte.
    Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, mir meinen Sarg anmalen zu lassen, aber die Leute hier dachten eben anders. Und Vernon Walters erfüllte ihnen die Wünsche.
    Etwas Gruseliges konnte ich in dieser Werkstatt nicht entdecken. Hier wurde tagsüber gearbeitet, und einer der Männer war wohl ein Fan praller Brüste, denn die nackten Frauen mit den entsprechenden Figuren verteilten sich an beiden Wänden. Sie waren einfach nicht zu übersehen. Man hatte die Särge hochkant gestellt oder nebeneinander aufgebaut. Wie gerade Platz war.
    Einen Toten sah ich auch hier nicht. Das kalte Licht leuchtete nur die Arbeitsplätze an. Wären die Särge nicht gewesen, hätte ich sie mit Toten überhaupt nicht in Verbindung gebracht. Jedenfalls hatte Vernon Walters alles unter einem Dach, was auch Transportkosten sparte.
    Ich ging wieder zurück, schloss die Tür und nahm mir den zweiten Eingang vor.
    Was hier vor mir lag, war das Kosmetik-Studio für die Toten. Auch wenn ich hier ebenfalls keine Leiche sah, es stimmte. Es gab große Spiegel an den Wänden. Ich sah Tische in der Mitte, und vor den Spiegeln standen die Flaschen, Tuben und Tiegel in Reih und Glied. Dazwischen blitzten die Instrumente wie Scheren, Feilen und Raspeln.
    Kosmetik für die Toten. Vier Tische standen zur Verfügung. Auf ihnen lag niemand. Alle vier waren mit einer dünnen Plastikdecke überzogen, die auch wieder leicht zu entfernen war, wenn neue Leichen bearbeitet werden
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