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1132 - Die Toten und der Waechter

Titel: 1132 - Die Toten und der Waechter
Autoren: Unbekannt
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nicht ignorieren konnte. Sie kehrte in ihr Schlafabteil zurück und aktivierte die Anlage.
    Das Pfeifen verstummte, und auf dem Holoschirm bildete sich das Abbild von Luusz. Der biotronische Berater war von den vier plumpen Füßen bis zum Kopf nur 1,50 Meter groß und hätte für einen Terraner eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Riesenschildkröte mit rotem Schuppenpanzer besessen. „Ein Glück, daß du noch lebst, Jacyzyr!" zischelte die Cheercy aufgeregt.
    Jacyzyr erschrak. „Nimmst du an, ich befände mich in Gefahr, Luusz? Das ist nicht einmal so schlecht geraten. An meiner Außentür macht sich nämlich ein Ausgestoßener zu schaffen.
    Aber mit meinem Schocker..."
    „Geh auf keinen Fall an die Außentür!" zischelte die Cheercy noch aufgeregter. „Ich habe Taddek getroffen. Er verriet mir, daß sein Klient heimlich mit Mukul Vaar beraten hat und daß ein Attentat auf dich geplant ist..."
    Jacyzyr sah, daß ihr Frauberater weitersprach, aber sie konnte ihn nicht mehr hören, da seine Stimme vom gehörbetäubenden Krachen einer Explosion übertönt wurde.
    Die Operatorin wurde von der Druckwelle der Explosion, die die korridorseitige Wand ihrer Schlafkabine zum Einsturz brachte, quer über das Schlafgestell geschleudert.
    Halb bewußtlos nahm sie wahr, wie beißender Rauch an ihrem Multisinnesorgan ätzte und in die im Schock weit geöffneten Faltmäuler drang. Ihre Gedanken beschäftigten sich jedoch nicht damit. Sie kreisten um ein anderes Thema: um die Meldung Luusz .
    Taddek war der Berater von Prinar Dolg, dem Betreuer der Sparte Seth-Apophis. Es war nicht ungewöhnlich, daß Taddek und Luusz miteinander berieten, aber sie hatte bisher nicht gedacht, daß die Berater bei solchen Konferenzen gegenseitig Informationen über ihre Klienten austauschten. Wenn das allgemein üblich war, dann bedeutete es praktisch, daß alle Sooldocks indirekt von ihren Beratern gegängelt wurden.
    Aber ohne Luusz hätte sie sich zum Zeitpunkt der Explosion an der Außentür ihres Apartments befunden, wohin das Geräusch sie zweifellos hatte locken sollen. Der Einbruchsversuch war demnach nur vorgetäuscht worden, um sie in die Nähe einer an der Außentür haftenden Bombe zu bringen. Hätte Luusz sie nicht dank Taddeks Information rechtzeitig gewarnt, wäre ihre Seele inzwischen ins Große Dunkel eingegangen.
    Dieser Gedankengang brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Inzwischen hatte die auf Vollast arbeitende Klima- und Durchlüftungsanlage die Explosionsdämpfe abgesaugt, so daß die Sinne ihres Gallertorgans wieder zufriedenstellend arbeiteten.
    Als erstes wurde sie sich der kreischenden Stimme ihrer Cheercy bewußt, die offenbar annahm, sie sei schwer oder gar tödlich verletzt worden. „Sei still, Luusz!" sagte sie. „Ich lebe noch, wie du siehst. Man wird dich noch lange nicht nach Marrschen bringen."
    Sie krümmte sich unter einem Anfall von Übelkeit, eine Folge des verschluckten Rauches. „Du mußt dich auf jeden Fall in medizinische Behandlung begeben!" .erklärte der Berater besorgt. „Ich fürchte, dazu werde ich keine Zeit haben", entgegnete Jacyzyr, der allmählich die ganze Tragweite der Bedeutung aufging, die das Attentat haben mußte. „Mukul Vaar ist der Erste der Sieben Obersten Priester. Wenn er das Attentat auf mich plante, dann hat er das nicht ohne Wissen der übrigen Obersten Priester getan. Das bedeutet, daß die Theokraten das Chizriei zwischen sich und uns gebrochen haben. Da sie sich aber nicht offen gegen den von Seth-Apophis gewollten Frieden stellen möchten, versuchen sie, ihre Gegner mit heimtückischen Methoden auszuschalten. Ich muß sofort zu den Sieben Pyramiden. Du wirst mich dort erwarten, Luusz!"
    „Aber wäre es nicht sicherer, wenn ich dich abholte?" zischelte die Cheercy. „Noch besser wäre eine Eskorte von Soldaten."
    „Das alles würde einen Zeitverlust bedeuten", erklärte Jacyzyr und lauschte auf das aufgeregte Scharren und Zwitschern, das von draußen kam und sich näherte: andere Hausbewohner, die durch die Explosion aufgeschreckt waren. „Tu, was ich dir befohlen habe!"
    Sie unterbrach die Verbindung, schnallte sich den breiten Gürtel um und zog das an einer elastischen Spirale befestigte Funkgerät aus einem seiner eingearbeiteten Behälter. Als sie es aktivierte, war sie augenblicklich mit der für ihr Wohngebiet zuständigen Transportzentrale verbunden und orderte einen Schweber zu ihrer Adresse. „Was als Überraschungsschlag geplant war, hat sich leider als
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