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1135 - Cathys Friedhof

1135 - Cathys Friedhof

Titel: 1135 - Cathys Friedhof
Autoren: Jason Dark
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sich eine neue Haut. Auch das Gesicht veränderte sich ein wenig, und Cathy senkte dabei den Kopf, während sie mit den Händen über ihren Körper hinwegstrich. Sie murmelte Worte, die ich nicht verstand, die aber verstummten, als sie den Kopf hob und mich anschaute.
    Ich wußte, daß sie mir etwas mitteilen wollte, und sah mich nicht getäuscht. Es waren zwei Stimmen, die zu mir sprachen, aber ich hörte nur eine, denn sie hatten sich überlagert und gaben nur schwache Echos ab.
    »Es ist geschehen, John. Auch du hast es nicht verhindern können. Nach den vier Toten sind wir stark genug geworden, um uns wieder vereinigen zu können. Es ist die Totenfee entstanden. Mit neuer Kraft und einem neuen Leben…«
    Ich schüttelte den Kopf. »So einfach wird es nicht sein, Cathy. Du bist für mich noch immer eine Mörderin.«
    »Nein, das zählt nicht. Ich werde gehen. Ich spüre Catherine in mir. Es ist wie ein Wunder. Ich fühle mich so wunderbar und auch mächtig zugleich. Und auch du wirst mich nicht aufhalten, wenn ich den Weg in meine neue Heimat nehme. Für mich ist ein Traum wahrgeworden. Ich habe sie hin und wieder sehen dürfen, um Catherine zu treffen, nun aber werde ich selbst dort leben. Denk daran, Catherine ist damals nicht gestorben, sondern nur gegangen.«
    »Und dorthin willst du auch?«
    »Ja«, sagte sie. »Aibon wartet auf mich…«
    Ich war nicht einmal überrascht, als ich es hörte, denn damit hatte ich gerechnet.
    Aibon - das Paradies der Druiden. Das Land, das die Menschen als das Fegefeuer bezeichnet hatten.
    Heimat der gefallen Engel, die der Legende nach nicht bis zu Luzifer in die Hölle durchgerutscht waren. Ein Land der Gegensätze. Auf der einen Seite wirklich ein wahres Paradies, in dem die märchenhaften Bewohner glücklich sein konnten. Auf der anderen Seite aber war es die Hölle, denn dort regierte Guywano, der mächtige Druidenfürst, und mir war klar, in welchen Teil dieses Paradieses beide gehen würden.
    »Ich bin jetzt endlich zu Aibons Totenfee geworden«, sagte Cathy. »Ich werde mein altes Leben abstreifen wie eine vertrocknete Haut. Ich hasse es. Seit heute spüre ich, was es heißt, Kraft und Macht in sich zu haben. Catherine hat mir den Weg geebnet, und ich werde keinen Schritt davon abweichen.«
    Sie machte mir klar, was sie mit dem neuen Leben meinte. Mit einer lässigen Bewegung streifte sie ihre Kleidung ab und stand so gut wie nackt vor mir. Ein Körper mit heller Haut, die einen leichten Grünschimmer bekommen hatte. Ihr Gesicht sah aus wie versteinert, und die grünliche Aura um sie herum blieb.
    »Und wo findest du das Tor zum Paradies?« fragte ich.
    »Hier.«
    »Hier im Haus?«
    »Auch. Aber es ist das Tor für Catherine gewesen. Ich habe mir eine andere Stelle ausgesucht.«
    »Wo ist sie?«
    »Draußen!«
    Mehr gab es für Cathy nicht zu sagen. Sie drehte sich um, und ich schaute auf ihren wohlgeformten Rücken nebst einem klassischen Hinterteil. Was ich hier erlebte, einfach zu wild und zu irre. Cathy hatte sich jetzt in die echte Totenfee verwandelt, und erst jetzt war sie würdig genug, um nach Aibon zu gelangen. Sie würde auch zu den wenigen gehören, die Rückwege kannten.
    Sollte ich aufgeben und eine vierfache Mörderin so einfach entkommen lassen?
    Das ging mir verdammt gegen den Strich. Ich brachte es nicht fertig, sie mit einer geweihten Silberkugel zu stoppen. Die hätte ich in ihren Rücken schießen müssen, aber ich ging ihr nach und holte sie kurz vor der Eingangstür ein, die noch geöffnet werden mußte.
    Sie stand schon zur Hälfte offen, als ich meine Hand auf Cathys Schulter legte. Haut lag auf Haut.
    Meine war normal hart und auch warm, ihre nicht. Sie war weich, fast fließend, und Cathy erstarrte unter meinem Griff. Sie lehnte sich zurück, drehte den Kopf, so daß sich ihr Profil nicht mehr weit von meinem Mund entfernt befand.
    »Hüte dich vor der Totenfee, John!«
    »Was willst du denn tun?«
    »Ich kann dich vernichten.«
    »Dann tu's.«
    Sie zögerte. Ich hatte sie nicht losgelassen. Unter der Haut und im Körper ging etwas vor. Dort bewegte sich etwas, das durchaus Blut sein konnte, aber wesentlich dicker war, wie ich aus Erfahrung wußte, denn das Aibon-Blut wies eine grüne Farbe auf.
    Cathy vernichtete mich nicht. Sie ließ sich sogar auf einen Kompromiß ein. »Komm mit, wenn du dich stark genug fühlst.«
    »Nach Aibon?«
    »Das ist mein Ziel. Aber zuvor werden wir woanders hingehen. Zum Friedhof. Zu Lady Catherines Grab, wo sie
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