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1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc
Autoren: Jason Dark
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man Schreie gehört, als wären die Leichen keine Toten, sondern nur Scheintote, und diese Schändungen hatten sich bis zu Scotland Yard herumgesprochen.
    Sir James war nicht begeistert gewesen, dort einzugreifen. Aber er hatte zugesagt und meinen Freund Suko und mich vor die Wahl gestellt, wer hier mal die Wache übernehmen sollte. Erst für eine Nacht. Wenn etwas geschah, dann noch für eine zweite. Die Wahl war auf mich gefallen. Ich würde den Anfang machen. Später sollte mich mein Freund Suko dann ablösen. So hatten wir es vereinbart. Eric Lamont würde für eine Woche in Urlaub geschickt. Er hatte von allem nichts gehört und nichts gesehen, was mich nicht mehr wunderte. Die Ginfahne hatte ich vorhin schon wahrgenommen. Ich war davon überzeugt, dass er mit Beginn seiner nächtlichen Wache öfter zur Flasche griff und irgendwann noch vor Mitternacht total betrunken einschlief.
    Ich stellte ihm eine Frage. »Kann es sein, dass du diese lebenden Toten schon mal gesehen hast?«
    »Nein.«
    »Gehört?«
    »Auch nicht. Aber sie sind da. Ich habe darüber gelesen. Ich glaube fest daran, dass einige von ihnen bei Vollmond erwachen und aufeinander losgehen. Ich bin dann froh, wenn ich meinen Schlaf habe. Aber manche von ihnen sehen schon schlimm aus.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Sie greifen sich gegenseitig an. Sie hauen und stechen sich. Sie wollen vernichten. Sie schlagen aufeinander ein und besorgen sich die entsprechenden Waffen.«
    »Zeuge bist du davon nicht geworden?«
    »Gott bewahre - nein. Ich will auch kein Zeuge sein. Das ist ja nicht wie im Kino, John. Das hier ist die reine Wahrheit. Dabei sollen hier die Leichen schön gemacht werden, aber wenn ich mir manche angeschaut habe…« Er winkte ab. »Ich will dir ja nicht zu viel erzählen. Kann auch sein, dass ich übertrieben habe. Ja, das ist alles möglich. Es muss ja nichts passieren, verstehst du? Es kann nur etwas passieren. Deshalb solltest du das alles ganz locker angeben. Nur keine Panik, mein Freund. So zumindest sehe ich das.«
    »Danke.«
    »Hä. Wofür?«
    »Dass du mich gewarnt hast.«
    »Ach, hör auf. Oder hat man dir das nicht gesagt?« Er schaute mich staunend an.
    »Nein.«
    »Kann ich mir denken«, gab er lachend zu. »Der Chef wird sich nicht ins eigene Fleisch schneiden.«
    »Aber dich hat er für die Vorgänge nicht verantwortlich gemacht - oder?«
    »Wo denkst du hin, John. Nein, nein, ich doch nicht. Ich bin außen vor. Ich… ich… passe hier nur auf, verstehst du? Alles andere geht mich wirklich nichts an. Er hätte auch keinen anderen für den Job bekommen. Von dir mal abgesehen.«
    »Ja, das kann man so sagen.«
    »Okay, dann wär's das!«
    Der letzte Satz überraschte mich. »Moment mal, Eric. Deinen Drang, Urlaub zu machen, in allen Ehren, aber war das wirklich alles, was du mir zu sagen hast? Schließlich bin ich kein normaler Besucher. Ich übernehme hier einen Job. Für den braucht man Informationen. Ich befinde mich hier in einer fremden Umgebung. Willst du mir nicht zeigen, wo es langgeht? Wo die Toten liegen, wo sie gewaschen und auch geschminkt werden?«
    »Nein, ich haue ab!«
    Eric Lamont sah zwar ziemlich entschlossen aus, aber ich versuchte es trotzdem. »Finde ich nicht gut, wenn ich ehrlich sein soll. Tut mir leid, Eric.«
    »Du musst dir alles erarbeiten, Sinclair. Es sind nur zwei Etagen. Hier unten und die obere an der Treppe.«
    »Und was liegt darüber?«
    »Da ist alles tot. Dort wohnen keine Leute. Das Haus gehört dem Chef. Der kann hier tun und lassen, was er will. Es ist auch keinem zuzumuten, über den Leichen zu wohnen. Der ganze Bau war früher mal so etwas wie ein Armen-Hospital. Hat sich von Spenden finanziert, aber das liegt schon lange Jahrzehnte zurück. Vernon Walters hat das Haus hier billig bekommen. Hier kümmerte sich niemand darum, was seine Leute tagsüber treiben. Gegen neun Uhr fangen sie an. Da waschen sie die Leichen. Grundieren, sagen sie dazu. Und dann werden die armen Verblichenen richtig schön gemacht. Wenn ich jetzt aufhöre zu reden, wirst du zunächst denken, dass es still ist. Aber das täuscht. So still ist es hier nicht. Du wirst immer ein leises Summen hören. Das sind die Motoren der Kühlungen, die ständig laufen müssen, sonst würden die Toten ja verwesen.«
    »Klar, ich habe verstanden.« Mein Blick fiel auf die drei Türen, die parallel zueinander standen.
    »Dahinter also wird die - Leichen-Kosmetik durchgeführt.«
    »So ist es?«
    »Dann können wir ja
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