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1160 - Aitheran ruft

Titel: 1160 - Aitheran ruft
Autoren: Unbekannt
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Sterngewimmel und endete in einem blinkenden Leuchtfleck.
    Aus dem Fleck löste sich eine grüne Linie, die mehr als das Doppelte der Länge der roten erreichte, bevor sie in ein helles Xmündete.
    „Der Beginn der roten Linie bezeichnet BASIS-ONE", erklärte die Computerstimme. „Der rote Leuchtpunkt markiert den gegenwärtigen Standort der Galaktischen Flotte, und das Xgibt das Ziel an, auf das unser Kurs programmiert ist. Brauchst du sonst noch Erklärungen?"
    „Ja. Wo sind die bekannten Standorte von Einheiten der Endlosen Armada?"
    „Ich zeige sie dir."
    Flackernde, hellblaue Markierungen erschienen auf dem Bild, einer nach dem ändern.
    Bis fünfzig zählte ich sie mit, dann gab ich auf.
    „Das sind sie", sagte der Computer schließlich. Inzwischen mußten mehr als zweihundert blaue Punkte entstanden sein. „Ich nehme an, du willst dir das Bild eine Zeitlang ungestört ansehen?"
    „Nein, bleib hier." Das Gewimmel der Punkte war am Anfang der roten Spur am dichtesten. Das war logisch: Von BASIS-ONE aus waren die intensivsten Orteruntersuchungen durchgeführt worden. Entlang der Linie wurden die Markierungen immer weniger zahlreich. Dort, wo das Xlag, war weit und breit keine einzige zu sehen.
    „Wie viel Prozent der Armada haben wir damit erfaßt?"
    „Das kann ich dir nicht sagen." Die Stimme klang belustigt. Ich hatte eine dumme Frage gestellt. „Der Gesamtumfang der Endlosen Armada ist niemand bekannt, nicht einmal den Armadisten selbst."
    „Schätzungsweise?"
    „Tut mir leid. Ich möchte dir darauf nicht einmal eine halbwegs vernünftige Antwort geben."
    „Gut, dann probieren wir's andersherum", entschied ich. „Wenn du zu spekulieren hättest - wo in dieser Galaxis würdest du den zentralen Sitz der Superintelligenz Seth-Apophis suchen?"
    „Ich bin überfragt. Es liegen mir..."
    „Zum Teufel mit deinem Geschwätz", unterbrach ich ihn. „Spekulieren habe ich gesagt!
    Kannst du dich nicht mit mir unterhalten, als wärst du ein Mensch?"
    „Natürlich kann ich das." Weiß der Himmel, er klang leicht beleidigt. „Du hättest mir gleich sagen sollen, daß du eine lockere Diskussion wünschst."
    „Jetzt weißt du es. Also?"
    „Gib mir ein paar Hinweise", bat der Computer. „Du hast offenbar eine bestimmte Vorstellung. Es wäre für mich nützlich zu wissen, in welche Richtung deine Überlegungen gehen."
    „Laß es mich so formulieren: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß unser Kurs nicht nur zum Loolandre, sondern auch zum Sitz der Superintelligenz Seth-Apophis führt?"
     
    *
     
    Meine letzten Worte hatten eigentümlich hohl geklungen, als sei der akustische Schirm nicht mehr vorhanden. Ein eigenartiger, violetter Schein fiel in die Zelle. Es wurde hell. Ich fuhr herum.
    Er stand keine drei Schritte hinter mir. Er hatte einen kleinen, schimmernden Stab in der Hand, mit dem er offenbar die Abschirmung meiner Zelle neutralisiert hatte. Sein großes, rotes Auge musterte mich düster. Ich bin nicht leicht zu erschrecken, aber in diesem Augenblick stockte mir das Blut. Ich war allein und waffenlos. Ringsum lag alles in tiefem Schlaf. Er hatte meine Worte gehört. Er wußte, daß ich ihn verdächtigte.
    „Wenn du wünschst, daß ich zu dieser Frage spekuliere", sagte er hinter mir, „dann muß ich dich warnen ..."
    Ich atmete auf. Den Sternen sei Dank! Der Computer war noch da. Er würde Alarm schlagen, wenn mir etwas zustieß.
    „Das ist ein unschöner Verdacht, den du da äußertest", sagte der Armadaprinz mit tiefer Stimme. Er barg den Stab in einer Tasche seines schwarzen, enganliegenden Gewands.
    „Womit habe ich verdient, daß du mich für einen Verräter hältst?"
    Er klang nicht wie einer, der mir im nächsten Augenblick an den Kragen fahren wollte.
    Ich wandte mich an den Computer.
    „Du kannst jetzt abschalten", sagte ich zu Nachor. „Ich bin gern systematisch. Ich wollte alle Möglichkeiten durchleuchten."
    „Ich war dabei, als dir die Idee kam", erklärte er. „Ich sah es in deinem Auge blitzen, als der Wissenschaftler seine Hypothese vortrug."
    Es klang poetisch, wenn er von „meinem Auge" sprach. In Wirklichkeit war ihm die Redewendung geläufig, weil er selbst nur ein Auge besaß. Es setzte sich aus Hunderten von Facetten zusammen. Man wußte nie genau, in welche Richtung er blickte. Es war annähernd halbkugelförmig, begann über der Nasenwurzel und reichte bis zum Haaransatz hinauf. Es wölbte sich weit aus der Stirn hervor, so daß Nachors Blickfeld nahezu den
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