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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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und erwartet, daß ihre Geschöpfe sie der Reihe nach erklimmen. Die Folge der Stufen ist die Treppe der Selbstlosigkeit.
    Wer die nächsthöhere Stufe ersteigt, verliert einen Teil seiner Ichbezogenheit und gewinnt ein Quantum Nächstenliebe. So wenigstens hat es die Natur geplant. Aber sie ist keine Tyrannin, sie diktiert nicht. Jeder, der die Treppe emporgeht, trifft seine eigene Entscheidung."
    „Was hat das mit mir zu tun?" erkundigte sich Seth-Apophis und empfand plötzlich ein intensives Unbehagen.
    „Du, Seth-Apophis", antwortete der Wanderer, „handelst dem Plan der Natur zuwider.
    Anstatt den Mantel des Egoismus abzustreifen, ziehst du ihn noch fester um dich zusammen. Anstatt der kosmischen Ordnung zu dienen, schaffst du Chaos. Deswegen, fürchte ich, wird unsere zweite Begegnung eine friedlose sein."
     
    *
     
    Sie grübelte lange über die Worte des Wanderers. Ihre Betrachtung war wertfrei.
    Begriffe wie Ichbezogenheit, Nächstenliebe, Selbstlosigkeit, Ordnung und Chaos bedeuteten ihr nichts. Für sie war von Bedeutung, daß ihr Status nichts Einzigartiges war.
    Es gab mehrere Wesen ihrer Art, den Wanderer und noch eine ganze Menge wie ihn. Das war der Gang der natürlichen Entwicklung, diese Worte des Wanderers akzeptierte sie unbesehen als die Wahrheit. Jedes dieser Wesen erhob Anspruch auf seinen eigenen Bereich. In welcher Richtung sie ihre Macht auch auszubreiten gedachte, irgendwo würde sie auf Grenzen stoßen, die ein anderes Geschöpf ihrer Art gezogen hatte.
    Nein, sie war nicht gewillt, sich damit abzufinden. Es war ihre Absicht - und ihr Recht, wie sie sich mühelos klarmachte - ihren Machtbereich zu erweitern, bis er das gesamte Universum erfaßte. Niemand sollte sich ihr in den Weg stellen, auch die Natur nicht. Sie war keine Tyrannin, hatte der Wanderer gesagt. Wenn die selbstlosen Geschöpfe sich als zu schwach erwiesen, würde sie zulassen müssen, daß der Ichbezogene ihren Plan zunichte machte.
    Die Begegnung mit dem Wanderer lag erst wenige Jahre zurück, als eine neue Entdeckung Seth-Apophis aufs höchste erregte. Ihre Tätigkeit beschränkte sich, seit sie erfahren hatte, daß das Universum andere Wesen ihrer Art beherbergte, fast ausschließlich auf Jetstrahl-Reisen in die nahe und fernere Umgebung ihres Machtbereichs. Es ging ihr darum, einen Überblick über die machtpolitischen Verhältnisse des Kosmos zu gewinnen, bevor sie die Expansion ihrer Einflußsphäre weiter vorantrieb.
    Der Jetstrahl stieß in Richtung einer Ballung von Galaxien vor, als er in einer Entfernung von sechzig Millionen Lichtjahren auf ein merkwürdiges Gebilde stieß, das ihn mit unwiderstehlicher Kraft anzog. Zuerst schien es, als hätte sich dort, mitten in der sternenleeren Schwärze zwischen den Galaxien, ein Volk von ungeheurer intellektueller Aktivität angesiedelt. Stellte diese Deutung schon eine Zumutung an den logisch denkenden Verstand dar, so entpuppte sich die Wirklichkeit als etwas vollends Unglaubliches.
    Durch das All trieb eine Blase, die mit psionischer Energie gefüllt war. Die Dimensionen der Blase ließen sich nicht ermitteln; sie variierten ständig. Die Blase war nicht an die Gesetze des vierdimensionalen Kontinuums gebunden. Sie bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die die des Lichtes um ein Vielfaches übertraf. Wichtig für Seth-Apophis war - obwohl sie dies in der ersten Überraschung nur am Rand zur Kenntnis nahm - daß ihr Kurs in Richtung Sethdepot wies.
    Die Impulse, die der psionische Inhalt der Blase von sich gab, waren unverständlich.
    Und dennoch wohnte ihnen eine gewisse, unverkennbare Ordnung inne. Die Strahlung der Blase hatte etwas Eindringliches, zutiefst Erregendes an sich. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie etwas Fundamentales, ewig Gültiges zum Ausdruck bringen wollte, wenn sie nur verständlich gewesen wäre.
    Vielleicht hatte sie einst zu einer größeren, umfassenderen Struktur gehört, von der sie durch irgendeinen Einfluß losgerissen worden war. Ihr Kurs wirkte ziellos, wenn er auch geradlinig war.
    Sie schob die verworrenen Gedanken beiseite. Die Blase kam ihr gelegen. Wenn sie die gegenwärtige Geschwindigkeit beibehielt, würde sie in nicht allzu ferner Zukunft die Peripherie der Galaxis Sethdepot erreichen. Dann, nahm Seth-Apophis sich vor, würde sie sich eingehend um das geheimnisvolle Objekt kümmern. Sie glaubte zu wissen, für welchen Zweck es sich eignete.
    Die Blase gab, wenn sie sich auf ihren geringsten Durchmesser
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