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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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Typus ungeeignet. Bernal wird in weiten Bereichen der östlichen Peripherie dieser Galaxis gesprochen, wo sich auch unsere Heimat befindet. Wir besitzen Übersetzermechanismen, die auf Bernal kalibriert sind."
    „Wie lange dauert die Aufpropfung?"
    „Sie läßt sich in kürzerster Zeit durchführen. Unser Schiff ist entsprechend eingerichtet.
    Allerdings muß der bisherige Wirtskörper des aufzupfropfenden Bewußtseins aufgegeben werden."
    Täuschte er sich, oder erschien in den Augen der Bestie, die auf Virwens Rücken saß, tatsächlich ein triumphierendes Glitzern? Die Reaktion des Telepathen verzögerte sich um einige Sekunden.
    „Das ist unerheblich", lautete der Entscheid. „Beginne mit der Pfropfung sofort. Bedenke das Schicksal deines Artgenossen. Je rascher die Operation durchgeführt wird, desto eher erlangt er seine Bewegungsfreiheit zurück."
    „Ich verfahre mit höchstzulässiger Eile", antwortete Simsin steif. „Ich verlasse mich darauf, in Namen der kosmischen Weisheit, daß die Zusage eingehalten wird."
    Darauf reagierte der Telepath nicht mehr.
     
    *
     
    Er rührte sich nicht. Das Bewußtsein war zurückgekehrt. Er lauschte in sich hinein, während Gedanken, Regungen und Erinnerungen sich ausbreiteten und die Gänge und Korridore, die Rampen und Schächte des intellektuellen Gehäuses durchdrangen, das ihm mit dem neuen Körper gegeben worden war. Die Augen hielt er geschlossen, denn er wußte, daß der erste optische Eindruck ihn verwirren würde.
    Befriedigt nahm er wahr, daß das neue Gehirn leistungsfähiger war als jenes, das er im Körper des Heels besessen hatte. Die Gedanken bewegten sich freier. Logische Korrelationen, die ihm bisher Mühe bereitet hatten, gelangen auf Anhieb. Die Erinnerungen, die er sich unmittelbar vor dem Verlust des Bewußtseins eingeprägt hatte, standen ihm sofort zur Verfügung. Die Bernal-Sprache. Wo war sie? Er dachte den ersten Satz: „Ich bin Seth-Apophis - die, die alle Schwierigkeiten überwinden kann."
    Die Worte bildeten sich wie von selbst. Er wußte, wie sie sich anhören würden, wenn er sie aussprach. Er überprüfte das physische Befinden seines neuen Körpers. Warme, feuchte Luft berührte die Haut. Die Temperatur behagte ihm. Sein Gewicht ruhte auf zwei Füßen, deren Sohlen Kontakt mit einem glatten, kühlen Boden hatten. Er bewegte die Arme und die Finger. Ein Gefühl freudiger Erregung durchlief ihn, als er sich auszumalen versuchte, wie viel mehr er mit diesen feingliedrigen Greifwerkzeugen würde anfangen können als mit den Krallen, die ihm bisher zur Verfügung gestanden hatten.
    Er rief sich in Erinnerung zurück, was er vom Verkünder über den Typus der zweibeinigen Intelligenzen gelernt hatte. Ihre naturgegebene physikalische Toleranzspanne war vergleichsweise gering. Sie neigten dazu, sich mit Hilfe von Vollkörperbekleidung gegen klimatische Extreme zu schützen. Ständiges Tragen der Kleidung führte im Lauf der Zeit zum Verlust des Körperhaarwuchses. Typisch für bipedische Spezies war daher ein nacktes Fell, das nur auf dem Schädel, unter den Armansätzen und in der Genitalgegend nennenswerte Restbehaarung aufwies. Die meisten Bipeden-Arten waren zweigeschlechtlich, ebenso wie die Heels auch.
    Seth-Apophis war gespannt darauf, seinen neuen Körper zu sehen. Er hörte raschelnde Geräusche und wußte, daß sich in seiner Nähe Achtbeiner befanden, die darauf warteten, daß er die Augen öffnete.
    „Kannst du mich hören?" dachte er.
    „Laut und deutlich", empfing er die Antwort des Verkünders. „Deine Gedanken sind weitaus intensiver als zuvor."
    „Mach dich bereit", frohlockte Seth-Apophis. „In wenigen Stunden bist du der Herr der Mannschaft dieses Raumschiffs."
    Er wartete nicht darauf, was sein Mentor dazu zu sagen hatte. Er spannte die Muskeln und öffnete die Augen.
     
    *
     
    Schwankende Umrisse tauchten vor ihm auf und formten sich zu einem Bild. Mit einer Vielfalt an Farben und einer Vertiefung des dreidimensionalen Eindrucks hatte er gerechnet. Was ihn dagegen mehrere Sekunden lang aus dem Gleichgewicht brachte, war die ungeheure Weite des Blickfelds. Die ganze Welt schien vor ihm ausgebreitet. Sein Blickwinkel war um ein Vielfaches größer als der des Heels. Der Heel hätte fünfmal den Kopf bewegen müssen, um das zu erfassen, was der Zweibeiner mit einem einzigen Blick in sich aufnahm.
    Fünf Achtbeiner hatten sich in der Zentrale versammelt. Ihre Leiber befanden sich weit unterhalb seiner horizontalen
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