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1169 - Satans Kind?

1169 - Satans Kind?

Titel: 1169 - Satans Kind?
Autoren: Jason Dark
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was.«
    Muriel sah ihre Leidensgenossin an. »Mal eine andere Frage. Wie geht es dir? Was macht der Bauch? Was macht dein Kind?«
    »Beide sind noch vorhanden.«
    »Toll, das sehe ich. Und sonst? Fühlst du dich wohl?«
    »Ja.«
    »War dein Besuch auch da?«
    Julia redete, ohne Muriel anzuschauen. »Ja, diese Detektivin war sogar pünktlich.«
    »Und?«
    »Was und?«
    »Komm, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Wie bist du mit ihr zurechtgekommen? Hasst du sie? Das wäre ganz natürlich. Willst du später mit ihr abrechnen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    Muriel gab einen enttäuschten Laut von sich. »Komisch, so habe ich dich nicht eingeschätzt. Sie ist es schließlich gewesen, die dich in den Knast gebracht hat.«
    »Ja, das weiß ich. Aber du kannst mir glauben, ich habe nicht grundlos den Kontakt gesucht.«
    »Du hast mir den Grund nie genannt.«
    »Das werde ich auch jetzt nicht tun.«
    »Schade.«
    »Wieso das?«
    »Ich bin eher aus dem Knast als du. Ich hätte sie mir schon vornehmen können.«
    »Das hat keinen Sinn. Zudem habe ich andere Pläne.«
    »Als Mutter, wie?«
    »Lass deinen Spott, Muriel. Ich werde eine gute Mutter sein. Ich habe mich intensiv darauf vorbereiten können. Zumindest mental, meine ich.«
    »Alles klar.« Muriel wollte nicht über das Thema reden. Sie stand auf und ging zu einem der beiden Stühle. Dahinter blieb sie stehen.
    Julia wusste, was jetzt kam. Es war immer das Gleiche. Jeden Abend. Sie würde sich ausziehen, einen Schlafanzug überstreifen, der eigentlich ihrem Mann gehörte, den sie aber als Erinnerung in Ehren hielt, und sich dann ins Bett legen.
    Julia lag angezogen auf dem Bett. Sie trug noch immer ihren Kittel und dachte nicht daran, dies zu ändern. Das trübe Licht erinnerte an eine gelbliche Flüssigkeit, die sich innerhalb der Wände ausgebreitet hatte. Sie reichte kaum aus, um etwas zu lesen, aber sie war so hell, dass sie einen Schatten erzeugte, der neben Julias Bett zum Stillstand kam.
    Sie drehte den Kopf und sah, dass Muriel in der Nähe stand und auf sie niederschaute.
    »Was ist denn?«
    »Eigentlich nichts, Julia. Ich frage mich nur, warum du dich nicht ausgezogen hast.«
    »Weil ich keine Lust habe.«
    »Ist dir das zu mühsam?«
    »Das auch.«
    »Ich könnte dir helfen.«
    »Nein, nein, lass mal. Aber danke, dass du dich bemühen wolltest. Ich komme schon zurecht.«
    »Wie du willst.«
    Muriel war etwas pikiert, das wusste Julia schon. So hilfsbereit sie auch war, aber sie brauchte nicht alles zu wissen. Sie wollte ihr auf keinen Fall erklären, dass sie das Gefühl hatte, in dieser Nacht könnte noch etwas passieren.
    »Soll ich das Fenster schließen?«
    »Danke, Muriel, aber mir ist nicht kalt.«
    »Was ist mit Fernsehen?«
    »Keinen Bock.«
    »Bitte, ich hab's nur gut gemeint.«
    »Das weiß ich doch.«
    Ihr Gespräch versandete. Zumindest Julia lauschte den Geräuschen, die durch das offene Fenster in die Zelle drangen. Sie erlebte keine stille Nacht, denn aus tiefhängenden Wolken rann der Regen und wurde vom Wind klatschend gegen das Mauerwerk getrieben. Das war ein Wetter, bei dem es sogar in einer Gefängniszelle gemütlicher war als draußen.
    Beide Frauen schliefen nicht. Das war zu hören. Sie sprachen zwar nicht miteinander, doch zwischen ihnen hatte sich eine gewisse Spannung aufgebaut. Sie stand wie ein Netz zwischen den beiden Betten. Keiner von ihnen wagte es, die Spannung durch ein Wort zu unterbrechen. Jeder lauerte darauf, dass der andere anfing, wobei Julia nicht im Traum daran dachte, den Anfang zu machen.
    Sie konzentrierte sich auf ihr Kind und auf dessen Vater. Er war in der Nähe. Zumindest hielt er sich nicht mehr weit entfernt auf. Das spürte sie einfach. Es glich einer Botschaft, die sie erreichte und sich langsam in ihren Kopf bohrte. Auch spürte sie das Kribbeln in ihrem Innern, und sie merkte, dass sich auf ihrer Haut eine zweite gebildet hatte.
    Den Kopf bewegte sie nicht, dafür die Augen. In ihrer Haltung wollte sie so viel wie möglich erkennen, aber es war nichts Fremdes zu sehen. Das gelbe Licht klebte im Raum. Fliegendreck malte sich an der Decke um die simple Lampe herum ab. Zu den Ecken hin waren die dunklen Stellen und Schatten dichter, und die Tür malte sich nur undeutlich ab. Sie und das Fenster waren als Sicherheitsmaßnahmen eingebaut, aber nur für normale Menschen.
    Nicht für IHN!
    Er würde kommen. Er war schon gekommen, und daran hatten auch die Sicherheitsmaßnahmen nichts ändern können.
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