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1135 - Cathys Friedhof

1135 - Cathys Friedhof

Titel: 1135 - Cathys Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Kraft mehr. Sie ließ sich einfach so abzupfen, und Cathy störte sich auch nicht daran, daß ich ihr zuschaute. Schließlich hatte sie den Mund von der verbrannten Haut befreit.
    Die Lippen sahen aus, als wären sie nicht mehr vorhanden. Da war das rohe Fleisch zu sehen und auch Blut, das sich in kleinen Tropfen gesammelt hatte. Ihr Blick blieb ungewöhnlich klar. Die Pupillen hatten ihre Farbe verändert. Sie zeigten ein leichtes Grün, und mir kam dabei ein bestimmter Verdacht.
    Wieder konfrontierte sie mich mit dem seltsamen Satz: »Sie ist nur gegangen, nicht gestorben…«
    »Ja, ich weiß. Aber mich würde interessieren, wohin Lady Catherine gegangen ist.«
    »In das andere Reich.«
    »Wo liegt es?«
    Plötzlich erhielten ihre Augen einen strahlenden Glanz. Sie sah aus wie ein Mädchen, das sich auf den Weihnachtsmann freut. »Das Land, in dem alles so wunderschön ist. Es liegt so nah und doch so weit. Es ist für mich das Paradies…«
    Sie ging einfach weg, und ich hielt sie nicht auf. Mit kleinen Schritten bewegte sich Cathy auf die Mitte des Raumes zu, wo sie schließlich stehen blieb.
    »Sie kommt, John! Sie ist auf dem Weg!«
    »Wer?«
    »Meine Ahnin Catherine…«
    »Ist sie aus dem Bild gestiegen?« fragte ich spöttisch.
    »Nein, sie ist ja nicht tot. Nur gegangen…«
    Bevor ich nachhaken konnte, erfüllte sich das Versprechen der Frau. Etwas huschte unter der Tür her und auch durch die Masse hindurch. Ich erlebte den kalten Hauch, der mich erwischte und mich einen Schritt nach hinten trieb.
    Im nächsten Augenblick hatte Catherine ihre Nachkommin Cathy erreicht!
    ***
    Trotz seiner Angst war Tanner nicht bewußtlos geworden. Er bekam alles mit. Er hatte die beiden letzten Worte und auch den folgenden Schrei noch gehört.
    Was anschließend geschah, begriff er überhaupt nicht. Etwas huschte vor seinem Gesicht in die Höhe. Der Schrei war noch immer zu hören, und Tanner, auf den Stufen liegend, starrte nach oben, wo diese feinstoffliche Gestalt an der Decke entlanghuschte und nie Ruhe bekam. Sie floß von einer Seite zur anderen, huschte hin und her, zuckte dort wie schnell fließender und durch den Wind angetriebener Nebel und war dann blitzartig verschwunden.
    Tanner konnte es nicht glauben. Er bewegte sich auch nicht. Jetzt spürte er den Druck in seinem Rücken, den die Kanten der Stufen hinterlassen hatten. Durch die Schmerzen merkte er auch, daß er noch lebte. Er dachte wieder an den Kuß und wischte mit seinem rechten Handrücken über die Lippen.
    Sie waren noch normal. Nichts war geschehen. Nichts war aufgerissen. Er spürte kein Blut. Es gab sie so wie sie waren. Als wäre alles Geschehen ein Traum gewesen.
    Das Geländer lag nicht weit von ihm entfernt. Tanner hob einen Arm an, dann umklammerte er das Stück Stahl und zog sich ächzend in die Höhe. Er blieb vor der Treppe stehen, schaute sich um und sah von der Erscheinung nichts mehr.
    Es kam nicht oft vor, daß er sprachlos wurde. In diesem Fall hatte es ihn erwischt. Es war ihm auch klar, wie knapp er einem fürchterlichen Tod entgangen war.
    Der Druidenstern auf dem Boden glühte noch immer in seinem geheimnisvollen Grün. Aber das Glühen war schwächer geworden, wie er glaubte. Das brauchte ihn nicht viel weiter, denn mit seinem zweiten Blick streifte er einen auf dem Boden liegenden Körper.
    Suko hatte es erwischt. Er lag auf der Seite und war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Tanners Puls raste jetzt noch mehr, als er mit unsicheren Schritten auf den Inspektor zuging. Automatisch drückte er seinen Hut fester, den er beim Sturz nicht verloren hatte, und wollte sich zu Suko bücken, als dieser sich bewegte und sich aufzurichten begann. Er hatte eine Hand angehoben, stöhnte leicht und fuhr dabei über seinen Hinterkopf.
    »Da haben wir wohl beide die Gefahr unterschätzt«, sagte Tanner.
    Suko saß. Er schielte in das Gesicht des Chief Inspectors. »Ja, sieht so aus.«
    »Was war denn mit dir?«
    »Wenn ich das genau wüßte. Es erwischte mich wie ein Schlag, und ich flog zurück. Mit dem Hinterkopf bin ich gegen die Wand geprallt und sah plötzlich Sterne. Ich muß wohl für einen Moment weggetreten sein.« Er grinste und schaute auf seine Peitsche, die neben ihm lag.
    »Aber du hast es überstanden, Tanner.«
    »Frag mich nur nicht, wie das geschah.«
    »Hast du dich gewehrt?«
    »Nein, es war plötzlich vorbei.«
    »Was denn?«
    Tanner berichtete Suko seine Erlebnisse, während der Inspektor auf die Beine kam. Am
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