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1168 - Marionetten der Silbernen

Titel: 1168 - Marionetten der Silbernen
Autoren: Unbekannt
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wartete, bis ein Signal ihm anzeigte, daß der Terasymbiont aufgetaut war.
    Er holte den Behälter heraus und öffnete ihn. Die Oberfläche der dunkelgrauen Plasmamasse wellte sich, als das Licht auf sie fiel. Winzige Pseudopodien streckten sich zitternd aus der Masse.
    Carwanhov kicherte.
    Blitzschnell strich er mit den Fingerspitzen über die Enden der Pseudopodien und sah, wie sie zurückzuckten, sich aber anschließend weiter ausdehnten und suchende Bewegungen ausführten. Er war immer wieder von seinem eigenen Werk fasziniert.
    „Du bist viel zu wertvoll, um ganz an diesen Weidenburn verschwendet zu werden", flüsterte er. „Du bist einmalig und unersetzlich. Ohne dich könnten die Ableger in den Weidenburnianern ihr Werk nicht vollenden."
    Er füllte etwas von dem Plasma in eine Injektionspistole. Es war nur knapp ein Zehntel der gesamten Restmasse. Die übrigen neun Zehntel schob er in einen Brutschrank und schaltete die Nährstoffzufuhr ein.
    Bald würde die Masse sich verhundertfacht haben. Mehr war nicht notwendig, um das Wirken der den Weidenburnianern injizierten Teile des ursprünglichen Terasymbionten zu koordinieren, so daß sie ihre Aufgabe erfüllen konnten. Niemand außer Carwanhov wußte davon, daß eine bestimmte Konzentration des Plasmas vorhanden sein mußte, um den gewünschten Effekt zu erzeugen. Er hatte es ihnen absichtlich verheimlicht, so wie er ihnen stets genug von seinem Wissen vorenthielt, um sich unentbehrlich zu machen.
    Sie ahnten es, sonst hätten sie ihn längst beseitigt, denn sie fürchteten sich insgeheim vor seinen Künsten. Doch sie waren abhängig von ihm. Ohne ihn würde die ICCUBATH innerhalb der Endlosen Armada nicht den Ruf genießen, den sie genoß.
    Carwanhov überzeugte sich davon, daß alle Schränke wieder verschlossen waren, dann nahm er die Injektionspistole und verließ das Labor.
    Kaum war er gegangen, da öffnete sich der Deckel des Abfallschachts, der ins Kanalsystem des Recycling-Kreislaufs der ICCUBATH führte. Eine fischgesichtige Kreatur streckte den nassen Kopf aus der kreisrunden Öffnung und spähte umher.
    Als sie sich davon überzeugt hatte, daß ihr Herr und Meister nicht anwesend war, schob sie ihren meterlangen Körper ganz ins Freie. Danach tappte sie auf kurzen Beinen im Labor umher und schnüffelte an allen Versuchsanordnungen.
    Die Kreatur fühlte sich besonders vom Ganglioniden angezogen. Sie kletterte mühelos auf den Tisch mit der betreffenden Versuchsanordnung und starrte lange ausdruckslos durch die Wandung des Glaskolbens, dann öffnete sie den Verschluß.
    Anschließend schaltete sie die Internbelüftung des Brutschranks ein. Als sich daraufhin die Ventile der Notbelüftung öffneten und die Laborluft zischend durch ihre Filter einsogen, tauchte die Kreatur wieder in die schmutzigbraunen Wasser des Recycling-Kreislaufs.
    Zartes Gespinst funkelte gleich taubenetzten Fäden des Altweibersommers auf, als es fast schwerelos durchs Labor segelte...
     
    4.
     
    Eric Weidenburns Haltung versteifte sich, als Pohan Lear und er mit Simone Keim zusammentrafen und er sah, daß Greeka Lippsch bereits vor ihm bei der Medienkontrolleurin angekommen war.
    Er vermied es, Greeka anzusehen, aber Simone schien zu ahnen, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, denn ihr Blick verdunkelte sich, als sie ihn sah.
    „Er hatte sich verirrt", erklärte Pohan. „Aber er ist mit deiner Planung einverstanden, Simone."
    „Es ist nichts dagegen einzuwenden", sagte Eric und wich dem Blick Simone Keims aus.
    „Schließlich konnte ich dich wegen deiner Verirrung ja nicht fragen", erwiderte Simone ironisch. „Immerhin, die Lage hat sich zu unseren Gunsten verändert, so daß sich das Timing in gewissen Grenzen verschieben läßt. Greeka stieß zufällig auf einen Lagerraum, in dem sich ein Teil unserer Multifunktionsarmbänder befindet, die uns damals abgenommen wurden. Sie werden inzwischen verteilt."
    Sie hob die linke Hand, und Eric sah am Handgelenk das Armbandgerät der Flotte.
    „Für dich ist auch noch eines da", sagte Greeka und hielt ihm eines auf der offenen Hand entgegen.
    Eric nahm es an sich und vermied dabei, Greekas Hand zu berühren. Sie lächelte spöttisch darüber, und er errötete, während er sich das Armband übers linke Handgelenk streifte.
    „Danke!" murmelte er. „Das verbessert unsere Lage tatsächlich ganz erheblich."
    „So erheblich auch wieder nicht", widersprach Simone. „Wir können nicht beliebig herumfunken, ohne daß die
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