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1131 - Planet der Deportierten

Titel: 1131 - Planet der Deportierten
Autoren: Unbekannt
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waren empfindlich, aber trotzdem entdeckte Dalishdar die Neuankömmlinge erst spät. Die Staubwolken schufen überall wirbelnde Phantome, und Dalishdar hatte die Medusenhäupter des Wandlers zunächst für Trugbilder gehalten.
    Ein kräftiger Sprung von einem Hügelkamm zum anderen, und Dalishdar war mitten unter den Neudeportierten. Aber die Neuankömmlinge waren keine Bernons oder Cheercys, sondern etwas ganz anderes. Ein wenig erinnerten sie an die Sooldocks, aber sie waren viel kleiner und besaßen nur winzige Köpfe. Und sie trugen Schutzanzüge von der Art, wie Dalishdar sie einst bei einem Raummeister gesehen hatte.
    Kreuz und quer lagen die sechs Fremden auf dem Hügel verteilt. Einer war in eine Erdspalte gerutscht, und ein anderer schoß mit einer Energiewaffe auf die Phantome aus ,Sandschwaden, aber dann stellte Dalishdar fest, daß es keine Sandschwaden, sondern die Medusenköpfe eines Wandlers waren.
    Und er selbst balancierte mit der Spitze seines Sprungschwanzes auf dem mächtigen Rücken des mutierten Multiberaters, der wie alle seiner Art vor zehn Jahren nach Marrschen gekommen und ein Opfer der Radioaktivität und der schleichenden chemischen Gifte geworden war. Harte Strahlung und bestimmte chemische Kampfstoffe töteten normale Berater, doch Multiberater besaßen einen anpassungsfähigen Androidenleib. Sie veränderten sich, wuchsen und verschlangen andere Berater, bis vielköpfige Riesenwürmer wie dieser entstanden.
    Dalishdar kreischte entsetzt, als er begriff, und instinktiv schnellte er sich ab, sprang durch die Luft, um von diesem Ort zu fliehen, wo es keine Rettung gab.
    Doch der Wandler war zu groß, zu schnell. Einer der Tentakel mit dem Kopf eines Bernons traf Dalishdar mitten im Sprung. Er überschlug sich mehrmals, kollidierte mit einem weiteren Tentakelschädel und rutschte über den Wandlerrücken.
    Zentimeter vor einer Cheercy kam er zum Halt.
    Fasziniert starrte Dalishdar die Frauberaterin an.
    Der Wandler, die Fremden, die tödliche Gefahr, in der er schwebte... all das war in diesem Moment vergessen.
    Zweifellos hatte ihm hier das Schicksal eine Prinzessin zugespielt.
    Gewiß, seine Kenntnisse, was Prinzessinnen anbetraf, waren nur gering. Die Video-Dramen, die er in seiner Eigenschaft als Berater des Dramatikers Kzokk gesehen hatte, maßen dem königlichen Helden stets mehr Bedeutung bei als den adeligen Damen. Aber in einem schienen sie sich alle einig zu sein: Hauptaufgabe einer Prinzessin war es, sich in die grausigsten Gefahren zu begeben, um sich dann vom Helden retten und anschließend zwecks Eiablage befruchten zu lassen.
    Zwar mußte Dalishdar wegen seiner konstruktiv bedingten Mängel auf das Befruchten verzichten, doch diese Cheercy würde sich gewiß auch mit einer einfachen Rettung zufriedengeben. „Gestatten, meine Liebe", sagte Dalishdar genau wie jener König Grazzer in dem legendären Video-Drama Das Blutschwert, „aber ich befürchte, du bist in Not."
    Die Frauberaterin starrte ihn mit ihren großen roten Augen an. „Marrschen", sagte sie, „ein verdammter durchgedrehter Bernon. Womit hat Sternchen das verdient?"
    Dalishdar war entzückt.
    Sternchen erschien ihm ein passender Name für seine zukünftige Königin, die ihm die Zeit vertreiben konnte, wenn er der Huldigungen seiner zukünftigen Untertanen überdrüssig wurde. Allerdings irritierte ihn ihre Ausdrucksweise.
    Ihr Schrei ließ ihn aufschrecken.
    Gleichzeitig registrierte er mit seinen Sensorzapfen, wie etwas Großes auf ihn niedersauste, und er hüpfte zur Seite. Dröhnend prallte der Bernonkopf eines Tentakels mit dem Synthometall des Wurmrückens zusammen.
    Dalishdar katapultierte sich in die Höhe.
    Er stieg empor, ließ die Tentakel hinter sich und stieg weiter. Seine biotronischen Muskeln waren für eine höhere Schwerkraft als die auf Marrschen entworfen, und auf dem höchsten Punkt seiner Bahn konnte er den ganzen Wandler überblicken.
    Der mutierte und durch krebsartiges Wachstum gewucherte Multiberater maß etwa zweihundert Meter in der Länge. Seine dickste Stelle war vierzig Meter breit. Er hatte sich zu einer Spirale zusammengerollt und sich von den Stürmen mit Sand und Asche bedecken lassen. Die Maskerade war inzwischen vollständig von ihm abgefallen. Der heftige Wind blies die letzten Dreckkrumen fort, und zusammen mit den Sandschleiern tanzten die Tentakel und schaukelten die Köpfe, die alles waren, was von den Opfern des Wandlers die grausige Metamorphose überstanden
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