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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling
Autoren: Unbekannt
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starrte ihn entsetzt an, riß sich dann los und vergrub ihren Kopf in den Kissen. Er spürte Millies Hand auf seiner Schulter und sah zu ihr auf.
    „Laß mich das machen", sagte seine Tochter leise. Sie zitterte, aber ihre Stimme klang fest und ruhig. „Bring Grude und das Kind aus dem Haus. Eri wird sich schnell wieder beruhigen - und Tina auch."
    Hurt fühlte sich entsetzlich, als er das Zimmer verließ. Aus der Küche hörte er Eri leise vor sich hin weinen. Er öffnete die Tür und sah Grude Hannusen, der das Kind behutsam an sich drückte. Hannusen sah auf, und in seinen Augen stand so viel Mitleid, daß Hurt am liebsten wieder kehrtgemacht hätte.
    „Es ist besser, wenn wir Tina und Millie jetzt alleine lassen", sagte Gassner heiser. „Sie kommen ohne uns besser damit zurecht."
    Hannusen trug das Kind schweigend hinaus, setzte Eri in den Gleiter, stieg ein und wartete, bis Hurt neben ihm saß.
    „Wohin?" fragte er leise.
    Hurt deutete schweigend zum Dorf hinunter.
    Millie behielt recht - Eri beruhigte sich schnell. Sie frühstückten zusammen in einem kleinen Restaurant und flogen das Kind zum Grundstück der Qualleds hinauf. Norman wartete bereits auf seine Spielgefährtin. Eri sprang aus dem Gleiter und war auf und davon.
    „Warte noch einen Moment", bat Hurt. „Ich möchte kurz mit den Qualleds reden."
    Linda Qualled sah den alten Mann aussteigen und kam zur Gartentür.
    „Ich habe nicht viel Zeit", sagte Hurt verlegen. „Es geht um meine Enkelin. Ich hoffe, daß sie euch nicht zur Last fällt, wenn sie so oft zu Norman kommt."
    „Aber nicht doch", beruhigte ihn Linda, eine noch junge, freundliche Frau mit sanften braunen Augen. „Sie ist ein liebes Kind, und Norman tut es nur gut, wenn er mal ein bißchen Rücksicht auf die Kleine nehmen muß."
    Das hörte sich nicht gut für Norman an - aber Hurt hatte jetzt keine Lust, sich auch noch darüber den Kopf zu zerbrechen.
    „Meiner Frau geht es nicht gut", erklärte er vorsichtig. „Sie ist sehr nervös. Vorhin hatte sie einen regelrechten Anfall - sie schrie und weinte ... ich bin sehr froh, daß Eri bei euch so gut aufgehoben ist."
    „Das geht schon in Ordnung", sagte Linda mitfühlend. „Ich hoffe, daß es deiner Frau bald wieder besser geht. Sag ihr, daß ich sehr gerne helfen werde, wo immer ich kann."
    Hurt nickte - er hatte ein ungeheuer schlechtes Gewissen, aber in solchen Situationen durfte man nicht wählerisch sein. Das Schlimme war, daß Linda es ehrlich meinte - Hurt konnte sich sogar darauf verlassen, daß niemand im Dorf von ihr erfuhr, daß die Gassners Schwierigkeiten hatten. Sie war eine Seele von Mensch, und er fragte sich oft, wie Qualled, der im ganzen doch ein ziemlich ungehobelter Klotz war, zu dieser Frau gekommen war.
    „Sie kann auch gerne über Nacht hier bleiben!" rief Linda ihm nach, während er zum Gleiter zurückkehrte.
    Hurt nickte und winkte ihr zu, während Hannusen das Fahrzeug startete.
    Der Flug über den Hügel verlief schweigend. Hurt sah sich vergeblich nach den anderen Gleitern um. Er konnte auch keinen von Hannusens Leuten im Gelände entdecken.
    „Wo geht es heute hin?" fragte er schließlich.
    „Das ist an und für sich egal", sagte Hannusen langsam. „Ich habe meinen Leuten einen Tag frei gegeben - wir arbeiten heute nicht. Sie sind in die Stadt geflogen. Ich wollte lediglich mit dir reden - und zwar außerhalb deines Hauses."
    Der Gleiter sank tiefer hinab und landete zwischen den niedrigen Dünen. Hannusen öffnete den Ausstieg, blieb aber sitzen und sah nachdenklich vor sich hin.
    „Worüber wolltest du mit mir reden?" fragte Hurt schließlich. „Über Millie?"
    „Zum Beispiel."
    „Sie ist erwachsen, und sie muß selbst wissen, was sie will."
    „Ja", murmelte Hannusen. „Das sollte man annehmen. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, daß sie viel mehr Wert darauf legt, zu wissen, was sie darf. Und das betrifft nicht nur Millie, sondern auch dich, das Kind, deine Frau, sogar euren Hund. Ihr schleicht umher, als hättet ihr Angst."
    Hurt lachte nervös auf.
    „Wovor sollten wir uns fürchten?" fragte er spöttisch. „Vor dir?"
    Hannusen sah ihn überrascht an.
    „Das ist so ziemlich der einzige Verdacht, auf den ich noch nicht gekommen bin", gestand er. „Und wenn du das ernst meinst, dann bist du der erste Mensch, der mir mitteilt, daß ich jemand bin, vor dem man sich fürchten muß!"
    „Nun, immerhin planst du ein Projekt, bei dem wir sehr leicht unser Zuhause verlieren
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