Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1128 - Weltraumtitanen

Titel: 1128 - Weltraumtitanen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
angedrohten Schicksal entgehen würde.
    Velias Schicht näherte sich dem Ende. Sie schaltete eine Verbindung mit Ruda Northrups Zimmer. Ruda war eine junge Frau, Mitte der Vierziger, die Velia ein wenig unter die Fittiche genommen hatte. Ruda besaß eine stark ausgeprägte psionische Affinität; sie war, nach Stronker Keens Aussage, die kräftigste aller Psioniker. Gleichzeitig aber wirkte sie unausgeglichen. Ihr haftete eine gewisse Unreife an, die sie um ein Haar die Mitgliedschaft im PSI-TRUST gekostet hätte. Nur um ihrer ungewöhnlich starken Mentalbegabung willen war Ernst Ellert, der Mentor des Trusts, bereit gewesen, die Neigung zu emotioneller Instabilität zu übersehen. Velia hatte sich vom ersten Tag an quasi als Ersatzmutter um Ruda gekümmert und glaubte zu sehen, daß ihre Bemühungen positive Wirkung erzielten. Ruda wurde ruhiger und weniger fahrig, und wenn sie lächelte, war es nicht mehr nur ein nervöses Zucken rund um die Augenwinkel.
    Die linke Wand des Raumes wurde transparent. Rudas Zimmer erschien, als läge es unmittelbar nebenan. Ruda schien den Anruf erwartet zu haben. Sie war hübsch, aber der Kummer hatte ihr ein paar verfrühte Krähenfüße um die Augen gezeichnet.
    „Nett von dir, daß du dich meldest", sagte sie.
    „Abendessen bei mir?" fragte Velia.
    „Kommt drauf an", antwortete Ruda und spielte die Verwöhnte. „Was hast du zu bieten?
    Vielleicht möchte ich lieber die Gastgeberin sein ..."
    Nie im Leben würde Velia je den Ausdruck vergessen, der plötzlich auf Rudas Gesicht erschien. Sie stockte mitten im Satz. Die Augen weiteten sich und begannen zu quellen.
    Der Mund blieb offen. Tödliche Blässe überzog die Haut und verlieh den Zügen eine porzellanene Starre. Binnen zweier Sekunden verwandelte sich Rudas hübsches Gesicht in eine Grimasse des Entsetzens, in eine Fratze des Todes.
    Sie selbst fühlte die fremde Kraft, die nach ihrem Bewußtsein griff. Es blieb ihr keine Zeit, sich um Ruda zu kümmern. Etwas Unheimliches, Übermächtiges hatte sich in ihrem Gehirn festgesetzt und zu wühlen begonnen. Es war nicht, wie Velia im ersten Augenblick geglaubt hatte, ein hypnotischer oder suggestiver Einfluß, sondern eine Strömung roher, nackter Mentalenergie, die über ihren Verstand hereinbrach und ihn mit sich zu reißen drohte. Dasselbe empfand Ruda, nur empfand sie es mit zehnfacher Intensität, weil ihre psionischen Fähigkeiten wesentlich besser ausgebildet waren als Velias.
    Velia schrie vor Schreck und Schmerz, als sich das Fremde wie mit glühenden Nadeln in ihr Bewußtsein wühlte. Sie reagierte instinktiv, lief zum Ausgang und betätigte den Alarmschalter. Sie spurte, daß ihr Verstand nicht mehr im Einklang mit dem PSI-TRUST war. Das mentale Gebäude der Psioniker schien zerfallen. Nirgendwo mehr entdeckte sie eine Spur des Stromes aus psionischer Energie, der den Zeitdamm aufrechterhielt.
    Der Zeitdamm!
    Schlagartig wurde ihr die Bedeutung des Vorgangs klar. Vishna griff an! Der Fall, mit dem in selbstsicherer Überheblichkeit niemand mehr gerechnet hatte, trat ein. Der Angriff der Unirdischen war gegen den Zeitdamm gerichtet, nicht gegen den PSI-TRUST. Die Psioniker bekamen die Energien zu spüren, die beim Aufprall auf den Damm nicht voll genutzt wurden und daher Gelegenheit erhielten, mit dem psionischen Mentalfeld rückzukoppeln.
    Wehe dem PSI-TRUST, wenn Vishna ihn direkt angegriffen hatte!
    Velia hörte das Heulen der Sirenen. Sie wußte nicht mehr, wo sie war. Sie sah hell erleuchtete Gänge, die verzerrten Gesichter von Menschen - sie empfand den drückenden Schmerz, der auf ihrem Bewußtsein lastete. Sie bewegte sich an Fremden vorbei, die ihr auswichen. Ihr unterbewußter Wunsch war, Rudas Zimmer zu finden, aber sie hatte in Wirklichkeit keine Ahnung, wo im Innern des großen Gebäudes Ruda sich aufhielt.
    Kräftige Arme bekamen sie zu fassen und hielten sie fest.
    „Velia! Panik können wir uns nicht leisten!"
    Stronker Keens harte, fast grobe Worte brachen den Bann. Velia kam zu sich und sah, daß sie sich in der Nähe des Gebäudeausgangs befand. Sie hatte fliehen wollen, daran gab es keinen Zweifel. Ringsum wimmelte es von Medo-Robotern, die sich mit verstörten, verwirrten, hilflosen, zum Teil auch rabiaten Menschen befaßten.
    „Velia, wir haben achtzig Prozent Ausfälle", sprach Stronker Keen auf sie ein. „Wenn du wirklich keine Kraft mehr hast, dann geh nach Hause oder laß dich behandeln. Wenn aber ..."
    Er verstummte, als sie ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher