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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes
Autoren: Jason Dark
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müssen. Dann bleibst du in dem Zustand, in dem du dich jetzt befindest. Geblendet durch einen Engel. Ich habe dich nicht getötet, das möchte ich nicht mehr, aber…«
    »Nein!«, rief Glenda. »Du irrst dich, John wird sein Kreuz niemals abgeben.«
    »Bist du ihm so wenig wert?«
    »Ich will es auch nicht!«, schrie sie. »Es gehört zu ihm. Er soll meinetwegen nicht…«
    Es war alles, was Glenda hervorbrachte, denn sie und auch Emily hatten das gleiche Geräusch gehört. Es war entstanden, weil jemand die Tür des Wagens geöffnet hatte.
    Beide spürten den Luftzug, der ins Innere strich. Glenda drehte auch ihren Kopf der Tür zu, obwohl sie nichts sehen konnte. Aber sie wusste auch so, wer das Wohnmobil betreten hatte.
    John Sinclair!
    Glenda hatte Recht!
    Endlich, nach einer viel zu langen Zeit, in der Grausames passiert sein musste, hatte ich dank der Hilfe anderer Menschen den Wagen betreten können.
    Ich stand auf der Schwelle und hatte den Kopf eingezogen, um ihn mir nicht an der Kante zu stoßen. Im Wagen gab es noch immer die gleichen Lichtquellen, und sie reichten aus, um mich alles erkennen zu lassen.
    Es war ein Bild, das sich in mein Gehirn regelrecht eintätowierte. So furchtbar, obwohl kein Blut geflossen war und ich keine zerfetzten Körperteile sah.
    Der Direktor Harold Winter lag auf dem Boden. Er jammerte leise und hatte seine Hände vor das Gesicht gedrückt. So bedeckte er seine Augen, was sicherlich nicht nötig war, denn ich bezweifelte, dass er noch sehen konnte, Emily musste sich grausam an ihm gerächt haben.
    Ihm galt nur ein knappes Hinschauen, denn die linke Seite war wichtiger. Dort stand Glenda in einer Haltung, die mir ebenfalls Furcht einjagte. Sie war zwar noch die gleiche Frau, aber trotzdem war sie zu einer anderen geworden.
    Ihre Augen standen weit offen. Unbeweglich starrte sie ins Leere. Und da wusste ich, dass Emily auch auf Glenda Perkins keine Rücksicht genommen hatte.
    Obwohl ich die gesamte Wahrheit nicht kannte, durchströmte mich eine wahre Flut aus Hassgefühlen. Es war wie ein inneres Erdbeben, und ich wunderte mich über mich selbst, dass ich hier noch so ruhig stand und nichts gegen Emily unternahm.
    »Hi, John«, sagte sie nur.
    Für mich war dieser Gruß pervers. Ich ging auch nicht näher auf ihn ein und fragte nur: »Was hast du mit ihr getan?«
    Sie hob die Schultern. »Es tut mir Leid für dich, auch für Glenda, aber es war nicht anders möglich. Ehrlich, John. Ich hätte es gern leichter gehabt für sie…«
    »Glenda ist geblendet worden, wie?«
    Emilys Nicken sah schon fast bedauernd aus. »Ja, John Sinclair, das ist sie leider. Ich hätte es gern verhindert, aber die Umstände waren gegen mich. Das musst du verstehen. Ich habe mich entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen, und da kann ich keine Rücksicht nehmen. Aber ich kann dich beruhigen. Glendas Blindheit muss ja nicht für immer sein. Nein, nein, ich habe nicht vergessen, wie sie sich für mich eingesetzt hat. Da brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Dann sorge dafür, dass sie wieder normal wird!«, erwiderte ich.
    »Ja, das tue ich!«
    Zwar hatte sie überzeugend gesprochen, aber das glaubte ich ihr nicht.
    Trotzdem sagte ich: »Los!«
    Sie lächelte und wiegte dabei den Kopf. »Es gäbe da noch eine Kleinigkeit zu regeln, John. Nichts Besonderes, und du wirst es möglicherweise verstehen. Es gibt in dieser Welt leider nichts ohne die entsprechende Gegenleistung und…«
    Glenda, die bisher geschwiegen und nur heftig geatmet hatte, meldete sich. »Sie will dein Kreuz, John! Sie will dein Kreuz! Nur dann gibt sie mir das Augenlicht zurück. Nur dann lässt sie mich gehen, verstehst du das?«
    Ich war weder schockiert noch überrascht. Etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Nur selten bekommt man im Leben etwas geschenkt. Diese Regel wurde auch hier nicht gebrochen.
    Ich schwieg.
    Es störte Emily nicht. Nur als ihr mein Schweigen zu lang wurde, meldete sie sich. »Ja, John, deine Freundin hat Recht. Sie wird wieder normal werden, sofern du bereit bist, mir dein Kreuz zu überlassen. Mehr muss ich nicht sagen.«
    »Ich habe begriffen!«, erwiderte ich nach einem tiefen Ausatmen.
    »Das ist wunderbar.«
    »John!« Glenda sprach mit einer Stimme, die sich beinahe überschlug.
    »Tu es nicht, John. Tu mir einen Gefallen und lass es sein. Das Kreuz gehört dir. Es gehört dir allein, John. Es ist dein Talisman. Du bist der Sohn des Lichts. Du kannst es meinetwegen nicht opfern. Das ist
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