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1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen
Autoren: Jason Dark
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ständig über dem gesamten Körper ausbreiteten.
    Der Russe hielt den Kopf gesenkt, als er die wenigen Schritte auf die Leichen zuging. In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Niemand konnte daran ablesen, welche Gedanken sich dahinter verbargen. Was er tat, war etwas Besonderes, aber er musste es tun. Es gab für ihn einfach keine andere Möglichkeit.
    Vor ihnen blieb er stehen. Karel Kuzow hatte sich ihre Haltung genau gemerkt, und auch jetzt schaute er nach, ob noch alles in Ordnung war. Ja, es stimmte. Sie hatten sich nicht bewegt, doch das hatte nichts zu sagen.
    Karel fror. Er wollte nicht mehr weiter denken. Er musste jetzt handeln, und da war das Kreuz wichtig. Obwohl er es schon oft getan hatte, kam es ihm immer vor wie eine Premiere. Es konnte alles anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Ein paar Mal war er dabei in große Gefahr geraten, doch daran wollte er lieber nicht denken.
    Zuerst wollte er sich die Frau vornehmen. Er bückte sich ihr entgegen. Das schwere Silberkreuz hielt er mit beiden Händen fest und brachte es in ihre Nähe. Aus seinem Mund drangen flüsternde Worte, aus denen sich die Gebete zusammensetzten. Es war wichtig. Er musste aufpassen und durfte sich auf keinen Fall ablenken lassen. Der kleinste Fehler konnte ihn das Leben kosten.
    Die Tote glotzte ihn an, obwohl sie nicht mehr lebte. Kuzow nahm es so wahr, und so war es auch immer bei den anderen gewesen. Eine völlig verrückte Welt, in der er sich befand und gegen die er auch ankämpfte.
    Er beugte sich noch tiefer. Das Kreuz machte die Bewegung mit und legte bereits einen Schatten über die starre Gestalt. Karel war jetzt schnell, er sah das Zucken, und dann presste er das Kreuz auf den starren Körper.
    Für einen Moment passierte nichts. Bis zu dem Augenblick, als der Kopf der Leiche in die Höhe ruckte. Das passierte nicht, weil noch irgendwelche Gase entwischten oder weil Kuzow den Druck anders verteilt hatte. Es gab einen anderen Grund, und deswegen hatte er das Kreuz auch eingesetzt.
    Nur der Kopf bewegte sich. Ihren Mund konnte die Leiche nicht mehr weiter öffnen, er stand bereits offen. Was da passierte, begriff der Russe selbst nicht. Er verließ sich einzig und allein auf sein Kreuz, dessen Umriss auf dem Körper zurückblieb und sich in die aufgedunsene Haut eingegraben hatte.
    Der Kopf sank wieder zurück. Kuzow hörte den dumpfen Laut, mit dem er aufschlug. Noch etwas hatte sich verändert. Der Mund der Frau stand nicht mehr so weit offen. Er hatte sich zur Hälfte geschlossen, und das war gut.
    Kuzow schüttelte den Kopf. Er richtete sich wieder auf. Schweiß lag jetzt auf seinem Gesicht. Er hatte keine körperliche Arbeit hinter sich, trotzdem spürte er die Nachwirkungen einer großen Anstrengung. In seinen Augen brannte es. Er musste darüber hinwegwischen. Es konnte auch an der Nähe des Feuers liegen, dass dies passiert war. Zudem zog nicht der gesamte Rauch ab. Manchmal wechselte der Wind, und dann trieb er den Qualm in die Hütte.
    Kuzow schaute nach unten. Er hatte es geschafft. Es war wie immer gewesen. Wie beim ersten Mal, als er durch einen Zufall erfahren hatte, dass diese Toten nicht so tot waren wie sie hätten sein müssen. Der See hatte sie ausgespieen. Als Leichen, aber nicht als solche, wie sie auf den vielen Friedhöfen lagen.
    Diese hier waren anders. Die mussten noch einmal getötet werden. Ein unheiliger Fluch hatte sie in seinen Klauen gehalten und diese Menschen einfach nicht sterben lassen, so dass sie dann zu schrecklichen Wesen geworden waren.
    Eben zu lebenden Toten. So zumindest sah Kuzow sie. Den Begriff Zombie hatte er noch nie gehört.
    Und er war auch nicht nach gewissen Regeln vorgegangen, wenn er sie endgültig ins Jenseits geschickt hatte. Der Zufall hatte ihm den Weg gewiesen, und auf diesem war er geblieben.
    Früher war ihm immer übel geworden. Das war nun vorbei. Zwar fühlte er sich noch relativ schlecht, aber seine Aufgabe erfüllte er weiterhin. Er hatte sich vorgenommen, alle zu vernichten, die der verdammte See ihm schickte.
    Sein Blick fiel auf die offene Klappe des Kamins. Er war froh, dass sie aus zwei Flügeln bestand und so groß war, denn so konnte die Öffnung auch die Leiche schlucken.
    Karel bückte sich. Das Kreuz hatte er zur Seite gelegt, um beide Hände frei zu haben. Es lag jetzt auf dem Kaminsims. Kuzow zerrte die Leiche in die Höhe. Leicht war sie nicht, aber er hatte jetzt die nötige Kraft gefunden und verfügte mittlerweile auch schon
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