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1149 - Im Bann des Zweisterns

Titel: 1149 - Im Bann des Zweisterns
Autoren: Unbekannt
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dahinsegelte.
    Und dann geschah etwas, womit der junge Carmena nicht gerechnet hatte.
    „Tarja-Batha!" rief Kekojen, der hoch über ihm auf der Spitze des Ajuthes saß. „Kenije, ruf Kebarro herbei, eine fremde Tarja-Batha kommt auf uns zu!"
    Kenije kroch in aller Eile zum Eingang des Ajuthes und alarmierte Kebarro und dessen Familie.
    „Eine fremde Tarja-Batha", schnarrte Kebarro verunsichert. „Nun, ich fürchte, sie wird sich ein anderes Ziel suchen müssen. Warum steuert sie ausgerechnet unsere Tardaja an?"
    „Weil der Ajuthe das Signal gegeben hat", bemerkte Athrava trocken. „Kenije ist alt genug, um die Reise anzutreten."
    „Er ist ein Leihkind, und er kennt seine Pflichten", sirrte Kebarro zornig. „Er hat hier zu bleiben und unsere Tardaja zu führen, sobald ich zu alt bin, um das zu tun."
    „Willst du die Tarja-Bathan abweisen?" fragte Athrava spöttisch. „Deine Töchter hätten es schwer, nach einem solchen Skandal einen Gefährten zu finden."
    Kebarro starrte nachdenklich seine eigenen Söhne an. Es waren sechs an der Zahl.
    Kekojen, der jüngste von ihnen, trieb sich wie üblich draußen herum. Die anderen waren zwar alt genug, um den Sinn der bevorstehenden Festlichkeiten zu begreifen, aber selbst mit noch so sorgfältig gebürstetem Brustfell sah keiner von ihnen männlich genug aus, um die Besitzerin einer Tarja-Batha zu betören. Der einzige, der wenigstens eine kleine Chance besaß, war Kebaren. Natürlich mußte man ein wenig nachhelfen.
    „Stattet ihn aus!" befahl Kebarro und deutete dabei auf seinen ältesten Sprößling. „Spart nicht mit Schmuck, und sorgt dafür, daß die kahlen Stellen auf seiner Brust verdeckt werden."
    „Das kannst du nicht machen!" sirrte Athrava entsetzt. „Der Schwindel wird schneller herauskommen, als du deine Töchter in die Tarja-Bathas stecken kannst!"
    „Das ist mir egal. Kenije bleibt hier, und damit basta. Ich gehe und heiße die Tarja-Batha willkommen. Ihr bleibt hier und sorgt dafür, daß Kebaren einen anständigen Eindruck macht. Kenije - wenn ich mit dem Mädchen zurückkomme, wirst du dich im Hintergrund halten. Wir werden ihr sagen, daß du bereits eine Gefährtin hast."
    Damit verließ Kebarro den Ajuthe.
    Kenije beobachtete vom Eingang her, wie die anderen sich auf den unglücklichen Kebaren stürzten, um ihn zu schmücken, damit er wie ein Mann aussah. Aber Kebaren war kein Mann, und er hatte noch niemals eine Tardaja im Sturm geführt. Er war auch nie besonders interessiert gewesen, es zu lernen. Er war ein Nichtsnutz und ein Träumer, der stundenlang am Rand der Tardaja liegen und zu den Zeitgipfeln hinunterschauen konnte.
    Kenije mochte ihn trotzdem, und gerade darum war ihm der Gedanke zuwider, diesen Jungen auf eine Tarja-Batha zu schicken, wo er sich ständig bewähren mußte.
    Kekojen rutschte neben dem Eingang vom Ajuthe herunter, landete leicht und sicher und blickte erwartungsvoll zu Kenije auf.
    „Nimmst du mich mit?" fragte er summend. „Du kannst zwei von uns mitnehmen, das weißt du doch?"
    „Kebaren wird gehen", erklärte Kenije ruhig.
    „Der?" Kekojen richtete sich entrüstet hoch auf und fuchtelte mit beiden Händen in der Luft herum. „Kebaren ist doch noch viel zu jung. Was will er mit einer Tarja-Batha anfangen? Er wird am erstbesten Zeitgipfel hängen bleiben!"
    „Ja", surrte Kenije nachdenklich. „Das ist anzunehmen."
    Kekojen wieselte an ihm vorbei und veranstaltete ein fürchterliches Geschrei, aber niemand hörte ihm zu.
    „Komm", sagte Athrava leise. Kenije zuckte unwillkürlich zusammen, denn er hatte nicht gemerkt, daß sie sich zu ihm gesellt hatte.
    „Komm!" wiederholte sie drängend, und er folgte ihr. Zu seiner Überraschung führte sie ihn in den inneren Bereich der Tardaja, und sie blieb erst dann stehen, als sie die von goldgelben Kammern umgebene Wasserzelle erreicht hatten.
    „Was Kebarro da plant, ist ein Verbrechen", sirrte sie. „Selbst Kekojen weiß das. Wenn die Zeit der lauen Winde endet und die kalten Stürme erwachen, wird die Tarja-Batha das Gleichgewicht verlieren und zerschellen. Das Mädchen allein kann das nicht verhindern, und Kebaren ist unfähig, ihm zu helfen."
    „Kebarro wird ihm jemanden mitgeben, der den Absturz verhindern kann."
    „Nein, das wird er nicht tun. Wen sollte er dafür bestimmen? Seine Söhne sind zu jung.
    Seine Töchter kann er nicht aussenden, weil für sie bereits genug Tarja-Bathas am Wachsen sind. Dich will er nicht wegschicken, weil du sein Leihkind
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