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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht
Autoren: A.F.Morland
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Ledagh. Er stakste mit seinen Storchenbeinen neben Frank Esslin einher und stolperte fast über jede Unebenheit.
    Immer dann, wenn der Frieden am größten war, war auf Coor die Gefahr am nächsten, das hatte Frank Esslin mittlerweile mitgekriegt. Es war zu still hier.
    Aber wo lauerte die Gefahr? Zu sehen war sie nicht, und auf Kaybas Geistfühler sprach sie nicht an.
    »Wo beginnt das Gebiet der Amucas?« wollte Frank Esslin wissen.
    »Siehst du den dunkelgrünen Streifen am Horizont?« fragte Kayba. »Das ist der Dschungel, in dem die Amucas leben.«
    Esslin ließ sie sich beschreiben. Er fand, daß die Amucas den Indios im brasilianischen Urwald ähnelten. Jene waren Kopfjäger.
    Diese hier machten Jagd auf Herzen. Anscheinend war das der einzige Unterschied.
    »Der Schlangentempel befindet sich mitten in diesem Dschungel«, erklärte Kayba.
    »Ist ja fast so wie in einem Tarzan-Streifen«, sagte Esslin grinsend.
    »Tarzan-Streifen?« fragte Kayba.
    »Ach, vergiß es vorläufig. Wenn wir auf der Erde sind, gehen wir zusammen in ein Kino und sehen uns einen Film an. Frag mich jetzt nicht, was ein Kino ist. Du wirst alles erfahren, wenn wir auf der Erde sind, Kayba.«
    Der Lava-Dämon zog plötzlich die Luft scharf ein.
    Frank Esslin musterte ihn nervös. »Irgend etwas faul?« fragte er.
    Ledagh schien die Gefahr schon längst gewittert zu haben, aber er machte die andern nicht darauf aufmerksam, damit sie keine Gegenmaßnahmen trafen. Jede Gefahr war dem Mumienkönig willkommen. Vielleicht klappte es diesmal. Vielleicht ersparte er sich den beschwerlichen Weg zum Schlangentempel und fand hier den Tod.
    Wenn Kayba und Frank Esslin dabei auch draufgingen, war ihm das ziemlich egal.
    Esslins Wort war ihm zu unsicher. Vielleicht tötete er ihn auch dann nicht, wenn sie den Schlangentempel erreicht hatten. Es war besser, wenn er jede sich ihm bietende Chance wahrnahm.
    »Das Gras!« sagte der Lava-Dämon argwöhnisch. »Der Boden… Irgend etwas ist mit dem Boden, Herr.«
    Kaum hatte er das gesagt, da wurden seine Worte auch schon bestätigt.
    Im Boden bildeten sich braune, ovale, stark saugende Öffnungen!
    Frank Esslin fühlte sich von einem schier unwiderstehlichen Sog gepackt. Unsichtbare Kräfte rissen und zerrten an ihm, und die Luft war von einem dumpfen Brausen erfüllt.
    Er umgab sich mit magischen Stützen, die er rings um sich in den Boden rammte, so daß ihn der Sog nicht mehr vom Fleck ziehen konnte. Ledagh, dessen lebenserhaltenden Zauber Frank Esslin geschwächt hatte, rannte auf eine dieser gierig saugenden Öffnungen zu. Es war erstaunlich, wie schnell der Mumienkönig plötzlich laufen konnte, und er stolperte auch nicht mehr. Damit es noch schneller ging, bewegte er die dünnhäutigen Flügel, und er hob zeitweise bis zu einem halben Meter vom Boden ab.
    »Kayba!« schrie Esslin. »Hol ihn zurück!«
    »Ja, Herr!«
    Der Lava-Dämon stampfte mit großen Schritten hinter Ledagh her. Der Mumienkönig erreichte die Öffnung.
    »Schnell, Kayba!« schrie Esslin. »Ich will nicht, daß er das tut!«
    Kayba streckte sich. Mit beiden Händen wollte er den Mumienkönig ergreifen und zurückreißen, doch da flatterte Ledagh hoch, und Kayba griff unter ihm durch.
    Für Sekundenbruchteile hing Ledagh über der gähnenden, saugenden braunen Öffnung. Dann faltete er die Flügel zusammen, und hinab ging es mit ihm in die unendliche Tiefe des Schlunds.
    ***
    Er ist im Keller, im Keller, im Keller… hämmerte es fortwährend in Dale Robbins’ Kopf. Er dachte an Pippa Guard und hoffte, daß sie die Nerven behalten und die Polizei verständigt hatte. Wenn er jetzt in den Keller hinunterstieg, war er mit Rick Davenport, diesem geistesgestörten Mörder, allein.
    Bei diesem Gedanken wurde seine Kehle trocken.
    Davenport war kein Schwächling.
    Das bin ich auch nicht, versuchte sich Robbins Mut zu machen.
    Jedenfalls hat er es mit mir nicht so leicht wie mit Mrs. Lumsden.
    Robbins erreichte die Kellertür. Es wäre wohl vernünftiger gewesen, hier oben zu bleiben und der Polizei die Angelegenheit zu überlassen.
    Aber er wollte vor sich selbst nicht als Feigling dastehen. Die Polizei würde ja bald eintreffen, und wenn er ihr dann den Mörder übergeben konnte, würde das doch ein erhebendes Gefühl für ihn sein.
    Vielleicht ließ sich Davenport überreden.
    »Davenport!« rief Robbins in die Dunkelheit hinunter. »Hier ist Dale Robbins! Ich muß mit Ihnen reden, Mr. Davenport! Sind Sie da unten?«
    Natürlich ist er
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