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1146 -  ›Zombie 2000‹

1146 - ›Zombie 2000‹

Titel: 1146 - ›Zombie 2000‹
Autoren: Jason Dark
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Anzüge. Die wenigen weiblichen Mitarbeiter mussten sich in graue Kostüme zwängen. Es war kein Rascheln der Scheine zu hören, dafür die leisen Klickgeräusche der Tastaturen der Computer.
    Ich hatte das Konto hier noch von meinen Eltern übernommen, die schon zu ihrer Londoner Zeit Stammkunden gewesen waren, und so durfte ich mich auch in diesen heiligen Geldhallen bewegen, obwohl ich in meiner etwas lockeren Kleidung schon von den anderen Kunden abstach. Wer hier etwas zu tun hatte, trug Anzug und Mantel, oft den typischen Bowler auf dem Kopf und den Regenschirm am Arm. Hier wurden viele Vorurteile bestätigt.
    Modern waren die Sicherheitsanlagen. Es gab die Überwachungskameras, es gab das schusssichere Glas an den Schaltern, und in der Tiefe der Halle waren die Bereiche für die Beratungen abgetrennt.
    Eine breite gewundene Treppe führte in die beiden oberen Etagen, in denen die Chefs hockten und die eigentlich großen Geschäfte einfädelten. In den Genuss, die oberen Räume zu betreten, würde ich wohl niemals im Leben kommen, aber ich war auch nicht unbedingt scharf darauf.
    Ich ging zu einem der Schalter und musste noch warten, weil eine Frau so einige Probleme hatte. Ich sah nur ihren Rücken, aber ich roch ihr Parfüm, das wie ein unsichtbare Wolke sie umschwebte und für mich nicht eben angenehm war.
    Ich wartete. In diesem neuen Jahrhundert war es mein erster Besuch bei der Bank. Da wollte ich mir einen kurzen Überblick verschaffen und auch ein paar Pfund abholen. Zwar war es große Mode, auf Aktien zu setzen, das verkniff ich mir jedoch. Nicht weil ich nicht gern Geld verdient hätte, mir fehlte einfach die Zeit, mich darum zu kümmern. Wie ich von meinem Freund Suko erfahren hatte, war seine Partnerin Shao damit beschäftigt, in dieses Gebiet einzusteigen, und zwar Online. Shao chattete und surfte im Internet und holte sich dort die nötigen Informationen.
    Die Parfümwolke war endlich fertig. Sie packte ihre Unterlagen in eine Tasche, nickte dem bebrillten Bankmenschen noch einmal zu und gab mir den Weg frei.
    Ich musste grinsen, als ich sie von vorn sah. Aufgetakelt bis zum letzten Mast. Eine Fregatte. Von hinten Lyzeum, von vorne Museum. Eine Person, die auch nicht in Würde älter werden konnte und sich deshalb durch ihr Aussehen leicht lächerlich machte.
    »Oh, Mr. Sinclair, sieht man sich auch mal wieder?«
    Mich überraschte die Begrüßung. »Sie kennen mich noch?«
    »Wir kennen alle unsere Kunden, deren Konten schon so lange das Vertrauen unserer Bank genießen.«
    »Das lag mehr an meinen Eltern.«
    »Ist mir bekannt, Sir. Aber auch so sind Sie kein unbekannter Mensch, denke ich.«
    »Wie Sie meinen.«
    Er zupfte leicht an seinem Gurgelpropeller. So erinnerte er mich an den neuen österreichischen Bundeskanzler Schüssel, den ich mir auch gut hinter einem Bankschalter vorstellen konnte. »Was darf ich für Sie tun?«
    »Ich wollte meine Belege persönlich abholen und einen Blick darauf werfen. Außerdem brauche ich etwas Bargeld.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Wenig später hatte ich die Unterlagen beisammen und war auch mit den nötigen Scheinen versorgt.
    Außerdem hatte man mir einen Ratschlag auf dem Weg zur Kasse mitgegeben. Ich sollte mein Geld doch in Fonds anlegen. Auch wenn es nicht viel war, es gab gute Zinsen, und man ging so gut wie kein Risiko ein.
    Ich hatte versprochen, es mir zu überlegen.
    Das Bargeld verschwand in meiner Hosentasche. Zumindest ein Teil davon. Die restlichen Scheine packte ich in die Brieftasche und ging dann langsam wieder dem Ausgang entgegen. Ich hatte es nicht eilig, denn mich erwartete sowieso ein Tag im Büro. Das Wetter lud auch nicht dazu ein, einen Spaziergang zu unternehmen, denn der Himmel war nichts anderes als eine graue Decke.
    Hinter meinem Rücken hörte ich Stimmen. Dazwischen klangen die harten Echos schneller Schritte.
    Ich drehte mich um und sah drei Männer. Zwei stufte ich schon beim ersten Hinsehen als Leibwächter ein. Sie flankierten einen Mann, den ich zwar nicht persönlich kannte, der mir jedoch von den Medien her bekannt war. Er hatte irgendeine Funktion in der Regierung. Was genau, das wusste ich nicht. Jedenfalls war er so wichtig, dass die beiden Bodyguards ihn begleiteten. Ihre Blicke hatten sie überall, und sie würden jeden umrennen, der sich ihnen in den Weg stellte.
    Das war bei mir zufällig der Fall. Sie dachten nicht daran, zur Seite zu weichen, also war ich das Vorbild und drückte mich nach rechts, damit sie
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