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1160 - Aitheran ruft

Titel: 1160 - Aitheran ruft
Autoren: Unbekannt
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Ich schwang mich von der Liege herab. Perry verstellte mir den Weg.
    „Du brauchst Ruhe", sagte er. „Ich lasse dir einen Raum herrichten."
    „Hast du nicht Wichtigeres zu tun, Kommandant?" unterbrach ich ihn spöttisch. „Du stehst im Kampf gegen Seth-Apophis. Millionen sind auf dich angewiesen, und du kümmerst dich um eine einzelne?"
    Meine Worte verletzten ihn. Er fühlte sich zurückgestoßen. Wie ein Schleier senkte es sich über die klaren, großen Augen. Es tut mir leid, dachte ich, aber es muß sein.
    „Wie du willst", sagte er und wandte sich ab.
    Ich sah mich um. Die große Zentrale war merklich leerer geworden. Während ich mich umblickte, gewahrte ich zwei Frauen, die von einem Robot abgeführt wurden. Der Jetstrahl hielt weiter seine grausige Ernte. Ich spürte, wie mein Verstand sich allmählich umnebelte. Es war ein angenehmes Gefühl - ganz so, als tränke ich mir mit Hilfe eines wohlschmeckenden, nicht allzuschweren Weines gemächlich einen Rausch an. Die physische Koordination wurde nicht beeinträchtigt; ich hatte keine Mühe, eine aufrechte Haltung zu bewahren und einen Fuß zielsicher vor den anderen zu setzen. Die Tätigkeit der Gedanken dagegen wurde sprunghaft. Es war mir nicht etwa möglich, einen logischen Denkvorgang konsequent zu Ende zu führen - nur schoben sich häufig spontane, emotionell geladene Impulse zwischen die ernsthaften Gedanken. Darauf kam es mir an.
    Falls mir Seth-Apophis einen zweiten Besuch auf mentaler Ebene abstattete, sollte sie eine trunkene, zu keiner konsistenten Handlung mehr fähige Gesil vorfinden.
    Ich sah Perry im Gespräch mit Waylon Javier. Ich hatte das Bedürfnis, Perry ein paar freundliche Worte zu sagen. Ich wollte wiedergutmachen, was ich zuvor verdorben hatte.
    Rechtzeitig erkannte ich, daß es sich bei diesem Impuls um ein Produkt der Droge handelte. Ich blieb stehen, bevor Perry mich bemerkte. Ich hörte Waylon sagen: „... aussichtslos, wenn uns nicht irgendein Umstand zu Hilfe kommt.
    Ich halte es für falsch ..."
    Er unterbrach sich mitten im Satz. Ich sah, wie er eine Ungewisse Handbewegung machte und sich abwandte. Mit gesenktem Kopf schritt er auf das große Schott zu. Die Robotwachen ließen ihn anstandslos passieren. Mein Blick suchte die Telepathien.
    Fellmer und Gucky saßen in stoische Konzentration versunken. Wenn einer von beiden sich rührte, war es Zeit, daß die Roboter wieder einen Umgepolten abführten.
    Sie hatten nichts bemerkt. Und doch war ich sicher, daß Waylon Javier soeben die erste tastende Berührung des Jetstrahls gespürt und die schwindende Kraft seines freien Willens mobilisiert hatte, dem gefährlichen Gelände der Kontrollzentrale zu entfliehen, bevor Seth-Apophis ihn völlig in ihre Gewalt bekam.
     
    4.
     
    Niemand achtete auf mich, als ich mich dem Mausbiber näherte. Er hockte in einem Sessel, der viel zu groß war für seine schmächtige Gestalt, und schien zu schlafen.
    „Sieh mich an", forderte ich ihn auf.
    Er hatte mein Kommen gespürt. Die großen, braunen Augen sahen mich vorwurfsvoll an.
    „Weißt du nicht, daß du mich in einer lebenswichtigen Beschäftigung störst?" fragte er.
    „Du siehst mich nicht richtig an", belehrte ich ihn. „Vergiß die Umgepolten. Denk an etwas Wichtigeres ..."
    „Aah", machte er und stemmte sich auf seinen haarigen Ärmchen in die Höhe. Ein helles Funkeln erschien in seinem Blick, als er mit Hilfe seiner psionischen Begabung erkannte, worauf ich mich im Augenblick konzentrierte. Plötzlich jedoch stutzte er. „Das mit dem Segelboot verstehe ich nicht."
    Einer der euphorischen Menometrin-Impulse hatte sich in meine Gedanken gemischt: der Traum von einer Segelbootfahrt auf einem blauen See, unter tropischer Sonne - erlernt während der Schulungsperioden des Terraforming.
    „Ich stehe unter Drogeneinfluß", sagte ich. „Seth-Apophis kann mich lesen wie ein offenes Buch. Übersieh die Dinge, die nicht in den Zusammenhang passen."
    Er nickte verständnisvoll. Sein Blick wurde durchdringend und starr. Eine Minute lang durchforschte er mein Bewußtsein; dann wußte er alles, was ich ihm auf akustischem Wege bestenfalls im Lauf einer Stunde hätte mitteilen können.
    „Ich halte den Plan für großartig", sagte er. „Aber bin ich die letzte Instanz ..."
    „Entweder du oder niemand sonst", unterbrach ich ihn. „Wir haben keine Zeit mehr."
    Er rutschte aus dem Sessel. Inzwischen war Fellmer Lloyd aufmerksam geworden.
    „Halt du dein geistiges Ohr offen", sagte
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