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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns
Autoren: Unbekannt
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umkehren", wisperte er.
    „Wir dürfen das nicht tun. Zweistern wird uns bestrafen!"
    Athrava stieß ein belustigtes Summen aus.
    „Wenn Zweistern so empfindlich wäre, dürften viele Carmena nicht mehr leben", behauptete sie und wechselte geschickt auf die Tarja-Batha hinüber. „Glaubst du, du wärest das erste Leihkind, das einen derartigen Versuch unternimmt? Jeder junge Carmena hat das Recht, einmal eine Tarja-Batha zu fliegen. Willst du darauf verzichten?"
    Das wollte Kenije auf keinen Fall, aber andererseits war er beileibe nicht der einzige Carmena, dem dies geschah. Die Tardajas konnten recht alt werden und mehrere Generationen von Carmena durch die Lüfte tragen. Normalerweise war es das älteste Kind, das auf der Tardaja seiner Familie blieb und für das man einen Gefährten oder eine Gefährtin von einer anderen Familie holen mußte. Meistens geschah das, indem zwei befreundete Familien einen Kindestausch von Neugeborenen des entsprechenden Geschlechts vornahmen. Auch Kebarro hatte seinen ältesten Sohn weggegeben und dafür einen potentiellen Gefährten für seine älteste Tochter erhalten. Aber dieser junge Carmena war schon als Kind gestorben, und darum hatte er sich ein Leihkind nehmen müssen.
    Kenije konnte sich nicht über Kebarro und die anderen beklagen, aber er war auch nicht gerade glücklich auf dieser fremden Tardaja. Er war schon zu alt gewesen, als man ihn zu Kebarro brachte, und er würde nie imstande sein, sich in dieser Umgebung wirklich heimisch zu fühlen. Abgesehen davon war Kebarros Tardaja schon viel zu alt und zu groß, um jene Höhenflüge zu vollführen, von denen Kenije träumte.
    Er fühlte sich innerlich wie zerrissen, während er zusah, wie Athrava die Tarja-Batha inspizierte. Der bloße Anblick dieser jungen Pflanze versetzte ihn in Euphorie, aber gleichzeitig sagte ihm sein Verstand, daß er kein Recht hatte, sich seinen Pflichten zu entziehen.
    „Sie ist in Ordnung", sagte Athrava schließlich und kehrte auf die Tardaja zurück. „Es wird ein bißchen eng werden, aber das gibt sich mit der Zeit. Hast du es dir überlegt?"
    Kenije wandte sich schweigend ab und kehrte zum Ajuthe zurück.
    Den ganzen Abend über saß er schweigsam in einer Ecke, und selbst Kebarro war erstaunt über so viel Zurückhaltung, denn er konnte schließlich nicht wissen, welche Gedanken den jungen Mann bewegten.
    Das fremde Mädchen hieß Ophra, und im Vergleich zu ihr wirkten Kebarros Töchter plump und ungeschickt. Kenije mochte keine von ihnen, und am allerwenigsten mochte er Keba, die älteste von ihnen. Glücklicherweise war Keba die Lieblingstochter ihres Vaters, und nachdem sie sehr deutlich gezeigt hatte, daß auch sie nicht darauf erpicht war, Kenijes Gefährtin zu werden, war Kebarro schweren Herzens bereit, seinem Leihkind die freie Wahl zu überlassen. Kenije hatte sich daraufhin halb und halb für Keithara entschieden - nicht zuletzt deshalb, weil sie noch ein Kind war und er dadurch eine Gnadenfrist bekam. Gegen Ophra war auch Keithara nicht mehr als eine Notlösung.
    Als es zu dämmern begann, begab sich die ganze Familie in feierlichem Zuge zur Tarja-Batha, und Ophra übergab Kebarro die Brutknolle, wie es der Brauch war, und Kebarro gab das Geschenk an Kebaren weiter, womit endgültig festgelegt war, daß er es war, der die Reise antreten sollte. Kebaren schien inzwischen ganz vergessen zu haben, daß er noch längst kein Mann war. Stolz und glücklich trug er die Brutknolle ins Zentrum der Tardaja und deponierte sie in einer der goldenen Kammern. Dann holte er eine andere Brutknolle, gab sie seinem Vater, und der reichte sie an Ophra weiter - der Bund war geschlossen und besiegelt, und es ließ sich nichts mehr daran ändern. Kenije war innerlich wie erstarrt vor Kummer und Schmerz, und als die anderen in den Ajuthe zurückkehrten, um Kebarens Vermählung zu feiern, blieb er noch lange im Bereich der goldenen Kammern und blickte regungslos zu den hohen, schimmernd weißen Blättern auf.
    Dann kam die Nacht, und er hörte, wie man Kebaren und Ophra zur Tarja-Batha geleitete. Im ersten Tageslicht würde die junge Pflanze sich lösen und auf und davon fliegen, höher und höher hinauf, und Kenije würde Ophra niemals wiedersehen.
    Dieser Gedanke ließ etwas in ihm zerbrechen. Er war jung, und man hatte ihm eine Pflicht auferlegt, die unter normalen Umständen schon schwer genug zu tragen war. Aber jetzt war er zu allem Überfluß auch noch verliebt.
    Er wartete, bis es auf der
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