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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes
Autoren: Jason Dark
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unmöglich.«
    Nach ihren Worten lachte Emily. »Kannst du es wirklich nicht, John? Denke genau nach. Sie wird wieder sehen können. Sie wird wieder normal worden, wenn ich das Kreuz besitze. Die Regeln sind doch ganz simpel. Nur ein Tausch.«
    »Sicher, nur ein Tausch«, murmelte ich und schaute dabei auf den Mann, der am Boden lag und noch immer der Direktor des Zirkusses war. »Was ist mit ihm? Wird er sein Augenlicht wieder zurückerhalten?«
    »Ich lasse nicht mit mir handeln, John. Auf keinen Fall wird das geschehen. Er bekommt es nicht zurück. Er hat mich zu sehr gekränkt. Was geht er dich an? Ist dir Glenda nicht genug?«
    »Mein Kreuz ist sehr wertvoll.«
    »Das Kreuz gegen ihr Leben! Gegen ihre Gesundheit! Gegen ihre Normalität! Entscheide dich schnell!«
    »Nein, John, nein! Tu es nicht, bitte! Das Kreuz gehört zu dir. Sie hat nichts damit zu tun, gar nichts.«
    »Dann hat sie Pech gehabt!«, erklärte Emily kalt.
    Ich ging auf Glendas Widerspruch nicht ein und wandte mich an den Halbengel. »Hast du nie daran gedacht, dass dir mein Kreuz gefährlich werden könnte? Sogar so gefährlich, dass es dich eventuell tötet? Ist dir der Gedanke noch nie gekommen?«
    »Nein!«, antwortete sie voller Überzeugung. Auf dem harmlosen Mädchengesicht breitete sich echtes Staunen aus. »Erinnere dich daran, wie ich es in der Hand gehalten und wie ich es geküsst habe. Es hat mir den Kick gegeben, den ich noch brauchte. Es war das letzte Stückchen Wunder, das noch fehlte. Du magst der Sohn des Lichts sein, aber du bist es lange genug gewesen. Das Kreuz gehört in den Besitz eines Engels, und der werde ich dann sein.«
    »Aus deiner Sicht stimmt es«, gab ich zu.
    »Hast du dich entschieden?« Sie wollte jetzt schnell zur Sache kommen.
    »Das habe ich!«
    »John - bitte!«, rief Glenda gequält, die ahnte, was ich vorhatte. »Das kannst du nicht tun!«
    »Das ist meine Sache!«, fuhr ich sie mit harter Stimme an und sorgte mit dieser Antwort bei Emily für ein Lachen.
    Für Glenda brach eine Welt zusammen. Sie schaffte es nicht mehr, sich so zu halten wie sie stand. Wäre nicht der Tisch in der Nähe gewesen, sie wäre zu Boden gefallen. So diente er ihr als Stütze, und sie konnte sich auf den Beinen halten. Aber sie drehte dabei den Kopf zur Seite wie jemand, der noch sehen konnte, aber nichts mitbekommen wollte.
    Dafür wurde ich von Emily White genau beobachtet. Ich sah, wie sie sich aufregte. Im Innern ihrer Gestalt breitete sich wieder das Licht aus.
    Der Schein kam tatsächlich von innen. Sie wollte das Engelhafte in ihrer Erscheinung hervorheben.
    Meine Hand rutschte in die rechte Tasche, und die Finger glitten über kühles Metall.
    Genau das war zugleich erschreckend für mich. Es war kein echter dämonischer Gegner, der vor mir stand. Sie würde das Kreuz an sich nehmen können, ohne dass etwas passierte, und dann wartete ich darauf, dass sie ihr Versprechen hielt.
    Aus Emilys Mund drang ein leiser Seufzer, als sie meine Hand beobachtete, die zur Faust geschlossen, aus der Tasche geglitten war.
    Ich streckte ihr die Hand entgegen, und sie kam einen Schritt auf mich zu.
    »Bitte, John«, sagte Glenda jammernd. »Das darfst du nicht tun.« Sie musste merken, was hier ablief.
    Als Emily nach meiner Faust fassen wollte, zog ich sie wieder zurück.
    »Moment noch«, sagte ich. »Woher soll ich die Gewissheit haben, dass Glenda wieder normal wird, wenn ich dir jetzt mein Kreuz gebe?«
    »Da musst du mir schon vertrauen.«
    »Dir?«
    »Ja, mir. Dem Engel. Oder weißt du nicht, dass Engel ihre Versprechen auch halten?«
    »Bisher bin ich noch nicht in diese Verlegenheit geraten.«
    »Dann wird es Zeit.«
    »Gib ihr das Augenlicht zurück!«
    »Erst das Kreuz!«
    Es war so ähnlich wie der Tanz auf der Rasierklinge. Keiner traute dem anderen so recht. Aber einer musste nachgeben, und auch Gewalt war hier fehl am Platze.
    »Ich verspreche es dir hoch und heilig. Wenn nicht, dann soll mich der Satan holen! Reicht dir das, John Sinclair?«
    Das musste es wohl. Ich nickte ihr zu und vermied bewusst den Kontakt zu Glenda. Stattdessen streckte ich die Hand wieder vor. Dabei öffnete ich langsam die Faust.
    Emily schaute mich nicht mehr an, sondern sah stur auf die Hand.
    Dann sah sie das Kreuz.
    »Nimm es!«, sagte ich leise.
    Und Emily griff zu!
    Auch Glenda hatte mich sprechen gehört, und sie schrie auf, als wäre für sie eine Welt zusammengebrochen. Das war mir in diesem Moment egal. Ich hatte nur Augen für Emily,
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