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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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die Nase, vertraut und doch unangenehm: die Ausdünstung seines früheren Körpers. Mit den Fingerspitzen stieß er den Kadaver vorsichtig an, so daß er eine halbe Drehung vollführte. Der Schädel war trepaniert. Ein winziges Loch führte dorthin, wo sich früher das Gehirn befunden hatte. Die Anximen waren vorsichtig zu Werke gegangen. Nicht einen einzigen Tropfen des gelblichgrünen Blutes hatten sie vergossen.
    Simsin war jeder seiner Bewegungen aufmerksam gefolgt. Seth-Apophis sah den fragenden Blick der drei Augen auf sich ruhen.
    „Laß das dort fortschaffen", sagte er ärgerlich. „Laß es vernichten."
    Der Anxime glitt zum Kontrollpult. Der leuchtende Ring des Mikrophons schwebte ihm entgegen.
    „Halt!" forderte Seth-Apophis. „Das war keine gute Idee. Nehmt die Leiche mit.
    Präpariert sie, damit sie der Nachwelt erhalten bleibt."
    Simsin ließ einen Laut der Zustimmung hören. Dann erteilte er die entsprechende Anweisung.
    Kurze Zeit später starteten die vier Boote. Die Anximen schleppten alles mit sich, was sie für einen längeren Aufenthalt im Haus des Verkünders brauchten. Es behagte ihnen nicht, ihr Raumschiff im Stich zu lassen. Sie brachten das Opfer, um ihren Kommandanten zu retten. Seth-Apophis hatte sich von Simsin eine Waffe geben lassen.
    Sie besaß mehrere Wirkungsweisen. Sie versandte ein dickes, weißglühendes Energiebündel, das sich durch feste Materie fraß wie der Strahl der Sonne durch dünnes Eis, oder einen mattgrünen, flackernden Strahl, der die Bindungskräfte innerhalb fester und flüssiger Substanzen neutralisierte und sie zu Gas verwandelte. Eine dritte Funktion wirkte nur auf lebende Wesen, indem sie das Zentrum des Nervensystems lahmte. Diesen Modus hatte Seth-Apophis noch nicht ausprobieren können, aber er verließ sich auf Simsins Beschreibung, denn der Anxime war unfähig, die Unwahrheit zu sprechen.
    Der Verkünder fuhr an einer der obersten Seitenflächen ein großes Luk auf, durch das die Boote mühelos einfliegen konnten. Ein geräumiger Hangar nahm die Fahrzeuge auf.
    Die Anximen kletterten von Bord.
    „Der Verkünder wird euch Wohnungen anweisen", erklärte Seth-Apophis. „Macht es euch so bequem wie möglich. Ihr werdet euch lange Zeit hier aufhalten. Wir haben viel zu tun."
    Da trat Simsin vor.
    „Wir haben alles getan, was du von uns verlangtest", sagte er. „Du versprachst, unseren Kommandanten zu heilen. Im Haus des Verkünders, sagtest du, gibt es das Gegengift.
    Wir erwarten, daß du dein Versprechen einlöst - jetzt, auf der Stelle. Wo ist das Gegenmittel?"
    Ein hämisches Grinsen flog über das Gesicht des weiblichen Androiden.
    „Narr, der du bist", höhnte die sanfte Stimme. „Es gibt kein Gegengift. Virwen ist tot, und keine Macht des Universums kann ihn mehr erwecken."
     
     
    EXPANSION
     
    Jahrzehnte vergingen.
    Seth-Apophis, die sich als weiblich verstand, hatte gelernt, ihre Ungeduld zu bezähmen.
    Es war ihr nicht leichtgefallen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß die Verwirklichung ihrer Pläne Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende in Anspruch nehmen würde. Es hatte Augenblicke gegeben, da war sie der Verzweiflung nahe.
    Während einer der Perioden abgrundtiefer Niedergeschlagenheit hatte ihr Simsin ein Geheimnis eröffnet.
    „Wenn wir die Körper intelligenter Spezies synthetisieren", hatte er vorsichtig begonnen, „geben wir uns Mühe, die Funktionen des Originals bis in die letzte Kleinigkeit nachzuahmen. Lediglich in einer Hinsicht weichen wir aus wirtschaftlichen Gründen von der Vorgabe ab."
    Wie zu Anfang ihrer Zusammenarbeit bediente sich Simsin noch immer des MikroÜbersetzers, wenn er sich mit Seth-Apophis unterhielt. Das winzige Gerät baumelte an einem seiner acht Beine, in unmittelbarer Nähe der Sprechöffnung, und war auf sämtliche Sprachen kalibriert, die Seth-Apophis inzwischen erlernt hatte.
    „Welche Hinsicht ist das?" wollte Seth-Apophis wissen.
    „Die synthetischen Körper dienen nachfolgenden Forschergenerationen als Lehrmaterial. Ihre Herstellung ist äußerst kostspielig. Es wäre uns nicht damit gedient, wenn ein solches Objekt nach Erreichung der natürlichen Altersgrenze zusammenbräche und zerfiele."
    Seth-Apophis begann zu ahnen, worauf der Anxime hinauswollte.
    „Wie lange halten sich die synthetischen Körper?" fragte sie.
    Simsin machte mit zwei Beinen die Geste des Unwissens.
    „Ich kann dir die Frage nicht beantworten", sagte er. „Bisher hat das Institut der kosmischen Weisheit
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