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1141 - Die Zeit bleibt Sieger

Titel: 1141 - Die Zeit bleibt Sieger
Autoren: Unbekannt
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sorgfältig ausgewählt. Sie verleihen mir den Eindruck von Stämmigkeit; manchmal, wenn ich ein paar Wochen eisern trainiere, wirke ich sogar muskulös. Ich habe eine graue Lockenmähne, die mir bis zu den Schultern reicht. Stöckelschuh meint, daß sie den Künstler in mir betont.
    Vielleicht ist wahre Gefühlslinguistik eine Kunst - wenn es sie gibt!
    Ich bin nur ein einfacher Dolmetscher, aber das weiß außer mir niemand.
    Manchmal spiele ich mit dem Gedanken, Stöckelschuh in mein Geheimnis einzuweihen, aber dann wird sie mich vermutlich aus Enttäuschung verlassen.
    Ansom schenkte mir einen zweiten, ebenso kurzen Blick, der diesmal meinem Gesicht galt. Ich verdanke es dem Genpool vieler humanoider Völker. Eine glückliche Fügung des Zufalls wollte es so, daß ich von allen nur Positives mitbekommen habe. Ich habe eine hohe glatte Stirn. Die Augenbrauen sind weit geschwungen und sehen wie kleine Dächer über klaren hellblauen Augen aus. Meine Wangenknochen stehen leicht hervor und lassen das Gesicht markant erscheinen. Die Hautfarbe ist dunkelbraun. Die Lippen sind voll, ohne weich zu wirken. Und das Kinn sieht sehr stabil und männlich aus.
    Ansom räusperte sich.
    „Man hat dich über meinen Besuch informiert. Eigentlich hätten wir erwartet, daß du zum HQ-Hanse kommst."
    „Ich bin kein Angestellter der Hanse oder der Liga", erwiderte ich freundlich. „Als Freiberufler muß man sehen, wo man bleibt. Meine Zeit ist knapp bemessen."
    Er hätte mal einen Blick in mein Auftragsbuch werfen sollen - es war leer. Aber das ging ihn schließlich nichts an. Im Zeitalter vorjustierter Translatoren, die man auf fast alle bekannten Sprachen programmieren kann, ist ein Dolmetscher praktisch überflüssig. Und die Masche mit der Gefühlslinguistik hatte bisher nur bei sentimentalen Zeitgenossen gewirkt, in erster Linie bei alten Damen, die einen Enkel auf einer Tausende von Lichtjahre weit entfernten Kolonie hatten und mit ihm reden wollten.
    Warum ausgerechnet die LFT und die Hanse an mir interessiert waren, konnte ich nicht einmal ahnen.
    Aber eines war klar: Sie hatten mit einem Problem zu tun, bei dem ihre eigenen Mittel versagt haben mußten.
    „Ein Auftrag von uns ist im Interesse der gesamten Menschheit, Luger", sagte Ansom.
    „Hast du das schon einmal bedacht?"
    Das mag ich! Durch die gesamte menschliche Geschiente führt ein breiter Pfad, den Hohlköpfe wie Ansom mit ihren pathetischen Zitaten gepflastert haben. Beiderseits des Pfades liegen ihre Opfer.
    Ich ließ mich wieder hinter dem Schreibtisch nieder, ohne Ansom einen. Platz anzubieten. Wenn er sich die Beine in den Leib gestanden hatte, konnte er vielleicht klarer denken.
    „Eines müssen wir klarstellen", sagte ich ruhig. „Für mich geht es immer nur um die Interessen von Luger Methusalem Serkantz."
    Nun wußte er, wofür das Mstand. Und nun wußte er, woran er bei mir war.
    Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen beginnen mich nach einer Äußerung, wie ich sie gerade getan hatte, zu missionieren, die anderen akzeptieren mich. Stöckelschuh ist als dritte Variante eine Ausnahme, aber das gehört wohl nicht hierher.
    Zum Glück war Ansom kein Missionar. Er deutete auf die Kassette.
    „Bevor ich dir die Unterlagen überlasse, habe ich ein paar Fragen zu stellen. Sie sind das Vorspiel einer eingehenden Prüfung für den Fall, daß wir miteinander ins Geschäft kommen."
    Ich sah ihn an. „Gut", sagte ich.
    Er kam näher und hockte sich auf den Rand des Schreibtisches. Dabei zog er die Hosenbeine ein wenig hoch, um die Bügelfalten zu schonen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß man im HQ-Hanse darauf achtete. Es war vermutlich eine Marotte von ihm. Peinlich sauber gekleidete Männer sind mir ein Gräuel. Hinter ihrer sterilen Fassade verbergen sie Angst.
    „Wie viel Sprachen beherrschst du?" erkundigte er sich.
    Er wußte es längst, ich hätte wetten können, daß er es wußte.
    „Acht altterranische und zwölf galaktische", antwortete ich trotzdem, denn ich war der Ansicht, daß ich ihn nicht weiter reizen dürfte. Schließlich brauchte ich das Geld. Ich war völlig pleite. Mein Gott, Stöckelschuh hatte zwei Tage zuvor ihren einzigen Silbersynthopelz verhökert. Es war, als hätte man ihr ein Stück ihrer wunderbaren Haut vom Körper gerissen.
    „Zähl sie auf!" verlangte Ansom.
    „Was?"
    „Diese zwölf galaktischen Sprachen! Welche sind es?"
    War der Bursche gründlich. Ich seufzte verhalten und schloß einen Augenblick die
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