Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1167 - Bettler des Vakuums

Titel: 1167 - Bettler des Vakuums
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gebraucht hätte.
    So suchte er nach Entschuldigungen für die Superintelligenz, von der er glaubte, daß von ihrem Fortbestand die Existenz des Universums abhing. Bomra war nicht nur neugierig und pflichtbewußt - er war auch bescheiden. Abgesehen davon, war in ihm jene Kraft, die seit jeher in jedem lebenden Wesen wohnte und es befähigte, seine eigene Existenz zu verteidigen, allen Qualen und aller Not zum Trotz. Und Bomra war sehr jung und naiv, er hatte gerade erst angefangen, seine eigene Existenz zu begreifen.
    Er war nichts im Vergleich zum Universum, nichts, wenn man ihn neben Seth-Apophis stellte. Er hatte geglaubt, alles zu wissen, und er brachte es trotzdem fertig, zu erkennen, daß er gar nichts wußte.
    Die anderen waren ihm ähnlich, aber sie waren nicht wirklich wie Bomra. Er wußte jetzt, wie sie entstanden waren, aber er sah auch die Kluft, die ihn von den anderen trennte. Er, Bomra, war frei - sie waren es nicht. Er war im Innern einer Sonne entstanden, sie auf einem Planeten. Sie erinnerten sich an ihre Vergangenheit, sie waren fähig, sich auch an den Schmerz ihrer Entstehung zu erinnern - und wie stand es mit ihm?
    Bomra erforschte sein Gedächtnis, aber er fand nichts, was den Erinnerungen der anderen so sehr glich, daß er sich mit ihnen gleichsetzen mußte.
    Aus der Tiefe seiner Urerinnerungen, die er jetzt gerne als solche akzeptierte, stiegen Begriffe auf. Formeln. Duplizität der Fälle. Gleichklang der Evolution. Wo es Wasser gibt, werden früher oder später unter entsprechend günstigen Verhältnissen fischähnliche Wesen entstehen. Sie können andere Vorfahren haben, sie werden sich auf verschiedenen Welten genetisch voneinander unterscheiden, aber Wasser ist ein Medium mit bestimmten Gesetzen, und es gibt eine bestimmte Körperform und eine Art, sich zu bewegen, die optimal auf dieses Medium abgestimmt sind.
    Duplizität. Auf der einen Seite Bomra, in einer Sonne entstanden und durch Seth-Apophis aus seiner zeitlosen Einsamkeit befreit. Auf der anderen Seite jene, denen er auf dem Planeten begegnet war: Wesen, deren Bewußtsein oder wie immer man es nennen wollte, den körperlichen Tod überlebt hatten.
    Nein, er war nicht wie sie. Sie waren sich ähnlich, aber sie waren nicht von der gleichen Art.
    Bomra hörte auf, von sich als von einem Individuum zu denken. Er hatte niemals einen anderen Vertreter seiner Art getroffen, also war er einmalig. Individualität aber konnte nur aus dem Gefühl der Einzigartigkeit innerhalb einer Gruppe von Gleichartigen entstehen, aus dem Vergleich mit denen, die theoretisch dem eigenen Ich hätten entsprechen können. Er würde seine Suche fortsetzen müssen, bis er Wesen von seiner Art fand. Erst dann würde er fähig sein, einen Maßstab zu entwickeln und seinen Platz innerhalb der Gemeinschaft einzunehmen.
    Er spürte eine seltsame Erschütterung und wandte sich der materiellen Seite der Realität zu.
     
    *
     
    Offensichtlich hatte er irgend etwas verpaßt. Der Hüter hatte die Fremden auf irgendeine Weise dazu überredet, Unterhändler zu ihm zu schicken.
    Was sind Unterhändler? Woher kenne ich dieses Wort?
    Die Fremden hatten sich einem winzigen Raumschiff anvertraut - als körperliche Wesen brauchten sie solche Transportmittel. Es waren fünf von ihnen. Als Bombra die Realität erfaßte, hatten sie sich der Felsenkette bereits so weit genähert, daß der Hüter sich der Wirkung seiner Waffen gewiß sein konnte.
    Was ist die Felsenkette? Was sind Waffen?
    Bomra hatte schon sehr oft Fragen gestellt, auf die er keine Antwort bekam. Diesmal war es anders: Die Antwort erfolgte so schnell, daß es ihm schwerfiel, sie zu verarbeiten.
    Er war eben dabei, sich klarzumachen, daß die Felsenkette mit der Unterkunft des Hüters gleichzusetzen war und daß Waffen dazu dienten, jede Art von materieller Existenz zu zerstören, als letztere auch schon zu arbeiten begannen. Instinktiv, ohne sich Rechenschaft über das „Warum" abzulegen, konzentrierte Bomra sich auf die visuelle Art der Wahrnehmung.
    Das brachte ihm nicht viel ein, denn es gab einfach nicht viel zu sehen. Der Hüter betätigte irgendeinen Schalter. Daraufhin brach aus einem bestimmten Teil der Felsenkette etwas hervor, und im nächsten Augenblick war das winzige Raumschiff der Fremden nichts weiter als ein Glutball, der sich rasch ausdehnte und ebenso rasch verschwand. Aber gleichzeitig geschah etwas, das Bomra zutiefst berührte: Für eine sehr kurze Zeitspanne, die er - ohne jedes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher