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1135 - Cathys Friedhof

1135 - Cathys Friedhof

Titel: 1135 - Cathys Friedhof
Autoren: Jason Dark
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hellten seine Gestalt auf, und er fühlte sich innerlich zerrissen.
    Seine Peitsche war plötzlich wertlos geworden. Die anderen Kräfte spielten mit ihm - und schleuderten ihn aus dem Zentrum heraus. Suko flog quer durch den Raum. Er prallte mit dem Rücken gegen die Wand, stieß sich hart den Kopf und verlor die Übersicht, während sich das grüne Licht aus dem Stern jetzt in der gesamten Umgebung ausbreitete und wie kleine Wasserwellen über den Boden kroch.
    Suko konnte Tanner nicht helfen. Der Chief Inspektor war ebenfalls nicht in der Lage, sich aus der tödlichen Gefahr zu befreien. Die Gestalt hatte ihn voll im Griff. Sie schwebte jetzt über dem liegenden Mann, und Tanner hörte die Stimme.
    »Ich werde dich küssen. Ja, ich küsse dich. Ich habe lange darauf gewartet. Cathy und ich küssen die Menschen und nehmen ihnen die Kraft. Todesküsse…«
    Erst jetzt merkte Tanner, in welch tödlicher Gefahr er schwebte. Er wollte weg, aber die Kälte fiel wie ein Gitter über ihn, das ihn weiterhin zu Boden preßte.
    Er sah die Gestalt dich vor sich. Er starrte in das geisterhafte Gesicht und glaubte, so etwas wie eine Knochenstruktur hinter dem Nebel zu erkennen.
    Ein Mund ohne Lippen.
    Er kam näher, immer näher…
    »Der Kuß«, flüsterte die Stimme - und löste sich auf in einen irren Schrei…
    ***
    Das Kreuz war getroffen worden. In ihrem Wahnsinn hatte Cathy den Kopf nicht mehr rechtzeitig zurückziehen können, und plötzlich klebten ihre Lippen auf dem geweihten Silber.
    Ich hatte so etwas noch nie erlebt und befand mich in einem Zustand, in dem ich alles doppelt so stark mitbekam. Der Kuss hätte für mich den Tod bedeuten können, aber das Kreuz war einfach zu stark. Es rettete mich, denn Cathy, die Killerin, erlebte zum erstenmal die Macht der anderen Seite.
    Zwischen unseren Lippen funkte das Licht auf. Es raste in die Höhe, es breitete sich zugleich zu den Seiten hin aus wie bei einer Explosion, und Cathy verlor die Übersicht. Sie wurde praktisch geschlagen und von mir weggetrieben. Ihre Hände rutschten von meinen Schultern ab. Sie taumelte nach hinten und schrie dabei. Sie glich einer Furie, die sich auf dem Rückzug befand. Sie schlug wild mit den Armen um sich. Das Gesicht war zu einer Grimasse verzogen, und die Gegend um den Mund hatte sich verändert. Sie war grau öder schwarz geworden. Angefault, vielleicht auch verfault.
    Cathy hatte mich vergessen. Sie landete quer über den Seitenlehnen ihres Stuhls. Ich hörte sie jammern und wimmern und kam endlich wieder richtig zu mir.
    Das Kreuz hatte wieder sein normales Aussehen angenommen. Ich steckte es nicht weg, denn Cathy war noch nicht ausgeschaltet. Ich wunderte mich sowieso über sie. Eigentlich hätte mein Kreuz sie vernichten müssen - wenn alles normal zugegangen wäre. Das war nicht passiert, und dafür musste es einen Grund geben.
    So schnell alles abgelaufen war, ich hatte die Vorgänge trotzdem behalten und holte sie mir noch einmal in Erinnerung.
    Sie hatte ihre Lippen gegen das Kreuz pressen müssen. Dann hatten wir beide das Licht erlebt. Aber die Kraft meine Talismans war geschwächt worden. Sie hatte nicht voll angreifen können, denn Cathy lebte noch. War sie nicht diejenige, für die ich sie hielt? Gab es ein noch größeres Geheimnis um ihre Person? Oder stand sie unter dem Schutz der gegangenen Lady Catherine?
    Ich wollte Antworten haben. Jetzt und sofort. Deshalb ging ich auf Cathy zu.
    Die Begleiterin hatte sich noch nicht von dem harten Treffer erholt. Noch immer lag sie schräg über dem Sessel. Sie hielt den Kopf gesenkt, so daß er über der Sitzfläche schwebte. Ihr angekohlter Mund stand offen. Speichel floß daraus hervor.
    Neben dem Sessel blieb ich stehen. Ich sagte nichts, aber Cathy hatte mich bemerkt, und sie drehte langsam den Kopf, wobei sie ihn auch anhob. Aus der Nähe sah ich ihren zerstörten Mund, und sie sah mich ebenfalls. Sehr langsam schüttelte sie den Kopf. Dabei sagte sie: »Du hast noch nicht gewonnen, John, du nicht. Es geht weiter, das kann ich dir versprechen. Ich bin mächtig. Ich gebe nicht auf. Ich werde nie aufgeben…«
    »Das weiß ich. Aber es hat keinen Sinn.« Sie hatte Platz genug, um sich aufzurichten. Ich ließ es geschehen, trat aber zurück und war darauf gefaßt, so schnell wie möglich einzugreifen.
    Cathy hob den rechten Arm. Sie führte ihre Hand auf den Mund zu und begann, die Haut aus der Umgebung der Lippen zu zupfen. Die Haut war alt und verkohlt. Sie besaß keine
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